23.01.2025, 21:59
Nervenspiel und Chancenwucher
Ein Sieg war Pflicht, um die Hoffnung auf das Viertelfinale wach zu halten. Im Nachbarschaftsduell der Punktgleichen zwischen Ungarn und Österreich gingen die Magyaren als 29:26 (12:13)-Sieger hervor, da sie in der zweiten Halbzeit die richtigen Register zogen. Sie sind vorerst Tabellenzweiter. Österreich verpasst das Viertelfinale.
Die Stadthalle in Varazdin schien fest in ungarischer Hand zu sein und so schien sich das Team von Chema Rodriguez von den Fans ins Spiel tragen zu lassen. In der vierten Spielminute lagen die Magyaren mit 2:0 vorne - und fielen in ein Loch. Dies nutzten die Österreicher, um mit einem 4:0-Lauf ins Spiel zu finden, auch wegen mehrerer Paraden von Florian Kaiper, der im Tor den Vorzug erhalten hatte.
Auch Team Austria schien anschließend den Vorsprung nicht verteidigen zu können. Nach dem 4:4-Ausgleich brachte der in Szeged spielende Frimmel jedoch einen Gegenstoß unter, zuvor hatte Lastro den Ball über die Querlatte hinweg gefeuert. Das Nachbarschaftsduell war bisher eine extrem nervöse Angelegenheit. Herburger bewahrte nach 13 Minuten kühlen Kopf brach und zur 6:4-Führung durch.
Österreich spielte nun druckvoller, was beim Treffer von Wagner zum 7:6 Adrian Sipos zu spüren bekam, der einen Schlag in den Bauch wegstecken musste. Hinten machte Kaiper weiter von sich Reden, wobei seine Vorderleute bisher zwei von drei Situationen in der Abwehr erfolgreich lösten - zum Missfallen von Ungarns Trainer Rodrigues, der an der Seitenlinie vor sich hin schimpfte.
Das Momentum blieb nach dem Team Time-out des Spaniers beim 8:11 (23.) zunächst bei den Alpen-Handballern. Kaiper zeigte mit seiner siebten Parade (44 Prozent) einen weiteren starken Reflex. Aufgrund der zunehmend kompakten Abwehr Ungarns nahm Pajovic dennoch seine Auszeit. Wagner, Frimmel und Hutecek vergaben danach jedoch beste Chancen.
Österreichs Fehlwürfe brachten Ungarn beim 12:12 (29.) zurück ins Spiel, doch die Magyaren produzierten auch nach diesem Remis erschreckende Fehler. So hatte Chema Rodriguez nach dem 12:13-Halbzeitstand eine Menge Gesprächsbedarf, denn Österreich lag vor allem wegen leichter Fehler, Kontern und Durchbrüchen vorne. Die Ungarn waren nicht richtig im Spiel.
Das änderte sich zu Beginn der zweiten Halbzeit, trotz einer Unterzahl und der ersten Spielsituation, in der Herburger die Lösung für Österreich fand und Frimmel den fälligen Siebenmeter verwertete. Dennoch: Ungarn wirkte nun konzentrierte, einige gute Szenen riefen in der halbleeren Varazdiner Stadthalle die ungarischen Fans wieder auf den Plan - wie der 15:14-Führungswechsel.
Inzwischen sorgte die Wurfauswahl der Österreicher für Stirnrunzeln. Szita netzte für Ungarn zum 18:16 (39.). Da kam den Alpen-Handballern eine Siebenmeter-Parade des eingewechselten Möstl zupass - auch wenn Herburger danach den Ausgleich verpasste, die Pajovic-Sieben ließ in diesem "Auswärtsspiel", das es nun wieder war, nicht abreißen. Huteceks 19:20-Anschluss hielt die Viertelfinal-Chance wach.
Ungarn konnte die knappe Führung im weiteren Verlauf stets verteidigen, auch weil Österreich oftmals an Torhüter Kristof Palasics scheiterte. Bence Banhidi erhöhte den Vorsprung elf Minuten vor Schluss beim 23:20 erstmals auf drei Tore und hatte sogar Pech, dass der Ball kurz darauf - Team Austria griff wieder zu siebt an - den gegnerischen Kasten verfehlte. Das wäre die Vorentscheidung gewesen.
Diese führte Adrian Sipos dann beim 25:21 (54.) mit dem nächsten 30 Meter-Wurf herbei. Bei nur acht Treffern in 24 Spielminuten war Österreich vorzeitig aus dem Rennen, was Niggs folgender Lattentreffer unterstrich. Am Ende warf Österreich mit einer 4:2-Deckung nochmals alles nach vorne, nach dem 28:26 setzte aber Ungarns Boka den Schlusspunkt. Ungarn feiert den wichtigen Schritt Richtung Viertelfinale.
Ungarn: Bartucz, Palasics (12 Paraden); Sipos 1, Boka 4, Ligetvari, B. Krakovszki, Fazekas 1, Rodriguez 8, Banhidi 4, Szita 4, Bodo, Ilic 2, Rosta, Lekai 2/1, Onodi-Janoskuti 1, Imre 2/2
Österreich: Möstl (3 Paraden), Kaiper (7 Paraden); Mahr 2, Albek, Frimmel 6/3, Belos 4, Herburger, Schweighofer, Paulnsteiner 1, Damböck 3/1, Wagner 2, Nigg 2, Kofler 2, Hutecek 4, Lastro, Miskovez
Schiedsrichter: Mirza Kurtagic / Mattias Wetterwik (SWE)
Strafminuten: 6 / 6
fcb