25.01.2023, 22:27
Frankreich in Danzig eine Nummer zu groß
Die deutsche Nationalmannschaft hat bei der Handball-WM das Halbfinale deutlich verpasst. In Danzig war Rekordweltmeister Frankreich beim 28:35 (16:16) nach der Pause eine Nummer zu groß.
Die Vorbereitung auf das WM-Viertelfinale gegen Frankreich hätte reibungsloser verlaufen können. Da war einerseits die Verwirrung um den nächsten deutschen Spielort, andererseits musste das Duell mit "Les Experts" 22 Minuten später angepfiffen werden. Weil sich in Danzig Vize-Europameister Spanien einen leidenschaftlichen Kampf mit Norwegen bis in die zweite Verlängerung lieferte, konnten sich Deutschland und Frankreich nicht rechtzeitig erwärmen.
Deswegen erfolgt der Anpfiff um 20.52 Uhr, was DHB-Sportvorstand Axel Kromer im Vorfeld sogar als möglichen "Vorteil" bezeichnet hatte. Und tatsächlich: Die deutsche Mannschaft fand besser ins Spiel als die französische. Im Verlaufe der ersten 30 Minuten sammelte der bärenstark aufgelegte Nationalkeeper Andreas Wolff gleich neun Paraden.
Der 31-Jährige profitierte auch davon, dass er auf gleich drei Vereinskameraden aus Kielce traf und deren Wurfverhalten natürlich bestens studiert hat. Beim 7:4 führt die deutsche Mannschaft erstmals mit drei Toren (8.). Weil Vincent Gerard, ab Sommer Nachfolger von Niklas Landin in Kiel, kaum eine Hand an den Ball bekam, wechselte Frankreichs Trainer Guillaume Gille auf Remi Desbonnet. Dieser bereitete dem DHB-Team deutlich mehr Kopfzerbrechen. Zudem fand die 6:0-Abwehr des Rekordweltmeisters immer mehr zu sich.
Von 7:11 aus Sicht von "Les Experts" ging es auf 11:11 in weniger als vier Minuten (19.). Die Partie wogte nun hin und her. Neben Juri Knorr (4 Tore/4 Versuche) behielten besonders Kreisläufer Johannes Golla (3/3) und Linkshänder Christoph Steinert (3/3) die Nerven. Auch bei Frankreich waren es die Linkshänder, die das Herz in die Hand nahmen: Nedim Remili (3/5) und Melvyn Richardson (4/6) trafen am häufigsten.
Richardson hatte auch das letzte Wort vor der Pause, mit einem 16:16-Remis ging es in die Kabinen. Es bahnte sich also der nächste Krimi an. Denn: Keines der letzten fünf Duelle zwischen Frankreich und Deutschland endete mit mehr als einem Tor Differenz.
Nach dem Seitenwechsel kam die DHB-Auswahl richtig gut rein. Beim 20:18 begannen die deutschen Fans in Danzig wohl bereits vorsichtig zu träumen an (35.). Im Stile einer Weltklasse-Mannschaft antwortete allerdings der amtierende Olympiasieger - mit einem 5:0-Lauf bis zur 44. Minute. Deutschland war jetzt zu fehleranfällig, vorne zu harmlos und hinten nicht mehr aggressiv genug. Allen voran Remili zog seine Kreise, holte immer wieder Siebenmeter raus. Hinten stand Keeper Desbonnet - später zum "Man of the Match" gewählt - fast bei einer 50-prozentigen Fangquote.
Beim Stand von 25:29 zog Gislason seine letzte Timeout-Karte, der Isländer wirkte sauer und wollte fortan mit dem siebten Feldspieler agieren. Nach wenigen Sekunden leistete sich sein Team aber wieder einen Abspielfehler - mit dem Wurf ins leere Tor nahm Valentin Porte dem DHB-Team die letzte Hoffnung. Nach 60 Minuten stand ein verdientes, wenn auch zu hohes 35:28 für die Franzosen.
Während Frankreich in seinem Halbfinale am Freitagabend auf Co-Gastgeber Schweden trifft, geht es für die DHB-Auswahl mit Platzierungsspielen weiter. Der Europameister von 2016 muss nach Stockholm reisen, wo am Freitag Ägypten der Gegner sein wird.
Frankreich: Desbonnet, Gerard - Fabregas 5, Remili 5, Mahé 4/2, Richardson 4/2, Tournat 4, Y. Lenne 3, Mem 3, N. Karabatic 2, Porte 2, Grebille 1, L. Karabatic 1, Nahi 1, Lagarde, Prandi
Deutschland: Birlehm (Rhein-Neckar Löwen), Wolff (KS Kielce) - Golla (SG Flensburg-Handewitt) 6, Knorr (Rhein-Neckar Löwen) 5/2, Mertens (SC Magdeburg) 4, K. Häfner (MT Melsungen) 3, Steinert (HC Erlangen) 3, Groetzki (Rhein-Neckar Löwen) 2, Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen) 2, Witzke (SC DHfK Leipzig) 2, Ph. Weber (SC Magdeburg) 1, Dahmke (THW Kiel), Drux (Füchse Berlin), Ernst (SC DHfK Leipzig), Köster (VfL Gummersbach), M'Bengue (Bergischer HC)
Schiedsrichter: Mads Hansen (Dänemark)/Jesper Madsen (Dänemark)
Zuschauer: 5526
Strafminuten: 6 / 2
Disqualifikation: - / -
msc