29.01.2025, 12:30
Ohne HBL-Erfahrung ins Viertelfinale
Portugal hat den Sprung ins Viertelfinale geschafft und das praktisch ohne Bundesligaprofi. Der einzige Spieler aus der stärksten Liga der Welt, Alexandre Cavalcanti von der MT Melsungen, wurde von Chefcoach Paulo Pereira in den bisherigen Partien nicht einmal eingesetzt. Aber warum spielen so wenige der Herois do Mar in Deutschlands Beletage?
Portugiesen in der stärksten Liga der Welt sind eine Ausnahmeerscheinung. Bevor Cavalcanti vom HBC Nantes zur MT Melsungen kam, hatten die Nordhessen schon Andre Gomes unter Vertrag. Bei der HSG Wetzlar spielte einst Joao Ferraz, in Gummersbach konnte sich Torhüter Diogo Valerio nicht behaupten, ebenso Gilberto Duarte bei Frisch Auf Göppingen.
Die Iberer sind erst in den 2020er Jahren wieder auf die große Bühne zurückgekehrt. Auch die Aufstockung auf 24 Mannschaften bei der Europameisterschaft und auf 32 Teams bei der Weltmeisterschaft half beim Wiederaufbau.
Aber auch auf der Vereinsebene wurden vor allem bei den drei Topklubs FC Porto, Benfica Lissabon und Sporting CP Lissabon die Bemühungen verstärkt - und das ist im Endeffekt die Antwort auf die Frage: Die Stärke der eigenen Liga und die Bedeutung der Nationalspieler für die heimischen Klubs in Portugal.
Statt maximal im drittklassigen European Cup spielen die portugiesischen Klubs längst auch international eine Rolle - Benfica konnte sogar 2022 die deutsche Dominanz in der EHF European League brechen und Sporting zeigte letzte Saison in der European League und nun auch in der Königsklasse, dass man auf höchstem Niveau mitmischen kann.
Gleich 14 der 18 Spieler aus dem aktuellen WM-Kader stehen bei den heimischen Topklubs unter Vertrag. Zudem ist Spielmacher Andre Sousa - wie der am Montag aus gesundheitlichen Gründen nach Melsungen zurückgekehrte Cavalcanti noch ohne Einsatzzeit - im Sommer von Porto zum Ligafünften ABC Braga gewechselt.
In der Vergangenheit folgten viele Portugiesen den Spuren von Rekord-Nationalspieler Carlos Resende und spielen in der örtlich benachbarten spanischen Liga Plenitude, Kreisläufer Luis Frade vom FC Barcelona ist einer von acht Spanien-Legionären.
Auch Frankreichs Star Ligue ist manchmal ein beliebtes Ziel, so wie nun bei Rechtsaußen Antonio Areia, der im Sommer aus Porto zu Tremblay-en-France ging. Allerdings spielen aktuell auch nur fünf Portugiesen in der LNH.
chs