vor 1 Tag
Ägypten mit bitterem Viertelfinal-Aus
In einem dramatischen Viertelfinale begegnen sich Frankreich und Ägypten über die komplette Partie auf Augenhöhe. Die Ägypter kämpfen sich dabei immer wieder zurück, kassieren jedoch mit dem Schlusspfiff den entscheidenden Gegentreffer.
Nach einem starken Auftritt in der Vor- und Hauptrunde wartete auf Frankreich mit Ägypten ein schweres Kaliber im WM-Viertelfinale. Die Ägypter, bei denen pünktlich zur K.O.-Phase Ali Zein ins Team zurückkehrte, gingen sogar auch prompt in Führung. Seif Elderaa netzte im zweiten Angriff seines Teams zum ersten Mal.
Ansonsten gehörte die Anfangsphase jedoch den Franzosen. Hinten rührten sie schnell Beton an und gingen dann ins Tempo. Thibaud Briet und Nedim Remili mit einem Doppelpack sorgten für die erste Führung, Dika Mem (6.) packte sogar noch einen drauf. Doch die Nordafrikaner stellten sich nun besser auf die schnellen Angriffe des Gegners ein, zumal Keeper Mohamed Aly nun auch das ein oder andere Mal zur Stelle war. Yahia Omar und Zein stellten beim 3:4 (8.) den Anschluss wieder her.
Mem konnte zwar den Abstand wieder ausbauen, aber die Partie war weiter enorm zäh. Die Ägypter spielten lange Angriffe und konnten ihr gefährliches Kreisläuferspiel zunächst nicht aufziehen. Erst als Karl Konan wegen eines Abstandsvergehen für zwei Minuten vom Feld musste, schlugen sie eiskalt zu. Ahmed Adel traf per Schlagwurf, ehe Ahmed Nafea nach einem Ballgewinn ins verwaiste französische Gehäuse zum 5:5-Ausgleich (14.) traf.
Zwar konnte Briet die erneute Führung erzielen, doch die Nordafrikaner hatten Blut geleckt. Nach einer erneuten Parade von Aly, der bei einer 40-prozentigen Fangquote stand, erzielte Elderaa mit dem 7:6 (16.) mal wieder eine Führung für seine Mannschaft. Das Spiel nahm nun wieder merklich an Schwung auf, es folgten Tore auf beiden Seiten. Nachdem Omar am starken Remi Desbonnet, der fast jeden zweiten Wurf entschärfte, scheiterte, stellte Briet auf 9:8 (18.) für Frankreich.
Remili konnte den Abstand zwar nochmal auf zwei Tore hochschrauben, doch Ägypten ließ sich nicht abschütteln. Mohsen Ramadan sorgte in der 23. Minute gar wieder für den 11:11-Ausgleich. Die Torflut setzte sich weiter fort, besonders die Afrikaner waren nun treffsicher. Als Yasser Abdelwahed beim Stand von 14:14 (26.) allerdings die Chance zur Führung hatte, warf er die Kugel am langen Pfosten vorbei.
Auf der anderen Seite schlugen Aymeric Minne und Ludovic Fabregas eiskalt zu, sodass Juan Carlos Pastor zwei Minuten vor der Pause eine Auszeit nahm. Doch es kam noch dicker: Nach einem Ballverlust kassierte Ahmed Khairi für sein Foul gegen Minne eine Zeitstrafe. Benoit Kounkoud nutzte die numerische Überzahl zum 17:14 (30.). Melvyn Richardson setzte nach dem Pausenpfiff per Strafwurf sogar noch einen drauf.
Zu Beginn der zweiten Hälfte erhöhte der kurz zuvor eingewechselte Julien Bos dann auf 19:14. Erst Yasser Abdelwahed konnte den Lauf der Franzosen per Tempogegenstoß (33.) unterbinden. Die Probleme im gebundenen Spiel blieben aber, sodass der siebte Feldspieler kam. Ahmed Hesham verkürzte zwar auf 17:20 (35.), doch Minne traf vom Anwurfkreis prompt ins leere Tor.
Der Rückraumshooter der Franzosen übernahm nun das Kommando und ließ auch die Treffer 22 und 23 für seine Farben folgen. Allerdings steckten die Ägypter, die nun selbst deutlich mehr das Tempospiel suchten, nicht auf. Mit einer Umstellung auf die 5:1-Deckung brachten sie ihren Gegner etwas aus dem Konzept. Erst traf Mohammad Sanad zum 21:23, nach einer Parade von Karim Hendawy ließ Seif Elderaa das 22:23 (40.) folgen.
Auch eine Zeitstrafe gegen Omar brachte die Truppe von Juan Carlos Pastor nicht aus der Ruhe, denn der Abstand blieb gleich. Das lag nicht zuletzt an Hendawy, der langsam richtig in Fahrt kam. Als er gegen Thibaud Briet zur Stelle war, konnte Omar per Strafwurf das 24:24 (44.) erzielen. Da Frankreich wegen eines Wechselfehlers auch noch zwei Minuten auf Karl Konan verzichten musste, drohte die Partie zu kippen.
Trotz angezeigtem Zeitspiel hämmerte Melvyn Richardson die Kugel aber links oben in den Winkel. Hinten war Desbonnet zwar zweimal zur Stelle, doch gegen Hesham war er dann machtlos. Seine Vorderleute ließen jedoch nicht nach, Ludovic Fabregas und Bos erhöhten auf 27:25 (48.). Ägypten mühte sich um den Anschluss, doch auch in Überzahl kamen sie nicht heran. Mem traf zum 29:27 (51.) und Omar scheiterte erst per Siebenmeter und dann im Nachwurf an Desbonnet.
Ägypten blieb aber in Ballbesitz, Elderaa traf zum 29:28. Nach einem Stürmerfoul von Mem konnte Omar doch den französischen Keeper überwinden - eine spannende Schlussphase brach an. Jede Aktion konnte nun über das Weiterkommen entscheiden. Richardson behielt vom Siebenmeterstrich die Nerven und Mohammad Sanad traf zielsicher von Rechtsaußen. Mem netzte viereinhalb Minuten vor Ende zum 31:30.
Dann der womöglich entscheidende Fehler: Ein Kempa-Pass auf Omar misslang, die Schiedsrichter entschieden auf Tor ab für Frankreich. Mem hämmerte die Pille kurz darauf zum 32:30 (58.) in die Manschen, Pastor nahm eine Auszeit. Hesham sorgte nach den Worten seines Trainers für den Anschluss und Hendawy parierte einen Wurf von Mem.
Knapp eine Minute vor Schluss war es wieder der Regisseur der Ägypter, der zum 32:32 netzte. Remili brachte Frankreich 33 Sekunden vor Schluss bei angezeigtem Zeitspiel aber wieder in Front. Als Omar drei Sekunden mit seinem achten Torerfolg zum 33:33 traf, winkte die Verlängerung. Doch Karabatic führte den Anwurf direkt aus und die Kugel überquerte 0,3 Sekunden vor Schluss noch die Torlinie des verwaisten ägyptischen Gehäuses.
Frankreich: Desbonnet (12 Paraden, davon 1 Siebenmeter), Bolzinger; Minne 5, Remili 6, Bos 2, Prandi 1, Richardson 3/2, Mem 6, Tournat 1, Grebille, Karabatic 1, Fabregas 3, Kounkoud 1, Nahi 1, Konan, Briet 4
Ägypten: Hendawy (4 Paraden), Aly (5 Paraden); Omar 6/3, Hany, Abdou 1, Hesham 8, Khairi, Elmasry, Elderaa 5, Yousri, Ramadan 2, Abdelwhaed 2, Nafea 4, Adel 2, Zein 1, Sanad 2
Schiedsrichter: Gjorgji Nachevski (MKD) / Slave Nikolov (MKD)
Strafminuten: 6 / 4
Disqualifikation: Konan (50.) / -
smu