30.07.2024, 10:09
Die Chance auf das Viertelfinale lebt
Nach zwei Niederlagen holen Deutschlands Handballerinnen den ersten Sieg - und stoßen die Tür zum Viertelfinale wieder auf. Ein Schlüssel für den 41:22 (16:9)-Erfolg war die starke Defensivleistung.
Die Ausgangslage vor dem Spiel war klar: Deutschland brauchte einen Fünf-Tore-Sieg, um in einem möglichen Dreiervergleich mit Gegner Slowenien und den Südkoreanerinnen die Nase vorne zu haben. Slowenien seinerseits hätte mit einem Sieg gegen das deutsche Team gute Chance auf das Viertelfinale - und das direkt bei der olympischen Premiere des Frauenteams.
Das Spiel begann mit einer Parade von Katharina Filter, doch auch gegenüber Maja Vojnovic konnte den ersten Wurfversuch abwehren. Im Gegenzug brachte Alja Varagic ihr Team in Führung. Bundestrainer Markus Gaugisch hatte an seiner Startaufstellung aus dem Schweden-Spiel festgehalten; vor Filter agierten Antje Döll, Emily Bölk, Alina Grijseels, Julia Maidhof, Jenny Behrend und Julia Behnke. Nach Treffern von Bölk und Döll war der Ausgleich erneut hergestellt (2:2, 6.).
Das Spiel in der Olympia-Qualifikation hatte Deutschland noch deutlich für sich entscheiden können; in dieser Anfangsphase war das Match noch ausgeglichener. Vojnovic nahm Bölk mit einer schönen Parade einen Ball ab, war kurz darauf gegen Maidhof jedoch chancenlos. Das 4:3 (10.) bedeutete die erste deutsche Führung. Im Gegenzug kassierte Bölk eine Zeitstrafe und Slowenien-Star Ana Groß nutzte die Überzahl direkt zum Ausgleich (4:4, 11.). Grijseels hatte per Siebenmeter die Chance, ihre Mannschaft wieder in Front zu werfen, doch Vojnovic parierte und Elizabeth Omoregie traf zum 4:5 (13.).
Zwei Zeitstrafen gegen Slowenien nacheinander sollten den Wendepunkt bedeuten, denn die deutsche Mannschaft nutzte die rund vierminütige Überzahl an. Behnke fing den Ball ab und vollendete einen 3:0-Lauf zum 7:5 (14.), dann traf das DHB-Team zum 9:6 (19.). Selbst die zweite Zeitstrafe gegen Bölk (20.) konnte den Lauf nicht stoppen, da Filter den Heber von Varagic stark parierte.
Slowenien tat sich im Angriff nun extrem schwer, während bei den deutschen Handballerinnen der Ball flüssig lief. Xenia Smits erzielte in der 11. Spielminute das 11:6 und sorgte damit erstmals für den ersehnten Fünf-Tore-Vorsprung. Slowenien-Coach Dragan Adzic nahm die Auszeit, doch der Impuls blieb aus - auch, weil seine Mannschaft in der Defensive zu passiv gegen den deutschen Rückraum war. Die eingewechselte Annika Lott sorgte mit ihren dritten Treffer für das 15:8 (27.); mit 16:9 ging es in die Pause.
Nach Wiederanpfiff knüpfte die deutsche Auswahl nahtlos an den ersten Durchgang an und baute ihren Vorsprung aus: Lott sorgte mit ihrem nächsten Tor für das 20:10 (35.) und ein komfortables Zehn-Tore-Polster; nach dem 23:11 (38.) durch Smits zog Adzic die Notbremse. Bei Slowenien lief in dieser Phase offensiv gar nichts zusammen und die Ballverluste bezahlte das Team teuer, denn Deutschland kam zum ersten Mal in diesem Turnier wiederholt über das Tempospiel zum Erfolg.
Ein Grund dafür - und ein entscheidender Faktor aus deutscher Sicht im Vergleich zu den beiden vorherigen Spielen - war die Stabilisierung in der Defensive. Die zuvor glücklose Filter hatte schon früh die erste Parade verbuchen können und bekam immer wieder eine Hand an den Ball und die Deckung stand nicht nur kompakter, sondern nahm durch die offensiver heraustretenden Halbverteidigerinnen immer wieder den Druck aus dem slowenischen Spiel.
So wuchs der Vorsprung nach und nach auf 27:14 (42.) an. Die Entscheidung war damit gefallen - nicht nur über den Sieg, sondern auch über die für den potenziellen Dreiervergleich so wichtige Fünf-Tore-Differenz. Das Team von Bundestrainer Gaugisch ruhte sich jedoch darauf nicht aus, sondern holte zwei weitere Ballgewinnen von den völlig verunsicherten Sloweninnen (29:15, 44.).
Angesichts des deutlichen Vorsprungs verteilte Gaugisch die Kräfte: Sarah Wachter kam für Filter zwischen die Pfosten, Johanna Stockschläder übernahm die linke Außenbahn und Julia Maidhof rutschte auf Rechtsaußen, während Viola Leuchter den rechten Rückraum übernahm und Jenny Behrend eine Pause erhielt. Auch Meike Schmelzer kam erstmals in die Partie.
Zu einem Bruch führten die Wechsel nicht; beim 37:20 (55.) betrug der Vorsprung 17 Tore, obwohl die deutschen Spielerinnen in der Schlussphase noch einige Chancen ausließen. Der 40. Treffer ging auf das Konto von Stockschläder (40:21, 59.), am Ende leuchtete nach dem letzten Treffer von Bölk ein 41:22 auf der Anzeigetafel und das DHB-Team, bei dem sich außer den Torhüterinnen jeder in die Torschützenliste hatte eintragen können, jubelte über den ersten Sieg bei den Olympischen Spielen.
Deutschland: Filter (8 Paraden), Wachter (4 Paraden); Lott 7, Smits 7, Döll 6, Maidhof 6/2, Behnke 3, Behrend 3, Antl 2, Leuchter 2, Stockschläder 2, Bölk 1, Grijseels 1, Schmelzer 1
Slowenien: Pandzic (8 Paraden), Vojnovic (3/1 Paraden); Gros 6/1, Omoregie 5, Varagic 5/1, Klemenic 3, A. Abina 1, Lazovic 1, Mavsar 1, E. Abina, Ljepoja, Spreitzer, Stanko, Svetik
Zuschauer: 5852
Schiedsrichterinnen: Mariana Garcia / Maria Ines Paolantoni (ARG)
Siebenmeter: 2/3 ; 2/2
Strafminuten: 8 / 8
Disqualifikation: - / -
jun