25.05.2024, 19:35
Titelverteidiger erreicht Endspiel der EHF Finals
Im zweiten Halbfinale der EHF Finals in der European League im Handball standen sich in Hamburg die Rhein-Neckar Löwen und die Füchse Berlin gegenüber. Die Mannheimer mussten sich früh vom Finaltraum verabschieden, der einer triste Bundesliga-Saison Glanz verliehen hätte, denn die Füchse Berlin näherten sich der möglichen Titelverteidigung im Express-Tempo.
Handball-Nationalspieler Juri Knorr hatte sich nach seiner Erkältung für das Halbfinale der European League fit gemeldet. Die Kapitäne, Patrick Groetzki und Paul Drux, hatten zuletzt aufsteigende Form gezeigt und führten ihre Farben aufs Feld. Drux war allerdings nicht in der Berliner Startaufstellung, als Kirkeløkke und Moré im ersten Löwen-Angriff an Füchse-Keeper Milosavljev scheiterten.
Bei den Mannheimern kam Torhüter Mikael Appelgren zunächst nicht richtig ins Spiel. Nach Knorrs 2:2-Ausgleich (5.) und einem Einschlag Sekunden später verzeichnete der Schwede allerdings gegen Landsmann Darj die erste Parade und drehte danach auf: Knorr verschaffte den Badenern zunächst den Führungswechsel, dann setzte er Kohlbacher zum 4:2 in Szene. Appelgren stand bei 50 Prozent.
Patrick Groetzki sorgte anschließend für geraufte Haare bei seinem Trainer Sebastian Hinze, da er zwei Großchancen vergab. Die Füchse Berlin konnten sich bis dato über die Schnelle Mitte auf Augenhöhe halten und nach einer Parade von Milosavljev drehte Ex-Löwe Jerry Tollbring den Ball für die Füchse zum 6:6-Ausgleich (13.) in die Maschen. Eine spannende Partie schien sich anzubahnen.
Dann ging ein Raunen durch die Arena: Im Rückzug hatte Niclas Kirkeløkke Landsmann Mathias Gidsel beim Gegenstoß unsanft gebremst. Der Mannheimer erhielt eine Zeitstrafe, der Berliner konnte weitermachen und bediente beim 8:7 den bereits dreifachen Füchse-Torschützen Lindberg. Als auch Gidsel kurz drauf zum dritten Mal einnetzte, buzzerte Hinze für die Löwen zur ersten Auszeit.
Der Hauptstadtklub war beim 9:7 erstmals zwei Tore vorn und blieb es nach der Unterbrechung und dem Anschlusstreffer des Gegners durch Lindberg. Die massive Antrittsschnelligkeit der Füchse, wenn sie den Ball einmal hatten, machte den Löwen weiter zu schaffen.
Für die mögliche Vier-Tore-Führung nahmen sich die Füchse aber zunächst überraschend viel Zeit: Andersson scheiterte an Appelgren. Doch die Berliner eroberten das Spielgerät zurück und dann fackelte Gidsel beim 12:8 (22.) nicht lange und donnerte den Ball ins Netz.
Acht Minuten waren die Rhein-Neckar Löwen da bereits ohne eigenen Treffer, da sie seit einer Weile keine gemeinsamen Lösungen mehr fanden und die Füchse inzwischen Knorrs Einzelaktionen im Griff hatten. Mitentscheidend: Milosavljev parierte mehr als die Hälfte der Würfe auf seinen Kasten. Ein verdeckter Wurf Knorrs beendete schließlich die Torflaute der Mannheimer in der 28. Spielminute mit dem 9:14.
Das war zugleich der Halbzeitstand, angesichts von unter 40 Prozent Erfolgsquote im Angriff beim Elften der HBL-Tabelle schien die Messe gelesen zu sein. Das lag auch daran, dass Knorr nach vier Treffern in den ersten fünf Versuchen vor seinem nächsten Torerfolg fünf Fehlwürfe verzeichnete. Bei den anderen lief allerdings noch weniger zusammen, daher blieb Knorr nichts übrig, als beim 11:16 und 12:17 (34.) wieder draufzuhalten.
Bei den Rhein-Neckar Löwen war David Späth zwischen die Pfosten gerückt. Seine erste Parade nutzte Kohlbacher, um auf 15:19 (39.) zu verkürzen. Die Süddeutschen kämpften um die Rückkehr in die Partie, doch genauso klar und deutlich zeigten die schnellen Gegentreffer ihnen immer wieder die Grenzen auf - auch wenn Dejan Milosavljev im zweiten Durchgang nicht mehr so sehr glänzen konnte.
Die beiden Treffer auf das verwaisten Löwen-Gehäuse zum 22:15 (41.) riefen Sebastian Hinze abermals auf den Plan, der an die taktischen Vorgaben erinnerte. Dass Lasse Andersson dann gleich wieder aufs leere Mannheimer Tor zulief, sprach Bände. Der Hauptstadtklub machte nach Fehlern wieder kurzen Prozess mit den Badenern. Bei Anderssons 25:15 lagen eine Viertelstunde vor dem Ende erstmals zehn Treffer zwischen den Kontrahenten.
Philipp Ahouansou versuchte den Löwen noch einmal Schwung zu verleihen, an der Niederlage gab es aber längst nichts mehr zu deuteln - auch wenn David Späth nach einer Parade gegen Nils Lichtlein zum 20:28 (51.) einnetzte. Dass Kohlbacher mit der Sirene den Pfosten traf, passte zum Spiel. Die Füchse Berlin, die in der zweiten Halbzeit Stammkräfte schonen konnten, gewannen überlegen und auch in der Höhe mit 33:24.
Das europäische Parkett ist für die Rhein-Neckar Löwen, nach dem morgigen Spiel um Platz drei gegen Bukarest, erst einmal passé. Derweil ist die Finalbesetzung mit den für die Champions League qualifizierten Füchsen und der über den Ligaerfolg weiter in der European League aktiven SG Flensburg-Handewitt ein Freibrief für den HBL-Sechsten, denn der Sieger der EHF Finals bringt ihm einen Startplatz im Wettbewerb ein.
Rhein-Neckar Löwen: Späth (5 Paraden) 1, Appelgren (5 Paraden), Birlehm; Kirkeløkke 2, Plucnar, Knorr 7, Móré 1, Ahouansou 4, Davidsson 1, Groetzki 2, Schefvert, Reichmann 2/2, Gislason, Lindenchrone 1, Zacharias, Kohlbacher 3
Füchse Berlin: Milosavljev (13 Paraden), Kireev, Ludwig; Wiede, Darj 2, Tollbring 1, Andersson 6, Lichtlein 3, Lindberg 6/4, Gidsel 7, Freihöfer 1, Langhoff, av Teigum 1, Kopljar, Marsenic 3, Drux
Zuschauer: 9400 (Barclay Card Arena, Hamburg)
Schiedsrichter: Dalibor Jurinovic / Marko Mrvica
Strafminuten: 4 / 6
Felix Buß