12.10.2024, 06:00
Nationalspieler spricht über seinen Wechsel ins Ausland
Juri Knorr trifft am Sonntag (13. Oktober) mit den Rhein-Neckar Löwen im Bundesliga-Topspiel auf die Füchse Berlin. Im Gespräch mit handball-world äußert sich der deutsche Nationalspieler u. a. zum starken Saisonstart der Löwen, zu seinem bevorstehenden Wechsel nach Dänemark und zu seinen Ambitionen mit dem DHB-Team.
handball-world: Du spielst deine letzte Saison bei den Löwen und erhoffst dir von deinem Wechsel nach Dänemark (zu Aalborg) auch ein wenig mehr Ruhe. Wie äußert sich dieser Trubel um deine Person hier in Deutschland?
Juri Knorr: Als deutscher Nationalspieler ist das Scheinwerferlicht vielleicht noch ein bisschen mehr da in der Bundesliga. Gerade auch bei meiner Person habe ich schon häufig das Gefühl, dass da noch mal ein bisschen mehr drauf geschaut wird, darüber geschrieben wird oder darüber gesprochen wird. Das ist schon etwas, was ich wahrnehme, was ich grundsätzlich auch schätze und wofür ich häufig auch dankbar bin. Aber ja, wie gesagt, das war sicherlich auch ein Teilaspekt meiner Entscheidung.
Wie stark siehst du Aalborg im Vergleich zu den Bundesliga-Klubs?
Es ist ein Verein, der den Anspruch hat, früher oder später die Champions League zu gewinnen. Sie waren in den letzten Jahren zweimal im Finale. Es ist einfach eine sehr gute Mannschaft mit sehr guten Spielern. Man sieht es ja: Sie waren jetzt wieder mit Magdeburg auf Augenhöhe. Sie hatten einen etwas schwierigen Start in die Saison - mit ein paar Verletzungen. Das Unentschieden gegen Magdeburg zeigt ja, dass es einfach eine gute Mannschaft ist.
Welche Rolle hat Trainer Maik Machulla bei deiner Entscheidung gespielt?
Es ist gut, dass er da nun Trainer ist und ich habe mich darüber gefreut. Im ersten Prozess war das noch nicht ganz entscheidend, weil da noch nicht fix war, dass er Trainer wird. Aber als es dann feststand, hat er mit mir Kontakt aufgenommen. Da hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.
Große Ambitionen habt ihr auch in der Nationalmannschaft. Seht ihr euch jetzt nach Olympia-Silber in einer Favoritenrolle für die Handball-WM im Januar 2025?
Ich tue das nicht. Ich weiß, dass wir jetzt natürlich einen sehr guten Sommer hatten. Aber da sind wir sicherlich auch aus der Underdog-Rolle gekommen. Wir haben da einen großen Erfolg erzielt. Aber das Spektrum an Mannschaften, die in die Medaillenränge reinwollen, ist einfach so groß.
Ich glaube, da sind wir hinter Dänemark - und weiterhin Frankreich und Schweden. Sicherlich sind wir in der Gruppe dahinter. So sehe ich das. Aber natürlich haben wir Ambitionen und konnten in diesem Sommer zeigen, dass wir mithalten können. Aber größer würde ich es jetzt nicht machen. Wir müssen das jetzt erstmal über die nächsten Turniere bestätigen.
Blicken wir ins Hier und Jetzt: Die Rhein-Neckar Löwen sind sehr gut gestartet. Was hat sich im Vergleich zur letzten Saison verändert?
Klar war es erstmal für uns wichtig, einen Reset zu haben, die Sommerpause zu haben. Es war in der letzten Runde sehr ernüchternd, sehr enttäuschend. Da waren wir gerade in der Bundesliga in einer Abwärtsspirale. Da brauchten wir, glaube ich, auch einfach eine Pause.
Dann ist es vielleicht auch gut für die, die bei der Nationalmannschaft waren, dort etwas anderes zu sehen und mit Rückenwind zurückzukommen. Und klar: Es gab dann einfach eine Veränderung in der Mannschaft. Uns haben auch wichtige Spieler verlassen, deren Qualitäten uns natürlich fehlen, aber natürlich haben wir auch viel Qualität dazu bekommen. Die Jungs, die jetzt dabei sind, machen einen super Job. Generell als Mannschaft haben wir wieder eine andere Grundstimmung. Klar hilft das dann auch, wenn man beispielsweise mit einem Sieg gegen Kiel reinstartet.
Es wird momentan viel über Ivan Martinovic gesprochen. Inwiefern verändert sich mit ihm das Spiel auch für dich persönlich im Vergleich zu seinem Vorgänger Niclas Kirkeløkke?
Niclas ist wie Ivan auch ein überragender Spieler und zeigt das jetzt auch in Flensburg. Es sind beides nahezu Weltklasse-Spieler. Mir macht es Spaß, mit Ivan zusammenzuspielen, mit Niclas aber auch.
Was bei Ivan vielleicht jetzt gerade noch dazukommt, ist, dass er kein wirklicher Lautsprecher ist, aber schon kommunikativ auf dem Feld und sehr viel Energie mitbringt. In der NBA sagt man 'vocal leader'. Er geht voran. Er ist schon jetzt, obwohl er erst zu dieser Saison dazukam, einfach ein Anführer auf der Platte. Das hilft uns extrem. Das ist natürlich eine super Qualität.
Jetzt steht das Topspiel bei den Füchsen an: In Berlin gab's für euch ja die letzten Jahre sehr wenig zu holen... Seit 2017 nur drei Punkte (ein Sieg, ein Unentschieden). Wie könnt ihr am Sonntag (13. Oktober, 15 Uhr) etwas mitnehmen?
Für uns ist das in den letzten Jahren echt der schwierigste Gegner gewesen. Sie haben einfach eine super Mannschaft und den besten Spieler der Welt in ihren Reihen. Sie sind einfach als Konstrukt gefestigt über die letzten Jahre, sind sehr eingespielt. Gerade zu Hause sind sie einfach super.
Da muss einiges zusammenpassen für uns. Sehr, sehr viel. Es muss ein optimaler Tag sein. Dann ist bestimmt etwas möglich, weil wir diese Saison auch gezeigt haben, dass wir ziemlich gut sind. Aber klar: Es wird extrem schwierig. Berlin ist einfach eine Top-Mannschaft.
Jedes Jahr aufs Neue kommt die Frage auf: Wird es diese Saison das spannendste Meisterrennen? Jetzt hat's ja zumindest vielversprechend angefangen. Wie siehst du den Titelkampf?
Es kristallisiert sich nicht so richtig ein klarer Favorit heraus. Die Top 4, die dafür eigentlich grundsätzlich in Frage kommen, haben alle ein paar Baustellen, weshalb man sich nicht so sicher ist, ob sie es machen können. Für den allgemeinen Zuschauer, aber auch für die Liga generell, ist es sehr gut. Das macht's attraktiv. Es zeigt natürlich auch, dass die Liga wieder weiter zusammengerückt ist und einfach, dass die Qualität auch in der Breite extrem hoch ist.
Wo sehen sich die Löwen da? Wo könnt ihr mitkämpfen?
Das wird sich zeigen. Wir wollen es einfach besser machen als letztes Jahr und die aktuell positive Stimmung mitnehmen. Dann schauen wir, was dabei rumkommt. Aber ich tue mich da jetzt schwer, ein Ziel zu setzen. Wir sind gut drauf, können einfach angreifen und noch viele gute Spiele machen. Und uns hoffentlich da oben irgendwo einsortieren.
bec