23.10.2024, 17:30
Wendepunkt in Wetzlar
Die TSV Hannover-Burgdorf ist neben der MT Melsungen die Mannschaft der Stunde in der Daikin Handball-Bundesliga. Dabei drohte den Niedersachsen zwischenzeitlich ein 0:4-Fehlstart. Sven-Sören Christophersen, der Sportliche Leiter, erklärt vor dem Hamburg-Spiel im Gespräch mit handball-world, was für ihn der Wendepunkt dieser jungen Saison war.
Die "Recken-Raketen" Renars Uscins und Justus Fischer spielen derzeit groß auf. Sie haben maßgeblichen Anteil am Erfolg der TSV Hannover-Burgdorf. Als ersten, kleinen Erfolg können die Niedersachsen ihren Saisonstart definitiv bewerten: 12:2 Punkte aus den ersten sieben Spielen der Daikin Handball-Bundesliga. Nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz stehen Uscins, Fischer und Co. hinter der MT Melsungen. Und das ist definitiv verschmerzbar für Hannover, da die Nordhessen aktuell Liga-Spitzenreiter sind.
Das Erfolgsrezept der TSV? "Hervorragende Moral der Mannschaft, Qualität gepaart mit dem Quäntchen Glück in der Crunch-Time, die Spiele auf die eigene Seite zu ziehen", antwortet Sven-Sören Christophersen, der Sportliche Leiter des Tabellenzweiten, im Gespräch mit handball-world. "Das Flensburg-Spiel ist sinnbildlich", meint er.
"Wir haben es bisher gut geschafft, Verletzungen als Team zu kompensieren", so Christophersen mit Blick auf Ausfälle wie den des deutschen Nationalspielers Marian Michalczik. Der Spielmacher ist aktuell mit muskulären Problemen außer Gefecht gesetzt. Wann Michalczik auf die Platte zurückkehren kann, sei noch unklar.
Hannover hat Top-Teams wie die Füchse Berlin und die SG Flensburg-Handewitt geschlagen, sich in einen Flow gespielt. Christophersen: "Wir wollen den Moment genießen." Für die Fans und Sponsoren ist dieser aktuelle Erfolgslauf toll. Der ehemalige Nationalspieler drückt aber auch auf die Euphoriebremse. Das Tabellenbild sei nach sieben Spieltagen noch nicht so aussagekräftig, noch nicht "bereinigt" nennt er es.
Sven-Sören Christophersen betont gegenüber handball-world: "Wir wissen, dass da auch noch eine Menge Arbeit auf uns zukommt, viele Spiele zu spielen sind und vielleicht auch der eine oder andere schwere Moment noch vor uns liegt." Schwere Momente hatte Hannover-Burgdorf gleich zum Auftakt dieser Bundesliga-Saison zu überstehen. Gegen den VfL Gummersbach ging das Heimspiel verloren, in Wetzlar lag das Team von Trainer Christian Prokop zur Pause mit drei Toren hinten. Während die HSG dann total den Faden verlor, steigerte sich Hannover deutlich, siegte noch mit 36:25.
"Da war die zweite Halbzeit ein Stück weit ein Befreiungsschlag, ohne dass wir sie überbewertet haben", so Christophersen. "Aber sie hat dazu geführt, dass wir uns in der Woche darauf mit 2:2 Punkten und einer gewissen Ruhe auf das Berlin-Spiel fokussieren konnten. Dass es nicht sofort hieß: 'Oh Gott, 0:4 Punkte, was ist denn mit der TSV Hannover-Burgdorf los?'"
Er erklärt: "Das sind halt diese kleinen Weichen an verschiedenen Punkten in der Saison, wo sich dann auch eine gewisse Ruhe und ein gewisses Selbstverständnis aufbaut. Denn wir haben in der Vorbereitung nicht das Selbstvertrauen gesammelt, um jetzt zu sagen: 'Jedes knappe Spiel drehen wir wieder auf unsere Seite.'"
Eine Auffälligkeit in dieser Spielzeit: Das Prokop-Team scheint erwachsener geworden zu sein. Heißt: Die Hannoveraner setzen sich auch in Spielen durch (z.B. Potsdam oder Lübeck-Schwartau), in denen sie nicht ihre Top-Leistungen abrufen können. Nun auch leistungsmäßig noch konstanter zu werden, das streben die Bundesliga-Handballer von der Leine an. Sportchef Christophersen: "Da sehen wir noch viel Potenzial für uns." Der HSV Hamburg wird diese Konstanz als Nächstes testen (24. Oktober, 19 Uhr).
bec