26.05.2024, 19:40
Fördestädter in Krimi den Schritt schneller
Im Finale der EHF Finals hat sich die SG Flensburg-Handewitt zum Sieger der European League gekrönt. In einem hochklassigen und temporeichen Spiel machte für die Fördestädter unter anderem Kevin Møller den Unterschied.
Zum Finale überraschten weder Nicolej Krickau noch Jaron Siewert mit ihren Anfangsformationen. Kevin Møller und Dejan Milosavljev starteten genauso wie die Rückraumstars Simon Pytlick und Mathias Gidsel sowie die Siebenmeterexperten Emil Jakobsen und Hans Lindberg.
Den besseren Start in die Partie erwischte dabei der Titelverteidiger. Die Flensburger trafen nur einen ihrer ersten sechs Würfe und gerieten gegen eine schnell spielende Mannschaft aus Berlin dementsprechend früh mit 1:4 ins Hintertreffen. Den Treffer hatte Nils Lichtlein aus dem Stand markiert (8.).
Das hohe Tempo gingen die Fördestädter jedoch mühelos mit. Beide Teams schalteten aus ihren 6:0-Deckungsformationen immer wieder blitzschnell um und spielten auch die schnelle Mitte konsequent. Aus dieser netzte Johan Hansen dann auch zum 2:4 (8.).
Dennoch waren die Füchse weiter das bessere Team. Die Mannschaft von Jaron Siewert erspielte sich die Chance auf ein plus vier, geriet jedoch ins Zeitspiel. Mathias Gidsel übernahm daraufhin Verantwortung, scheiterte aber am starken Kevin Møller. So konnte Emil Jakobsen auf 3:5 verkürzen (10.).
Auch danach standen die Außenspieler bei den Fördestädtern im Fokus. Erst antwortete Hansen auf Lindbergs 3:6, dann stellte Emil Jakobsen den Anschluss wieder her (15.). Und das war ein kurioser Treffer: Nils Lichtlein nagelte den Ball per Stemmwurf an die Latte, und der abprallende Ball wurde zum perfekt getimten Gegenstoßpass für Emil Jakobsen, der das vierte Außentor der Flensburger markierte.
Das hohe Tempo blieb allgegenwärtig. Direkt nach dem Treffer spielten die Füchse mit der schnellen Mitte nach vorne, und Jerry Tollbring verwandelte zum 7:5.
Die Füchse hatten sich in den bis dahin gespielten 15 Minuten in fast allen Bereichen Vorteile erspielt, bauten in der Folge aber zunehmend ab.
So nagelte Lasse Møller das Spielgerät drei Minuten später zur zweiten Flensburger Führung nach dem 1:0 zum 8:7 in die Maschen.
Jaron Siewert reagierte mit seiner ersten Auszeit und konnte kurz darauf den Ausgleich durch Gidsel bejubeln. Flensburg hatte nun aber Rückenwind: Lukas Jørgensen zog in der schnellen Mitte 9:8 und Zeitstrafe, hinten parierte Kevin Møller beim Siebenmeter gegen Hans Lindberg (20.).
Die Chance auf die Zwei-Tore-Führung nutzte Johan Hansen daraufhin, ein Doppelschlag von Marsenic und Gidsel egalisierte dieses Resultat aber wieder (10:10, 23.).
Kurz darauf wurde es kontrovers: Beim Stand von 12:11 für die SG brach Gidsel nach einer weiteren schnellen Mitte zum Kreis durch, kam aber zu Fall. Die Unparteiischen bemühten daraufhin den Videobeweis, verzichteten aber auf eine Strafe. Den fälligen Strafwurf verwandelte Lindberg, der Møller mit einem Antäuscher auf den Hosenboden schickte, daraufhin zum 12:12.
Krickau buzzerte als Reaktion seine Mannschaft herbei, musste aber dennoch die erneute Füchse-Führung durch das fünfte Gidsel-Tor mitansehen. Ein Doppelschlag von Jakobsen und Pytlick riss die Partie beim 14:13 aber wieder herum (28.). Und dieser Vorsprung hielt: Lindberg scheiterte wieder beim Siebenmeter, Kay Smits vergab den letzten Wurf und das mögliche plus zwei. So ging es mit einem 15:14 in die Kabinen.
Der zweite Durchgang begann für die Füchse Berlin mit einem Schock: Mijajlo Marsenic traf den heranspringenden Simon Pytlick voll im Gesicht und wurde nach Ansicht der Videobilder folgerichtig disqualifiziert. Außerdem besorgte Johannes Golla mit einem Doppelschlag die erste Drei-Tore-Führung der Fördestädter (17:14, 34.). Das zweite Tor war besonders kurios: Der Kreisläufer schlug dem prellenden Andersson den Ball aus der Hand und jagte den Ball ins leere Füchse-Tor.
In der Folgezeit behaupteten die Flensburger ihr plus drei bis zum 19:16, welches Emil Jakobsen mit einem sehenswerten Dreher erzielte.
Dann kam wieder der Videobeweis zum Einsatz: Gidsel ging im Bogen von der halbrechten Position Richtung Durchbruch und wurde dabei voll von Jim Gottfridsson im Gesicht getroffen. Die Schiedsrichter zückten dementsprechend erneut Rot, zudem zeigten sie Nicolej Krickau wegen Meckerns Gelb.
Den fälligen Strafwurf hatte Lindberg-Vertreter Jerry Tollbring verwandelt, der Wind drehte sich nun. Mads Mensah Larsen leistete sich einen überhasteten Abschluss, welchen Milosavljev mühelos parierte und mit dem Tor zum 19:18 ins empty goal bestrafte (38.). Als Mathias Gidsel eine Minute und zwei Treffer später auf 20:20 stellte, war die Partie wieder komplett offen.
Besonders die Geschwindigkeit in dem absolut hochklassigen Spiel blieb dominant. Flensburg hatte sich gefangen und konnte wieder davonziehen, aber Milosavljev sprang dem Wurf erfolgreich entgegen. Die Füchse spielten daraufhin einen weiteren Tempoangriff und kamen durch Tollbring so wieder zum Ausgleich (22:22, 43.).
Kurz darauf hatten dann die Hauptstädter die Chance auf die Führung, aber Kevin Møller blieb der starke Rückhalt der Flensburger. Mit seiner zwölften Parade ebnete er den Weg für Lukas Jørgensen, der das Spielgerät in der zweiten Welle über die Linie zwang. Und auch der nächste Füchse-Angriff blieb in der Abwehr hängen, wieder Tempo, diesmal Jakobsen: 25:23. Jim Gottfridsson machte Luftsprünge, Jaron Siewert hechtete zum Timeoutbuzzer (46.).
Der Berliner Coach beorderte nun Paul Drux auf die Platte, zudem wurde die Deckungsformation des Titelverteidigers gerade auf den Halbpositionen offensiver. Lasse Møller war das egal: der Halblinke sprang nach außen weg und zauberte das Spielgerät durch die Hosenträger von Milosavljev in die Maschen (26:23, 47.).
Die Füchse hatten in dieser Phase besonders ein Problem: die dritte Welle. Wenn nicht gerade Mathias Gidsel im Positionsangriff zündete, war es um die Aktionen der Hauptstädter schlecht bestellt. Ein Steal der Flensburger schickte daraufhin Simon Pytlick in den Gegenstoß, doch Dejan Milosavljev warf sich rettend in den Wurf und verhinderte das minus vier.
Hans Lindberg traf in der Folge zum 27:25, die Füchse hechelten nun aber hinterher. Immer wieder erkämpften sich die Flensburger gute Chancen und ließen Siewert das Fehlen von Abwehrchef Marsenic spüren. Der Berliner Coach zog alle Register, brachte Lasse Ludwig zwischen die Pfosten, konnte einen erneuten Sturmlauf der Krickau-Sieben bis zum 31:26 aber nicht verhindern: Auszeit Füchse (52.).
Der Titelverteidiger verkürzte in den Folgeminuten nochmal auf vier Treffer. Sechs Minuten waren noch zu gehen, als Nicolej Krickau seine zweite Auszeit nahm, sein Team war noch in Unterzahl. Das tat seiner Mannschaft aber keinen Abbruch, weil Kevin Møller seine 13. Parade zeigte und daraufhin mit Sprechchören gefeiert wurde.
Auf der Gegenseite hatte sich dann aber Lasse Ludwig, bisher gar kein Faktor für die Berliner, mit einer starken Parade angemeldet. Jerry Tollbring netzte daraufhin zum 33:30, drei Minuten waren noch auf der Uhr. Die Uhr tickte inzwischen erbarmungslos gegen die Füchse, die sich 60 Sekunden später auch noch das Tor zum 34:30 fingen: die Entscheidung.
Møller parierte erneut und sicherte seinem Team die Chance auf das plus fünf, welches dann wieder Lukas Jørgensen besorgte: 35:30. Zwar verkürzte Max Darj nochmal, Einfluss auf den Sieger hatte das aber nicht. Die SG Flensburg-Handewitt sicherte sich durch den 36:31-Sieg verdientermaßen den Titel in der European League.
Nach dem Spiel wurde Emil Jakobsen zum Most Valuable Player (MVP) der EHF Finals gewählt, ehe die Flensburger die Trophäe überreicht bekamen. Der dänische Linksaußen hatte im Halbfinale gegen Bukarest elf aus elf getroffen, gegen Berlin versenkte er sieben seiner acht Würfe.
SG Flensburg-Handewitt: K. Møller (13/2 Paraden), Buric; Jakobsen 7/3, L. Møller 6, Pytlick 6, Hansen 5, Golla 3, Gottfridsson 2, Einarsson 1, Mensah Larsen, Horgen, Pedersen, Zivkovic, Smits, Blagotinsek
Füchse Berlin: Ludwig (2 Paraden), Milosavljev (7 Paraden) 1, Kireev; Tollbring 7/2, Gidsel 6, Andersson 5, Lindberg 5/1, Lichtlein 4, Marsenic 2, Darj 1, Wiede, Freihöfer, Langhoff, Av Teigum, Kopljar, Drux
Zuschauer: 10050 (Barclays Arena, Hamburg)
Schiedsrichter: Javier Alvarez Mata / Yon Bustamante Lopez (ESP)
Strafminuten: 10 / 10
Disqualifikationen: Gottfridsson (37.) / Marsenic (32.)
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Maximilian Otte