13.01.2024, 19:33
Slowenien gewinnt locker mit 32:25
Der polnische Handball muss seinen nächsten Tiefschlag verkraften: Nach dem 15. Platz bei der Heim-WM im vergangenen Januar ist nun die EM 2024 sogar nach der Vorrunde für den deutschen Nachbarn gelaufen. Slowenien hatte beim 32:25 (20:14) nur anfänglich Probleme - und wiederholte eine ungewöhnliche Methode.
Aus Berlin berichtet Maximilian Schmidt
Nach dem völlig misslungenen EM-Auftakt gegen Norwegen, das im Schongang einen Elf-Tore-Sieg einfahren konnte, standen die Polen im zweiten Vorrundenspiel gegen Slowenien schwer unter Druck. Die Mannschaft von Uros Zorman dagegen wollte mit einem weiteren Erfolg vorzeitig das Hauptrunden-Ticket lösen.
Dafür tat der Favorit in den Anfangsminuten allerdings recht wenig, spielte vorne zu fehlerbehaftet und bekam hinten nicht die polnische Wurfmaschine Szymon Sicko (vier Tore) in den Griff. Und trotzdem konnte sich der deutsche Nachbar keine Führung herauswerfen, weil auf der anderen Seite mit Borut Mackovsek auch der slowenische Entscheidungsspieler performte (7:7).
Und so langsam kamen die Slowenen - von ihren direkt am Spielfeldrand positionierten Fans angetrieben - in ihren Flow. Ex-Kieler Miha Zarebec sorgte mit einem genialen Pass auf Linksaußen für die erste Drei-Tore-Führung der Partie (13:10, 21.). Polen-Coach Marcin Lijewski wollte den slowenischen Fluss mit einer Auszeit stoppen, was allerdings misslang.
Nun immer fahrigere Polen beschäftigten sich mit allem, nur nicht mit dem eigenen Spiel. Bezeichnend dafür: Kreisläufer Kamil Syprzak sah eine Zeitstrafe für einen Wechselfehler und polterte in der Folge gegen die Schiedsrichter sowie das Kampfgericht. Polen "antwortete" mit einem völlig misslungenen Kempa.
Im Gegenzug kam die mit 13.571 Zuschauern erstmals bei der EM ausverkaufte Mercedes-Benz Arena in den Genuss einer Kuriosität: Trotz Überzahl spielte Slowenien freiwillig in Gleichzahl, Mackovsek verweilte im Stile eines Liberos hinter (!) der Mittellinie. Nicht das erste Mal, dass die Slowenen den "Zorman-Libero" spielten. Bereits bei der WM 2023 hatte Slowenien diese Methode erfolgreich praktiziert. "Im Fünf-gegen-fünf treffen wir immer", hatte der Nationalcoach vor einem Jahr erklärt: "Wir sind klein und schnell und machen es so in der Überzahl besser als mit Kreisläufer."
Und auch diesmal holte Zarabec einen Siebenmeter heraus, den Aleks Vlah eiskalt zum 17:11 verwandelte. Bis zur Pause hielt Slowenien diesen Sechs-Tore-Vorsprung (20:14). Polen stand mit dem Rücken zur Wand, kriegte aber auch so gar keine Unterstützung von seinen Torhütern. Über 35 Minuten blieben die Polen tatsächlich ohne eine einzige (!) Torhüter-Parade.
Nach dem Seitenwechsel baute Slowenien den Vorsprung aus, ohne sich dafür maximal verausgaben zu müssen. Zorman dachte beim munteren Durchwechseln wohl auch schon an das Gruppenfinale gegen die Norweger am Montag (20.30 Uhr), wenn es darum gehen dürfte, welches Team zwei Punkte mit in die Hauptrunde nimmt. Polen, das letztlich mit 25:32 hochverdient verlor, wird die EM-Hauptrunde 2024 definitiv verpassen, weil Norwegen gegen Färöer zwar patzte, aber nun bereits drei Punkte auf dem Konto hat.
Bester Werfer im ersten Spiel des Abends in Berlin war Sloweniens Rechtsaußen Gasper Marguc mit sechs Treffern, zum "Player of the Match" wurde aber Spielmacher Dean Bombac (fünf Tore) gewählt.
Polen: Kornecki, Skrzyniarz (vier Paraden) - Olejniczak 4, Pietrasik 4, Sicko 4, Syprzak 3/2, Jedraszczyk 2, Szyszko 2, Urbaniak 2, Czaplinski 1, Daszek 1, M. Gebala 1, Paterek 1, Bis, Dawydzik, Powarzynski
Slowenien: Ferlin (sieben Paraden), Lesjak (drei Paraden, davon ein Siebenmeter) - Marguc 6/1, Bombac 5/3, Kodrin 5, Horzen 4, Mackovsek 4, Vlah 4/1, Blagotinsek 1, Dolenec 1, Jovicic 1, Novak 1, Cehte, Drobez, Suholeznik, Zarabec
Schiedsrichter: Slave Nikolov (Nordmazedonien) / Gjorgji Nachevski (Nordmazedonien)
Zuschauer: 13.571 (ausverkauft)
Strafminuten: 2 / 6
Disqualifikation: - / -