25.01.2020, 17:31
Versöhnlicher Abschluss bei der Handball-EM
Versöhnlicher Abschluss für die deutschen Handballer bei der Europameisterschaft. Durch einen 29:27-Erfolg gegen Portugal sicherte sich das Team von Bundestrainer Christian Prokop in Stockholm am Samstag Platz 5.
Deutschlands Handballer bestanden den ersten Härtetest für die Olympia-Qualifikation. Die DHB-Auswahl gewann am Samstag vor rund 6000 Zuschauern in Stockholm das bedeutungslose Platzierungsspiel gegen Portugal mit 29:27 (14:13). Bester Werfer für das Prokop-Team, das am Sonntag zum vierten Mal nacheinander ohne die erhoffte Medaille von einem großen Turnier heimkehrt, war Rückraumspieler Julius Kühn mit sechs Toren. Er wurde auch zum "Man of the Match" gewählt.
"Es ist immer besser mit einem Sieg aus einem Turnier rauszugehen als mit einer Niederlage. Wir haben viel investiert und das hat das Team über weite Strecken gut gelöst. Wir haben uns das Leben mit zu leichten Fehlern und Fehlwürfen aber etwas schwer gemacht", sagte Prokop am ARD-Mikro. Seine Mannschaft habe bei der EM "einen hervorragenden Weg genommen, aber es gab natürlich auch Defizite."
Er habe viele wichtige Erkenntnisse gewonnen, "wo wir in den nächsten zweieinhalb Monaten bis zur Olympia-Qualifikation ansetzen müssen", sagte Prokop: "Alle wollen natürlich zu Olympia, das ist unser ganz großes Ziel." Im April in Berlin gibt es gegen EM-Halbfinalist Slowenien, Schweden und einen Afrika-Vertreter (Algerien oder Angola) drei K.o.-Spiele um einen der beiden ersten Plätze, die das Ticket nach Tokio sichern.
Nach dem Ausfall von Patrick Wiencek, der wegen einer Knieverletzung schon zum Abschluss der Hauptrunde gegen Tschechien ausgefallen war, musste die DHB-Auswahl kurzfristig auf zwei weitere Stammspieler verzichten. Der von einer Virusinfektion geschwächte Kapitän Uwe Gensheimer saß 60 Minuten lang nur auf der Bank, und auch Abwehrstratege Hendrik Pekeler konnte wegen seiner Achillessehnenprobleme nicht mitwirken.
Trotz der personellen Schwächung begann die deutsche Mannschaft engagiert. Torwart Andreas Wolff, der zuletzt zweimal nur draußen gesessen hatte, zeigte endlich eine ansprechende Leistung. Dazu überzeugte Kreisläufer Johannes Golla von der SG Flensburg-Handewitt als Aushilfschef der Abwehr - und präsentierte sich im Angriff als treffsicher.
Doch wie schon in den Spielen zuvor unterliefen der DHB-Auswahl zu viele Fehler. So konnte sich der WM-Vierte in der ersten Hälfte nie auf mehr als zwei Tore absetzen, geriet bis zur Pause aber auch nie in Rückstand. Zwar lief nicht alles rund, doch Moral und Einsatz stimmten. "Ihr spielt super mit Geduld", lobte Prokop in einer Auszeit.
Auch nach dem Wechsel erwischte die deutsche Mannschaft den besseren Start und zog nach einem Wurf von Wolff ins leere Portugal-Tor zum 18:15 erstmals auf drei Tore davon. Die Portugiesen, die in der Vorrunde immerhin den WM-Dritten Frankreich ausgeschaltet und in der Hauptrunde Gastgeber Schweden düpiert hatten, ließen sich davon jedoch nicht beeindrucken.
Im Angriff brachten sie nun wie erwartet für ihren Torhüter konsequent einen siebten Feldspieler und stellten die DHB-Abwehr damit vor große Probleme. Mitte der zweiten Halbzeit geriet Deutschland beim 23:24 erstmals in Rückstand.
Vor allem Kühn sorgte in dieser Phase immer wieder für ein offensives Gegengewicht. Zudem parierte der nun zwischen die Pfosten gerückte Johannes Bitter einen Siebenmeter und weitere freie Würfe der Portugiesen. Das reichte für einen versöhnlichen Abschluss.
Deutschland: Wolff (KS Vive Kielce) 2, Bitter (TVB Stuttgart) - Kühn (MT Melsungen) 6, Golla (SG Flensburg-Handewitt) 4, Michalczik (GWD Minden) 3, Zieker (TVB Stuttgart) 3, Böhm (TSV Hannover-Burgdorf) 2, K. Häfner (MT Melsungen) 2, Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen) 2, D. Schmidt (TVB Stuttgart) 2, Drux (Füchse Berlin) 1, Kastening (TSV Hannover-Burgdorf) 1, Reichmann (MT Melsungen) 1/1, Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen), Ph. Weber (DHfK Leipzig)
Portugal: Capdeville, Quintana Bravo - Borges 4, Ferraz 4, Branquinho 3, Martins Soares 3, Silva Sousa Martins 3, Cavalcanti 2, Moreira 2/1, Salina Amador 2, Areia 1, Frade 1, Magalhaes 1, Portela 1, A. Gomes, T. Rocha
Schiedsrichter: Mirza Kurtagic (Schweden)/Mattias Wetterwik (Schweden)
Zuschauer: 7710
Strafminuten: 6 / 8
Disqualifikation: - / -
ski/sid/dpa