05.09.2024, 22:22
Erstes Ausrufezeichen
Die Rhein-Neckar Löwen haben zu Saisonbeginn direkt eine Duftmarke gesetzt: Im Nationaltorwart-Duell zwangen David Späth und seine Vorderleute den THW Kiel und Andreas Wolff in die Knie.
Mit dem Duell zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel trafen am ersten Spieltag zwei Teams aufeinander, die nach einer enttäuschenden Vorsaison Wiedergutmachung in der Bundesliga leisten wollen. Die Partie begann aber direkt mit einem Schlag ins Kontor: Patrick Wiencek traf Ivan Martinovic im Gesicht und musste nach Ansicht der Videobilder nach nur 45 Sekunden mit Rot von der Platte.
Das beflügelte die Löwen. Angetrieben von David Späth, der im Nationaltorhüterduell zunächst vorlegte, stellten die Hausherren schnell auf 2:0. Kiel selbst brauchte vier Minuten für den ersten Treffer, dann ging es bis zum 4:3 munter hin und her, ehe Andreas Wolff aufdrehte. Der Nationaltorwart kaufte Ivan Martinovic Siebenmeter und Gegenstoß ab (7.).
Und die deutsche Nummer eins machte so weiter: Martinovic vergab auch aus dem Rückraum, und auch in den Nachwurf von Juri Knorr schmiss sich Wolff heroisch. Das legte den Grundstein dafür, dass die Kieler beim 7:4 durch Domagoj Duvnjak auf Plus-Drei stellen konnten (12.). Vorausgegangen war dem auch eine kampfstarke Abwehraktion von Neuzugang Lukas Zerbe.
In der Folge legten auch die Löwen in der Deckung zu, schlugen aber immer wieder über die Stränge: Jannik Kohlbacher riss Hendrik Pekeler das Trikot vom Leib und erhielt eine Hinausstellung, genauso wie kurz darauf Ivan Martinovic. Das konnte die Mannheimer aber nicht hemmen: Der Rückraum rund um Sebastian Heymann erstarkte und der Nationalspieler stellte beim 9:9 höchstselbst auf Anfang (17.).
Das Remis brachte Wolff wieder auf den Plan. Der Torwart der Zebras fischte gleich je einen Ball pro Außenposition raus, aber seine Vorderleute verpassten die erneute Führung. So waren die Kieler beim 9:11 aus eigener Sicht noch gut bedient, einzig ihr Torwart hatte sie am Leben gehalten. Filip Jicha hatte genug gesehen und buzzerte zur Auszeit (24.).
Danach blieben die Hausherren stärker. Sebastian Heymann stellte beim 13:10 auf Plus-Drei (27.), dann aber gab es einen Schock: Juri Knorr geriet in der Rückzugsbewegung ins Straucheln, knickte auf einem Werbebanner um und musste von der Platte. Das verursachte einen Bruch im Löwen-Spiel, danach kamen die Gäste bis zum 14:14-Pausenstand heran.
Der THW Kiel konnte nach dem Seitenwechsel zunächst vorlegen und führte beim 17:16 wieder hauchdünn. Dann aber steigerten sich die Löwen - mit Juri Knorr - erneut und zogen durch einen eleganten Heber von Sebastian Heymann wieder auf zwei Treffer davon. Gerade im Tempospiel wirkten die Gastgeber nun reifer.
Dabei kamen die Schützlinge von Sebastian Hinze auch immer wieder durch ihre schnellen Rückraumspieler zum Erfolg: Ivan Martinovic ließ auf Heymanns Heber das 21:18 folgen und brachte die stark ersatzgeschwächten Zebras so in die Bredouille. Beim Stand von 23:20 zog Jicha seine zweite Auszeit, sein Team lief den Hausherren hinterher (40.).
Doch weiterhin blieb der Rückzug die Achillesferse im Spiel des deutschen Rekordmeisters. Zudem fiel der Kieler Rückraum in dieser Phase auch mit einigen halbherzigen Abschlüssen aus der zweiten Reihe auf. Gleich fünf Würfe in Serie landeten in den Fängen Späths, des Blocks oder neben dem Tor.
Die Löwen nutzten das, um sich auf 25:21 abzusetzen. Offensiv taten sie sich nun auch in einigen Aktionen schwer. Auf der Gegenseite gelang es den Kielern erst nach über sechs Minuten, wieder einen eigenen Treffer zu erzielen (25:22, 49.). Jicha setzte nun auf das Sieben-gegen-Sechs, Sebastian Hinze zog das Timeout.
Den folgenden Wurf von Martinovic vereitelte Wolff, beim Aufkommen trat Petter Øverby dann auf den Fuß des Kroaten und knickte weg. Der Kieler humpelte daraufhin in die Offensive und konnte glücklicherweise weitermachen: Dennoch blieben einige Verletzungen und Stürze - besonders durch die rutschigen Werbebanner leichtfertig riskiert - ständige Begleiter eines spannenden Handballspiels, das vom Kampf lebte.
So auch in der Schlussphase, welche Tim Nothdurft mit seinem Tor zum 26:23 eröffnet hatte (53.). Die SAP-Arena kochte jetzt: Nach einem weiteren Nothdurft-Tor plus Ballgewinn standen die 9114 Handballfans fast gesammelt auf und begleiteten die Löwen über Umwege bis zum 28:24 (56.).
Die Zebras schnupperten in der Crunchtime nochmal an einer Aufholjagd. Drei Minuten vor dem Spielende lag die Sieben von Filip Jicha mit zwei Toren zurück, nachdem Lukas Zerbe auf 27:29 verkürzt hatte. Sebastian Heymann konterte aber prompt mit dem erneuten Plus-Drei, die Kieler sammelten sich ein letztes Mal zur Auszeit.
David Späth vereitelte danach abermals einen Versuch der Zebras und auf der Gegenseite sorgte Jon Lindenchrone mit einem Doppelschlag für die Entscheidung. Die Löwen hatten den Sieg zum Saisonauftakt somit vorzeitig gesichert - und gewannen letztlich sogar deutlich mit 32:27. Kiel hingegen offenbarte einige Schwächen und traf teils minutenlang nicht.
Rhein-Neckar Löwen: Späth (16/1 Paraden), Appelgren; Martinovic (10), Heymann (6), Kohlbacher (5), Lindenchrone (5), Knorr (3), Nothdurft (3) , Plucnar Jacobsen, Oskarsson, Moré, Mayer, Davidsson, Forsell-Schefvert
THW Kiel: Wolff (16/1 Paraden), Bellahcene; Madsen (10), Johansson (5), Pekeler (4), Dahmke (2), Duvnjak (2), Overby (2), Imre (1), Zerbe (1) für Kiel, Landin, Wiencek, Pabst, Johansson, Kutz, Wallinius
Zuschauer: 9114 (SAP Arena, Mannheim)
Schiedsrichter: Dinges / Baumgart
Strafminuten: 8 / 6
Disqualifikation: Wiencek (1. Min, rote Karte)
Maximilian Otte