24.01.2024, 16:52
Medaillien-Traum Österreichs platzt trotz 20 Möstl-Paraden
Island und nutzt im Rollercoaster-Thriller zum Abschluss der Hauptrunde der Handball-EM gegen Österreich das Momentum, trotz einer Aufholjagd von Team Austria. Österreich ist aus dem Rennen ums Halbfinale und kann auch das Spiel um Platz fünf nicht mehr erreichen. Das hat sich Ungarn gesichert, das um 18 Uhr gegen Frankreich noch um das Halbfinale kämpft.
aus Köln berichtet Felix Buß
Bei Österreich meldete sich vor dem letzten Spiel der Hauptrunde der Handball-EM gegen Island Mittelblock-Spieler Lukas Herburger nach einer Erkältung zurück und auch der Potsdamer Spielmacher Elias Kofler war beim Hauptrunden-Finale im Team-Austria-Kader.
Auch bei Island, das vor dem Anwurf keine Chance mehr auf das Halbfinale hatte, gab es Veränderungen: Flensburgs Teitur Örn Einarsson war ins Team der Nordeuropäer gerückt, Trainer Snorri Steinn Gudjonsson vermisste allerdings den rotgesperrten Ymir Gislason und den am Fuß verletzten Gisli Kristjansson.
Island kam trotz des Personalmangels besser ins Spiel und setzte, angeführt von Aron Palmarsson, die ersten Treffer. Zwischen den Pfosten lieferten sich Constantin Möstl und Viktor Hallgrimsson, jeweils getragen von einer starken Abwehr, früh ein offenes Duell. Robert Weber sorgte dann von der Markierung beim 3:4 (10.) für Österreichs Anschlusstreffer, Mykola Bilyk egalisierte im Nachsetzen.
Österreich ließ auch im weiteren Verlauf viele klare Chancen aus - nach der 5:4-Führung durch Robert Weber lief das ÖHB-Team so wieder hinterher. Wagner beim 6:6 (18.) und Hutecek beim 7:8 (19.) brachten indes schwierige Würfe unter und beim 8:8 (21.) gelang es wieder, Bilyk freizuspielen. Im Duell der Torleute führte Möstl dabei mit neun knapp vor Hallgrimsson mit acht Paraden.
In den neun Spielminuten vor der Pause zogen die Isländer davon, während Österreich zahlreiche Fehler machte. Pajovic konnte mit einer schnellen Auszeit nicht gegensteuern. Magdeburgs Omar Ingi Magnusson eröffnete den Lauf, Kolstads Rechtsaußen Sigvaldi Gudjonsson zeichnete mit einem Hattrick für das zwischenzeitliche 8:13 verantwortlich. In die Kabinen ging es aus Sicht des ÖHB-Teams mit einem 8:14.
Österreich kämpfte sich nach dem Seitenwechsel dank vier weiterer Paraden des überragenden Constantin Möstl, eine davon durch den Videobeweis abgesichert, auf 14:15 (40.) heran. Snorri Gudjonsson wollte sein Team mit der folgenden Auszeit vornehalten, doch Island machte nun vorne Fehler wie zuvor Österreich und musste Wagners 15:15-Ausgleich (42.) hinnehmen.
Österreich hatten wieder eine Hand am Halbfinale. Mit einem Sieg hätte das Team von Ales Pajovic die Konkurrenten aus Ungarn und Deutschland im Kampf um den zweiten Platz der Hauptrunde I in Köln unter Zugzwang gesetzt.
Die Spannung nahm zu: Pajovic nahm bereits nach dem 17:17 seine zweite Auszeit. Gudjonsson wechselte Torwart-Routinier Björgvin Pall Gudjonsson ein und setzte anschließend auf die 5:1-Abwehr, um die Räume von Hutecek und Bilyk einzuschränken.
Der Plan ging auf: Beim 20:19 (51.) führte Island wieder. Österreich ließ mit schwachen Abschlüssen erneut Federn und geriet mit 20:22 (53.) ins Hintertreffen. Ellidi Vidarsson handelte sich dann aber fünf Minuten vor dem Ende mit Fehler beim Anwurf die dritte Zeitstrafe ein und wurde disqualifiziert.
Der Gummersbacher hatte Boris Zivkovic beim Zurücklaufen bewusst angeworfen. "Es gab vor dem Turnier eine Mitteilung der EHF, dass ein bewusstes Abwerfen zu einer Zeitstrafe führt", erklärte Zivkovic nach der Partie gegenüber handball-world auch die Proteste des Team Austria, die zielsicher schon auf Vidarsson gezeigt hatten.
Kurz darauf vergab Möstl nach seiner 19. Parade den 24:24-Ausgleich (57.), Hutecek handelte sich überdies, 80 Sekunden vor Schluss, eine Strafzeit ein. Island nutzte die Chance und stellte mit einem Doppelschlag auf 26:24, hat aber dennoch keine Chance mehr, um Platz fünf zu kämpfen, da der direkte Vergleich deutlich zugunsten Ungarns ausging.
Österreich hat wegen der abschließenden Niederlage das Halbfinale und auch das Spiel um Platz fünf verspielt. Somit ist der Spielausgang zwischen Ungarn und Frankreich nur aus deutscher Sicht relevant, denn ein Sieg der Equipe Tricolore würde die DHB-Auswahl vor dem Anpfiff des Spiels gegen Kroatien ins Halbfinale bringen - ein Sieg Ungarns würde Zugzwang bedeuten.
Österreich: Häusle, Möstl (20/2 Paraden); Wagner 7, R. Weber 5/4, Bilyk 4, Zivkovic 3, Hutecek 2, Frimmel 1, Herburger 1, Mahr 1, Belos, J. Bozovic, Damböck, Kofler, Miskovez, Nigg
Island: Gustavsson (1 Parade), Hallgrimsson (13 Paraden); Gudjonsson 8, Pálmarsson 7, V. Kristjansson 3/1, Thrastarson 3, Smarason 2, Vidarsson 2, O. I. Magnusson 1, Arnarsson, Einarsson, Elisson, E. Jonsson, Olafsson, Rikhardsson, Tobar Valencia
Zuschauer: 19.750 (Köln, ausverkauft)
Schiedsrichter: Ivan Pavicevic / Milos Raznatovic (Montenegro)
Strafminuten: 6 / 8
Disqualifikation: - / Vidarsson (54./3. Zeitstrafe)
Felix Buss