vor 16 Stunden
Prekäre Personalsituation kaum zu spüren
Anfangs schien es, als würde Frisch Auf Göppingen die schwierige Personalsituation des SC Magdeburg zu einer Überraschung nutzen können. Doch der Optimismus währte nur kurz, Ymir Gislason erhielt zudem nach 40 Minuten die rote Karte. Mit dem 25:28 (11:17) bleibt der SCM in der Spitzengruppe der Bundesliga, Göppingen sitzt im Schlussdrittel fest.
Antonio Serradilla eröffnete die Partie mit dem ersten Treffer für Magdeburg. Göppingen spielte geduldig und Marcel Schiller nutzte den von Ymir Örn Gislason erwirkten Siebenmeter zum Ausgleich. Diese Marschroute konnten die Schwaben jedoch nicht beibehalten. Zwar gingen sie mit dem Doppelschlag von Schmidt beim 4:3 (6.) in Vorlage, in der ersten Überzahl fehlte ihnen dann aber die Konsequenz.
Die Sieben von Bennet Wiegert ließ sich nicht beirren. Göppingen leistete sich in Überzahl einen ersten technischen Fehler, woraufhin Webers Anspiel auf Musche zum Führungswechsel, Hernandez Freiwurf-Parade gegen Sunnefeldt und ein Treffer Saugstrup binnen kurzem den 4:6-Rückstand bedeuteten. Der Deutsche Meister, bei dem mehr als eine komplette Rückraumachse fehlt, lag mit zwei Toren vorne.
Göppingen wollte diese erste Schwächephase mit dem siebten Feldspieler beenden, schaffte das aber nicht und musste schließlich die erste Auszeit nehmen. Sunnefeldt scheiterte zunächst erneut an Hernandez und Magdeburg spielte erneut Saugstrup frei. Spielerisch hatte der SCM jetzt Oberwasser, zumal als Musche aus über 30 Metern zum 4:8 (12.) netzte. Ben Matschke haute auf den Buzzer.
Bart Ravensbergen kam ins Tor und dem Niederländer gelang direkt die erste Göppinger Parade, sein Gegenpart Sergey Hernandez verzeichnete aber kurz darauf bereits seinen vierten Reflex. Der Spanier mit den russischen Wurzeln war damit, neben Spielmacher Philipp Müller und seinen beweglichen Mitspielern der Garant der Führung - und dass die Gäste das Spiel in den Griff bekommen hatten.
Zu siebt fand Göppingen nur zeitweise eine gute Tiefe im Angriffsspiel und gute Lösungen. Claar, Saugstrup und Musche bestraften weitere technische Fehler mit schnellen Treffern zum 8:13 (21.). Dass beim SC Magdeburg im Rückraum O'Sullivan (Knie), Kristjansson (Fuß), Zehnder (Kreuzbandriss) und Magnusson sowie Kreisläufer Bergendahl (beide Sprunggelenk) fehlen, war unmerklich.
"So eine Situation habe ich noch nie erlebt, aber vielleicht wachsen wir auch noch mehr zusammen deswegen", hatte Torhüter Nikola Portner am Dyn-Mikrofon erklärt. Der Schweizer schien recht zu behalten, zumindest bekam Göppingen weder das SCM-Spiel über die Flügel noch Saugstrup am Kreis in der ersten Spielhälfte in den Griff - und kassierte bis zur 24. Spielminute fünfzehn Gegentore.
Der Göppinger Rückstand war beim 9:16 auf sieben Tore gewachsen. Magdeburg hatte zu diesem Zeitpunkt eine um fast 70 Prozent höhere Angriffsquote als die Gastgeber, die kaum jeden zweiten Wurf unterbrachten, aber auch viel verschnörkelter spielten. Das war auch beim letzten Angriff vor dem 11:17-Pausenstand zu bemerken, der versandete, statt in diesen fünf Sekunden eine Torwurf zu versuchen.
"Da müssen wir irgendwie alle durch - und ich bin froh, dass es bis jetzt hält", kommentierte Philipp Weber bei Dyn die Personalsituation und den Spielstand. Gegen die kompakt spielenden Magdeburger hatte Göppingen bisher, auch zu siebt im Angriff, wenig ausrichten können. "Wir müssen in der zweiten Halbzeit mutiger spielen", forderte Göppingens Elias Newel.
Ludwig Hallbäck setzte sich bei seinem ersten Torerfolg tatsächlich mutig zum 13:19 (34.) durch und der Schwede erwirkte auch den Siebenmeter, den Schiller gegen den eingewechselten Portner nicht nutzte. In der Abwehr wollten die Hausherren dem SCM mit Härte an die vermeintlich mangelnde personelle Substanz gehen. Gislason übertrieb es bei einem Stoppfoul gegen Musche und erhielt die rote Karte.
Musche hielt sich das Knie und wurde von Lukas Mertens ersetzt, der trotz kommoden Winkels an Ravensbergen scheiterte. Die emotionale Szene schien die Grün-Roten wieder geweckt zu haben, sie nutzten die Überzahl, Claar setzte sich zum 15:23 (43.) durch. Göppingen waren binnen 15 Minuten wiederum nur sechs Tore gelungen, beim 17:24 lag der SCM daher auf Kurs.
Hernandez auch jetzt mehrmals hochkarätig: Sein elfter Reflex verhinderte, dass die Grün-Weißen nach dem 19:25 (50.) mit freien Würfen auf vier Tore verkürzten. "Das Eins-gegen-zwei ist top", freute sich Wiegert, dass seine Spieler die Göppinger Abwehr noch immer verwirren konnten, wie bei Claars 21:28 (57.). Den Hausherren gelang erst vor dem 25:28-Endstand etwas Ergebnis-Kosmetik.
34 Sekunden vor der Sirene war der Akku bei Philipp Weber leer, er verließ das Spiel humpelnd, nachdem er bei einem artistischen Wurfversuch unglücklich gelandet war. Der Spielmacher war mit fünf Toren und zwei Assists am Sieg seiner Mannschaft beteiligt und entscheidend dafür verantwortlich, dass die Grün-Roten im Angriff zur nötigen Bewegung gefunden hatten.
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Frisch Auf Göppingen: Ravensbergen (7 Paraden), Ivanisevic; Neudeck, ten Velde, Klöve 1, Flodman, Sarac, Hallbäck 3, E. Persson 3, Schiller 11/4, Jurmala Aström, Sunnefeldt 1, Lastro 2, Örn Gislason, Newel 1, Schmidt 3
SC Magdeburg: Hernandez (11 Paraden), Portner (1 Parade); Persson, Musche 5, Claar 7, Zechel, Pettersson, Serradilla Cuenca 1, Hornke 4, Hensen, Weber 5, Mertens, Saugstrup 6, Damgaard
Zuschauer: 4.800 (EWS Arena, Göppingen)
Schiedsrichter: Fabian Baumgart / Philipp Dinges
Strafminuten: 4 / 4