21.01.2021, 22:00
Handball-WM: Hauptrunde, 1. Spieltag
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft steht bei der Weltmeisterschaft in Ägypten nach dem 28:32 (13:16) gegen Europameister Spanien bereits mit dem Rücken zur Wand. Das Viertelfinale kann die DHB-Auswahl nicht mehr aus eigener Kraft erreichen.
Lange Zeit blieb für die deutsche Mannschaft nach dem enttäuschenden Gruppen-Abschluss gegen Ungarn (28:29) nicht: Am Mittwoch ging es ins 70 Kilometer östlich von Gizeh gelegene Kairo, am Donnerstagabend wartete zum Auftakt der Hauptrunde das 68. Duell mit dem amtierenden Europameister aus Spanien.
Nach der Niederlage gegen Ungarn hatte Bundestrainer Alfred Gislason besonders eine Steigerung vom deutschen Innenblock - durch die Corona-bedingten Absagen von Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek stark geschwächt - gefordert. Zum Start in die Partie zeigte das DHB-Team durchaus eine Reaktion, stellte eine aggressive 6:0-Deckung hin.
Auf der Gegenseite agierten die Spanier mit einer extrem offensiven Abwehr, mit der sie in der Vergangenheit gegen Deutschland häufiger gute Erfahrungen gemacht hatten. Alex Dujshebaev deckte ganz vorne und störte die deutschen Kreise. Gislason reagierte sofort und brachte für Julius Kühn auf Halblinks den im Eins-gegen-eins deutlich stärkeren Paul Drux. Eine Maßnahme, die sich schnell auszahlen sollte.
Vorne begeisterte zu Beginn wie schon zuletzt Leipzigs Spielmacher Philipp Weber, der die Iberer mit schnellen Bewegungen in Verlegenheit brachte. In der Deckung agierte der unerfahrene Sebastian Firnhaber erneut zu ungestüm, hatte nach zehn Minuten bereits zwei Zwei-Minuten-Strafen auf dem Konto. Es blieb ausgeglichen, ehe Rodrigo Corrales das Torhüter-Duell mit Andreas Wolff immer mehr auf seine Seite zog.
Auf den ersten Drei-Tore-Rückstand nach einer Viertelstunde (6:9) fand vorne meist nur noch Kai Häfner Antworten. Während das deutsche Team hart für Tore kämpfen musste, erzielte Spaniens Linksaußen Angel Fernandez solche spielend leicht aus der schnellen Mitte heraus. Zur Pause lag das deutsche Team deswegen folgerichtig mit 13:16 zurück.
Nach dem Seitenwechsel legte die DHB-Auswahl richtig gut und mit einer die Spanier beeindruckenden Körpersprache los. Torwart Johannes Bitter drehte auf, fing den ersten Ball von Jorge Maqueda, vorne schloss die Melsunger Achse um Häfner und Timo Kastening mit voller Überzeugung ab (18:18, 36.). Gislason bewies in dieser Phase Mut, brachte das 20-jährige Top-Talent Juri Knorr. Und dieser führte sich mit einem Tor und einem glänzenden Kreis-Anspiel toll ein (22:20, 40.).
Häfner stellte kurz darauf die erste deutsche Drei-Tore-Führung her, dazu lief Keeper Bitter allmählich richtig heiß. Mit einfachen Ballverlusten und Fehlwürfen holte die DHB-Auswahl den Gegner aber wieder zurück ins Spiel. Der eingewechselte Gonzalo Perez de Vargas, überragender Schlussmann der WM-Vorrunde mit 35 Paraden in drei Spielen, tat sein Übriges. Beim 26:25 hatte Spanien seine Führung zurückerobert (48.).
Nachdem Kapitän Uwe Gensheimer im Konter und der zuvor vom Siebenmeterpunkt überragende Marcel Schiller an Perez de Vargas scheiterten, drohten die Felle endgültig davonzuschwimmen (25:28, 52.). Am Ende stand ein 32:28-Erfolg für die letztlich eben doch abgezockteren Spanier.
Den Einzug ins Viertelfinale kann die DHB-Auswahl nun nicht mehr aus eigener Kraft schaffen, die Chance auf die Runde der letzten Acht ist minimal. Deutschland steht weiter bei nur zwei Punkten, die beiden Plätze fürs Viertelfinale besetzen aktuell Ungarn (6:0) und Spanien (5:1) - beide direkte Duelle hat Gislasons Mannschaft verloren.
Für beide Teams geht es am kommenden Samstag weiter: Die DHB-Auswahl trifft um 20.30 Uhr auf Brasilien, das zum Auftakt der Hauptrunde gegen Ungarn den Kürzeren zog. Spanien ist fünf Stunden zuvor gegen im Turnierverlauf überforderte Uruguayer haushoher Favorit.
Tore für Spanien: Fernandez (6), A. Dujshebaev (5), Sole (5/3), Entrerrios (4), D. Dujshebaev (3), Sarmiento (2), Maqueda (2), Canellas (2), Figueras (2), Gomez Abello (1)
Tore für Deutschland: Kastening (Melsungen/7), Häfner (Melsungen/6), Golla (Flensburg/4), Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen/3), Schiller (Göppingen/3/3), Weber (Leipzig/2), Drux (Berlin/2), Knorr (Minden/1)
Schiedsrichter: Gubica/Milosevic (Kroatien)
Zeitstrafen: 3:5
Siebenmeter: 3/4:3/4
msc