11.01.2024, 21:59
Skandinavier werden Favoritenrolle gerecht
Norwegen hat in seinem EM-Auftaktspiel ein Ausrufezeichen gesetzt, ohne dabei glänzen zu müssen. Nach 60 recht einseitigen Minuten stand ein 32:21 (15:10)-Erfolg für die Skandinavier. Superstar Sander Sagosen reichte der Schongang.
Aus Berlin berichtet Maximilian Schmidt
Stimmungstechnisch konnte der Donnerstag in Berlin nicht mehr getoppt werden. Das stand bereits vor Anpfiff der Partie zwischen den favorisierten Norwegern und Polen fest. Die weiße Wand von den Färöer hatte einen zu starken Eindruck hinterlassen. Gerade erst hallten die deutlich vernehmbaren "Polska"-Rufe durch die Mercedes-Benz Arena, da führte der deutsche Nachbar bereits mit 3:0.
Norwegen brauchte offensichtlich ein paar Momente, um sich zu sammeln - schlug dann aber furios zurück. Sander Sagosen, im vergangenen Sommer vom THW Kiel in seine norwegische Heimat zu Kolstad zurückgekehrt, hinterließ in unnachahmlicher Art und Weise in der zweiten Welle seine erste Duftmarke (3:3). Beim 5:4 hatte Linksaußen Sebastian Barthold die erste Führung Norwegens hergestellt.
Durch einen Zwischenspurt der den Tempohandball forcierenden Skandinavier stand es wenig später sogar 10:6. Eine Auszeit des einstigen Bundesliga-Profis Marcin Lijewski, seit März 2023 Cheftrainer der polnischen Nationalmannschaft, brachte nur kurz Besserung. Bis zum Pausentee zog Norwegen - ohne sich zu verausgaben - auf 15:10 davon.
Ein klarer Unterschied war auf der Torhüter-Position zu erkennen: Ex-Flensburger Torbjörn Bergerud hatte eine Fangquote von 40 Prozent (sechs Paraden), Gegenüber Jakub Skrzyniarz nur von rund 16 Prozent (3/18). Sagosen spielte noch weit entfernt von seinem Maximum (vier Tore bei acht Versuchen), brauchte aber auch gar nicht in den dritten Gang zu schalten.
Nach dem Seitenwechsel bot sich ein ähnliches Bild, Norwegen hatte den Taktstock fest in der Hand und erzwang beim 19:11 die nächste Auszeit Lijewskis (38.). Doch Norwegen war zu stark, zu eingespielt. Das lag fraglos auch am Block von sechs Kolstad-Profis im Team - symbolhaft dabei das erneute No-Look-Anspiel von Sagosen an Vereinskollege Gullerud. Der ehemalige Kreisläufer des SC Magdeburg stellte auf 21:12.
Polen sah die Felle davonschwimmen und konnte sie nicht mehr einfangen. Beim 24:14 in der 41. Minute war die Messe frühzeitig gelesen. Sagosen wuchs angesichts von sechs Treffern bei zwölf Versuchen wahrlich nicht über sich hinaus. Als "Player of the Match" wurde Bergerud dank seiner neun Paraden ausgezeichnet.
Norwegen spulte sein Programm runter und fuhr doch einen hochverdienten 32:21-Erfolg gegen chancenlose Polen ein. Diese stehen bereits vor einem Endspiel: Am Samstag (18 Uhr) wartet Slowenien, das sein Auftaktspiel gegen die Färöer dank einer Leistungssteigerung nach der Pause gewann. Norwegen will sich gegen den krassen Außenseiter am Samstagabend (20.30 Uhr) derweil keine Blöße geben. Mit einer Vorstellung wie beim Auftakt auch schwer vorstellbar.
Norwegen: Bergerud (9 Paraden), Saeveras (2 Paraden) - Sagosen 6/2, Röd 5, Barthold 4, Johannessen 4, Björnsen 4, Gullerud 3, Överby 2, Gröndahl 1, Jakobsen 1, Lyse 1, Reinkind 1, Blonz, Gulliksen, O'Sullivan, Thorsteinsen Toft, Överjordet
Polen: Skrzyniarz (9 Paraden, davon 1 Siebenmeter), Kornecki - Sicko 5, Pietrasik 3, Czaplinski 2, Gebala 2, Paterek 2, Syprzak 2/2, Olejniczak 1, Powarzynski 1, Przytula 1, Szyszko 1, Urbaniak 1, Bis, Daszek, Dawydzik, Jedraszczyk, Kosmala
Zuschauer: 11.625
Schiedsrichter: Ivan Pavicevic /Milos Raznatovic (Montenegro)
Strafminuten: 2 / 8
Disqualifikation: - / Olejniczak (54./3. Zeitstrafe)