06.02.2020, 19:14
Harsche Kritik am DHB-Vizepräsidenten
Der Donnerstag hielt eine Nachricht bereit, die ganz Handball-Deutschland aufrütteln sollte: Christian Prokop wurde das Amt als Bundestrainer entrissen, stattdessen installierte der DHB Alfred Gislason. Ex-Weltmeister Christian Schwarzer bezog dazu klar Stellung.
Damit hatte wahrlich niemand gerechnet. Nach dem Treuebekenntnis der DHB-Führung sollte Prokop sein Team auf die nahende Olympia-Qualifikation in Berlin (17. bis 19. April) vorbereiten. Die Mannschaft sprach dem in seiner Amtszeit nicht nur einmal angezählten Bundestrainer mehrmals ihr Vertrauen aus. Der DHB aber hatte andere Pläne - und installierte stattdessen Trainer-Ikone Gislason.
"Ich bin sprachlos, vor allem die Art und Weise, wie da mit Menschen umgegangen wird, kann ich nur ganz schwer nachvollziehen", kritisierte Schwarzer, deutscher Weltmeister von 2007, im Gespräch mit dem "SID" die DHB-Spitze. Ins Visier nahm der ehemalige Weltklasse-Kreisläufer dabei ganz speziell Vizepräsident Bob Hanning, der immer als großer Förderer und Unterstützer von Prokop galt - in der Pressemitteilung der Entlassung aber nicht ein einziges Wort äußert. "Eigentlich sollte der gehen, dessen Projekt das war, der das damals initiiert hat, mit Ablösesumme und allen anderen Nebengeräuschen", so Schwarzers klare Meinung. Ein Aus für Prokop, so hieß es in der Vergangenheit vermehrt, müsse gleichbedeutend das Aus für Hanning bedeuten. Der Vizepräsident sitzt allerdings aktuell noch im Sattel. Hanning hat beim DHB noch Vertrag bis 2021, wird sich anschließend nach eigener Auskunft aber definitiv von seiner Position im Verband zurückziehen.
"Man muss sich ja auch mal fragen: Was hatten der Trainer und die Mannschaft bei der EM überhaupt für Zielsetzungen, hat das eigentlich gepasst mit den Zielsetzungen der Funktionäre?", fügte Schwarzer noch an. DHB-Sportvorstand Axel Kromer hatte Prokop nach dem fünften Platz bei der EM noch eine Jobgarantie ausgestellt. "Wir werden natürlich mit Christian in Richtung Olympia gehen. Wir sind überzeugt davon, mit Christian einen hervorragenden Weg eingeschlagen zu haben", sagte Kromer vor rund zwei Wochen.
Dass Prokop selbst in der Pressemitteilung des DHB nicht zu Wort kommt, lässt ebenfalls sehr tief blicken. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich der 41-Jährige in naher Zukunft auf einem anderen Weg erklären wird.
msc