12.07.2024, 10:49
Gegen Japan schon um 9 Uhr
Den ganzen Tag Handball? Bei Olympia ist das Realität. Um 9:00 Uhr morgens starten die Spieltage, erst um 21:00 Uhr ist Schluss. Das stellt die Stars der Nationalteams aber auch vor ungewohnte Herausforderungen.
Die meisten werden es aus der eigenen Jugendzeit kennen - oder als Eltern. An der Basis fangen die Heimspieltage meist schon am späten Morgen oder frühen Vormittag an, bis die Seniorenteams als Tagesabschluss im Einsatz sind.
Handball bei Olympia hat Jugend-Qualifikationscharakter. Zwölf Mannschaften treffen in derselben Halle aufeinander, es geht früh morgens los, hört spät auf. Der einzige Unterschied ist, dass nicht jedes Team mehrfach am Tag im Einsatz ist - und dass es natürlich um viel mehr geht.
"Das ist ein bisschen wie beim C-Jugend-Turnier oder beim Merzig-Cup oder Sachen, wie man sie damals erlebt hat", weiß auch Juri Knorr. Der Mittelmann der deutschen Auswahl ist in Paris zu fast jeder Anwurfzeit einmal im Einsatz: gegen Japan um 9:00 Uhr, gegen Kroatien um 11:00 Uhr, gegen Slowenien um 14:00 Uhr, gegen Spanien um 16:00 Uhr und gegen Schweden um 19:00 Uhr. Die Spieltage finden im Zwei-Tages-Rhythmus statt.
Anhand des frühsten Spiels gegen die japanische Auswahl ist es wenig überraschend, dass diese Partie beim Medientermin der deutschen Mannschaft in Hennef im Vordergrund stand. "Ich habe gehört, dass es von der Zeitverschiebung für die Japaner ein Vorteil sein könnte, ob das so ist, das wird sich zeigen", so Andreas Wolff: "Die Japaner werden auch schon einige Tage unterwegs sein. Bei unserer Japanreise damals war es die ersten Tage schon für uns schwierig mit der Umstellung. Als Sportler gewöhnt man sich aber auch daran."
Juri Knorr ergänzte hinsichtlich der Jugend-Turniere: "Schon damals war das anspruchsvoll morgens um sechs Uhr aufzustehen und dann zur Halle zu fahren. Aber das gehört dazu und jede Mannschaft muss da durch. Wenn man wach ist, dann macht es eigentlich keinen Unterschied - hoffe ich auf jeden Fall, aber wir werden das erst nachher sehen. Wir werden früh ins Bett gehen und das macht auf jeden Fall auch den Reiz aus." Er schloss: "Auch das ist das Besondere an Olympia."
Das Duell mit den Handballern aus dem Land der aufgehenden Sonne ist das zweite Spiel der deutschen Auswahl. Nach einem weiteren Vormittagsduell gegen Kroatien hat die DHB-Auswahl die frühen Zeiten dann aber auch überstanden - zumindest für die Gruppenphase.
Helfen kann da - wie es sich für einen Teamsport gehört - auch die Mannschaft selbst. Für Marko Grgic hat ein Teamkollege einen positiven Effekt: "Vor ein paar Monaten hätte ich noch gesagt, dass ich Langschläfer bin, aber gegen Ende der Saison und Start der Olympiavorbereitung habe ich meinen Rhythmus geändert und stelle mir den Wecker auf 8 Uhr morgens. Dadurch, dass ich mit Johannes Golla einen zweifachen Familienvater als Zimmerkollege habe, ist es noch einmal anders - er steht dann immer schon um halb sieben auf", erklärte der Eisenacher.
Die Frauenmannschaften sind derweil logischerweise mit derselben Problematik konfrontiert, wobei der Spielplan für das Team von Markus Gaugisch etwas gnädiger aussieht. Nur das Duell mit Slowenien findet mit 9:00 Uhr morgens zu einer frühen Anwurfzeit statt.
Ausgerechnet Slowenien griff in der Vorbereitung dabei bereits zu unkonventionellen Vorbereitungsmethoden. Gegen Ungarn testeten die deutschen Gruppengegnerinnen unter Ausschluss der Öffentlichkeit um 9:00 Uhr. "Das Spiel wurde absichtlich so früh angesetzt", erklärte Kapitänin Ana Gros nach der 21:31-Niederlage: "Wenn man erst einmal aufgewacht ist und sich auf das Spiel vorbereitet hat, spielt die Startzeit keine besondere Rolle mehr."
mao, chs