28.07.2024, 14:57
Aufholjagd wird nicht belohnt
Die Aufholjagd der deutschen Handballerinnen gegen Schweden wird nicht belohnt. Das Team um Kapitänin Emily Bölk kassiert beim 28:31 (12:19) die zweite Niederlage in Paris.
Bundestrainer Markus Gaugisch vertraute in Katharina Filter, Antje Döll, Emily Bölk, Julia Maidhof, Jenny Behrend und Julia Behnke auf sechs Spielerinnen, die bereits gegen Südkorea in der Startformation gestanden hatten. Einzige Umstellung auf der Mitte: Alina Grijseels begann statt Annika Lott. Schweden trat indes mit dem Sieg gegen Titelfavorit Norwegen im Rücken an.
Das Spiel begann temporeich, beide Mannschaften konnten schnell mehrere Tore für sich verbuchen (4:3, 5.). Erst nach knapp fünf Minuten bekam Johanna Bundsen, beim Auftaktsieg gegen Norwegen überragend, zum ersten Mal die Hand an den Ball. Auf der Gegenseite konnte auch Filter parieren, sodass Deutschland die Chance zur ersten Führung hatte.
Schweden blockte den Wurf aus dem Rückraum jedoch und die zum Gegenstoß gestartete Nathalie Hagman brachte ihre Mannschaft per Gegenstoß erneut in Front (5:4, 8.). Nach dem nächsten Ballgewinn legte Linn Blohm das 6:4 (9.) nach; jeder Fehler der deutschen Auswahl wurde sofort bestraft. Eine Siebenmeter-Parade von Filter gab den deutschen Fans Grund zu jubeln, doch Deutschland verlor in Unterzahl auch diesen gewonnenen Ball.
Stattdessen traf Kristin Thorleifsdottir in das nach einer Zeitstrafe gegen Bölk verwaiste Tor (7:4, 10.). Das Tempospiel war in dieser Phase der Erfolgsfaktor im schwedischen Spiel. Stand die Deckung, arbeitete die deutsche Mannschaft phasenweise gut dagegen und zwang die Skandinavierinnen zweimal ins Zeitspiel. Gegen die dann folgenden Rückraumwürfe war das DHB-Team jedoch zu passiv, sodass Schweden seinen Vorsprung ausbauen konnte (9:5, 13.).
Deutschland seinerseits tat sich wie bereits im ersten Spiel im Abschluss schwer und scheiterte wiederholt an Bundsen - wie Maidhof per Siebenmeter (16.). Bundestrainer Gaugisch nahm eine Auszeit und stellte nach und nach auch personell um: Sarah Wachter kam für die glücklose Filter, zudem kamen Annika Lott, Xenia Smits und Kreisläufer Lisa Antl.
Schweden hatte die Partie jedoch weiterhin unter Kontrolle und baute seinen Vorsprung aus; Blohm traf zum 14:7 (21.). Und kamen die Skandinavierinnen erst ins Laufen, fiel meistens ein Treffer - so wie beim 16:10 (24.), als es nach einer Bundsen-Parade exakt zwei Pässe dauerte, bis Elin Hansson frei vor dem Tor auftauchte und sicher verwandelte. Die eingewechselte Olivia Löfqvist stellte vom Kreis den 19:12-Halbzeitstand her.
Der Unterschied im ersten Durchgang ließ sich mit zwei Werten beschreiben: Schweden kam laut der Statistiker auf eine Trefferquote von 83 Prozent, Deutschland auf gerade einmal 46 Prozent. Das Torwartduell ging damit klar an Bundsen; allerdings bekamen Filter und Wachter auch von der Defensive über weite Strecken zu wenig Unterstützung, die Formation wies immer wieder Lücken auf und bei den vielen Würfen aus der Kurzdistanz taten sich beide DHB-Torhüterinnen schwer.
Die Kabinenansprache von Gaugisch schien die deutschen Handballerinnen kurzzeitig geweckt zu haben und das DHB-Team kam mit zwei Toren innerhalb einer Minute aus der Pause (14:19, 32.). Schweden ließ sich davon jedoch nicht sonderlich beeindrucken und legte wieder vor. Nach einer Parade von Bundsen schickte die Torhüterin Hagmann mit einem langen Ball nach vorne. Als Gaugisch schließlich die Auszeit nahm, lag seine Mannschaft beim 16:23 wieder mit sieben Toren zurück (43.).
Der Bundestrainer wechselte, brachte Johanna Stockschläder auf Linksaußen und agierte im Rückraum wieder mit Bölk und Grijseels. Zudem stellte er im Angriff auf 7:6 um und Filter kehrte für Wachter zurück zwischen die Pfosten. Jetzt lief es gut, Deutschland kämpfte sich auf vier Tore heran (20:24, 46.) und nun war Tomas Axner, der die Auszeit nahm.
Nach einer Siebenmeter-Parade von Filter brach Maidhof zum 21:25 (49.) durch, doch dann schwächte eine Zeitstrafe gegen Bölk das deutsche Team. Smits blieb nach einer Aktion im Kreis liegen und die Deutschen rechneten mit einem Freiwurfpfiff, doch der kam nicht. Bundsen griff sich den Ball und erzielte das 21:26 (50.) aus deutscher Sicht ins leere Tor.
Einen Angriff später verlor Deutschland erneut den Ball. Nach einem guten Rückzug blockte Grijseels, stand beim Absprung jedoch im Torkreis. Die Schiedsrichter stellten sie hinaus und Nina Koppang vergrößerte die Differenz mit dem folgenden Strafwurf weiter (21:27, 51.). Gaugisch zog die nächste Auszeit.
Da sich bei Schweden ungewohnte Fehler einschlichen und Deutschland traf, wurde es tatsächlich noch einmal eng. Die kurz zuvor eingewechselte Viola Leuchter warf Deutschland auf 26:29 (58.) heran - erstmals seit dem 10:7 (15.) betrug der Unterschied nur drei Tore. Dem deutschen Team lief jedoch die Zeit davon, sodass selbst die von Leuchter gezogene Zeitstrafe keinen Unterschied mehr machte. Am Ende stand ein 28:31 aus deutscher Sicht auf der Anzeigetafel, während Schweden ungeschlagen bleibt.
Schweden: Bundsen (17/1 Paraden, 1 Tor), Eriksson; Carlson 7, Koppang 3/2, Blohm 3, Roberts 3, Lindqvist 3, Hagman 3/1, Hansson 2, Löfqvist 2, Strömberg 1, Lundström 1, Thorleifsdottir 1, Axner 1
Deutschland: Wachter (3 Paraden), Filter (5/2 Paraden); Grijseels 5/1, Maidhof 5, Behrend 5, Lott 3, Smits 2, Bölk 2, Leuchter 2, Antl 1, Döll 1, Behnke 1, Stockschläder 1, Schmelzer
Schiedsrichter: Pavicevic / Raznatovic (MNE)
Strafminuten: 8/6
Siebenmeter: 3/5 ; 1/2
jun