13.01.2023, 22:25
31:22-Kantersieg für die Nordafrikaner
Die stark ersatzgeschwächten Kroaten haben zum Start in die WM eine herbe Niederlage gegen Ägypten einstecken müssen.
Nach enttäuschenden Leistungen bei den letzten großen Turnieren waren die verletzungsgebeutelten Kroaten auch im ersten WM-Spiel 2023 nicht in der Lage, für eine Trendwende zu sorgen. Ägypten triumphierte souverän und überzeugend mit 31:22 (16:12). In den nächsten Partien warten die Premierensieger USA und Marokko auf das Team von Hrvoje Horvat.
Beim Topspiel in Gruppe G standen sich mit Roberto Garcia Parrondo und Hrvoje Horvat zwei Bundesliga-Trainer gegenüber: Während der ägyptische Coach auch bei der MT Melsungen an der Seitenlinie steht, ist der Kroate seit Dezember 2022 für die HSG Wetzlar verantwortlich. Auch sonst gab es Bundesliga-Prominenz, besonders durch THW Kiel-Spielmacher Domagoj Duvnjak.
Auf dessen Schultern lastet bei der aktuellen WM besonderer Druck, die Kroaten mussten im Vorfeld des Turniers nämlich mehrere Hiobsbotschaften hinnehmen. Nach den vier Bundesliga-Profis Halil Jaganjac, David Mandic, Domagoj Pavlovic und Marko Mamic hatte der Verband auch die Ausfälle von Ivan Cupic und Tin Lucin bekanntgeben müssen.
Auf der Gegenseite fehlte Parrondo Yahia Omar, der sich im Dezember schwer am Knie verletzte. Dennoch gingen die Nordafrikaner gut besetzt in die Partie und brachten die personellen Vorteile schnell auf die Anzeigetafel. Mohamed Mamdouh sorgte mit einem No-look-Wurf mit dem Rücken zum Tor nicht nur für eine sehenswerte Aktion, sondern auch für das erste plus zwei (3:1, 5.).
Die Kroaten taten sich in dieser Phase besonders schwer im Abschluss und scheiterten reihenweise an Karim Hendawy im ägyptischen Tor. Generell wirkte das Offensivensemble um Duvnjak planlos, was sich über 4:1 (7.) bis zum 8:4 auch auf der Anzeigetafel widerspiegelte (15.). Als Reaktion drückte Hrvoje Horvat auf den Timeout-Buzzer.
Das konnte den fulminanten Lauf der Ägypter aber nicht beenden, stattdessen erhöhte Ahmed Hesham auf plus sechs (11:5, 19.). Im ersten Durchgang ging erwartungsgemäß Topstar Ali Zein bei den Nordafrikanern voran und erzielte vier Treffer bis zur Pausensirene. So gelang es den Handballern von der Adria nicht zu verkürzen, Ägypten blieb souverän (16:11, 28.). Kurz vor der Pause brachte Zein nochmal das kroatische Torgestell zum Beben, die 16:12-Halbzeitführung hätte also auch höher ausfallen können.
Nach dem Seitenwechsel blieb das Bild unverändert: Karim Hendawy brachte die kroatischen Angriffsbemühungen immer wieder zum Erliegen, offensiv boten sich für die Pharaonen immer wieder riesige Lücken. Beim Stand von 19:14 musste die Bank der Europäer zudem eine Zeitstrafe hinnehmen, Yehia Elderaa erhöhte auf 20:14 (38.).
Eine Viertelstunde vor Spielende waren es dann erstmals acht Tore Vorsprung für die Nordafrikaner (23:15). Den Kroaten fehlte die Zuteilung in der Abwehr völlig, der Mittelblock hatte zudem meist das Nachsehen. Ungünstige Wurfpositionen zwangen die Europäer zudem immer wieder zu unüberlegten Würfen aus zweiter Reihe. Beim Stand von 26:18 drückte Horvat ein weiteres Mal auf den Buzzer (50.), der Coach wurde diesmal laut.
Das half aber nicht mehr: Stattdessen pflückte Hendawy einen Wurf einhändig aus der Luft und jagte den Ball zum ersten plus neun ins leere Tor der Kroaten (28:19, 52.). Generell belebte auch der siebte Feldspieler die Angriffsbemühungen der Balkan-Handballer nicht: in keiner Phase hatte die Sieben von Hrvoje Horvat eine Chance.
In den letzten Minuten spielten die Nordafrikaner das Spiel ruhig zu Ende und durften nach dem Ertönen der Schlusssirene ein verdientes 31:22 bejubeln. Damit hat sich Ägypten an die Spitze der Gruppe G gesetzt: am nächsten Spieltag folgt beim Duell mit Marokko ein nordafrikanisches Aufeinandertreffen.
Ägypten - Kroatien 31:22 (16:12)
Ägypten: Handaui 1, Homayed - Mahmoud 7, J. Al-Deraa 5, Al. Mohammed 5, Ah. Mohammed 4, Al-Wakil 3, Mamdouh Shebib 3, Abdelhak 1, Kadda 1, Sanad 1, S. Al-Deraa, Al-Masri, Elnakkady, Mesilhy, Saad
Kroatien: Kuzmanovic, Slavic - Sipic 5, Glavas 4/3, Karacic 4, Martinovic 4, Duvnjak 2, Musa 1, Sebetic 1, Srna 1, Cindric, Gojun, Jelinic, Kraljevic, Mihic, Susnja
Schiedsrichter: Ignacio Garcia (Spanien)/Andreu Marin (Spanien)
Zuschauer: 5200
Strafminuten: 4 / 10
Disqualifikation: - / -