25.06.2023, 22:12
Vergebliche Aufholjagd von Titelverteidiger Frankreich
Die deutsche U-21-Nationalmannschaft hat bei der Handball-WM bereits im ersten Hauptrundenspiel ihr Viertelfinal-Ticket gelöst. Der Co-Gastgeber musste beim 30:29 (17:16) gegen Titelverteidiger Frankreich allerdings unerklärlicherweise noch zittern.
In der Vorrunde war die deutsche U 21 nicht wirklich gefordert worden. Doch trotz dreier Kantersiege brachte das Team von Trainer Martin Heuberger ein Sorgenkind mit beim Umzug von Hannover nach Magdeburg. Die Abwehr hatte im Verlauf der ersten Turnierphase nicht wirklich überzeugen können. Zum Auftakt der Hauptrunde musste die Deckungsarbeit aber zwingend verbessert werden, um Titelverteidiger Frankreich in die Knie zwingen zu können.
Heuberger begann auch das vierte WM-Spiel mit seiner Stammformation, zwischen die Pfosten beorderte er wieder David Späth. Der Keeper der Rhein-Neckar Löwen lief früh heiß und parierte im gesamten ersten Abschnitt neun Bälle (Fangquote von 38 Prozent) - darunter auch eine Doppelparade bei einem Siebenmeter in der Anfangsphase.
Vorne riss Nils Lichtlein, vor dem Turnier im kicker-Interview, das Spiel an sich und überzeugte neben seiner gewohnten Spielübersicht mit überragenden Schlagwürfen zum 5:3, 6:4 und 13:9. Die Abwehr aber blieb das große Sorgenkind. Auch der französische Keeper Leo Villain (sieben Paraden, Fangquote von 30 Prozent) war rasch in den Köpfen der deutschen Spieler, der PSG-Torhüter nahm mehrere freie Würfe weg.
Vom Siebenmeterstrich war Tim Freihöfer eine Bank und erzwang beim 11:7, der ersten deutschen Vier-Tore-Führung, die Auszeit von Frankreich-Trainer Yohann Delattre. Die Fehler auf deutscher Seite häuften sich - so langsam auch im Angriff. Hinten war das DHB-Team mal zu passiv, mal zu unaufmerksam auf Außen, mal nicht gut positioniert fürs Eins-gegen-eins. So führte man zur Pause nur mit 17:16.
In der Kabine hatte Heuberger aber offenbar die richtigen Worte gefunden. Hinten wie vorne wirkte sein Team nun hellwach, erzwang auch französische Fehler. Angeführt von einem bärenstarken Moritz Sauter, der binnen kurzer Zeit vier sehenswerte Tore erzielte, baute die deutsche Mannschaft den Vorsprung wieder auf vier Tore aus (21:17, 36.).
Eine weitere Auszeit von Delattre brachte diesmal keinen Bruch ins deutsche Spiel. Ganz im Gegenteil: Eine Viertelstunde vor Schluss hatte die DHB-Auswahl den Vorsprung auf beruhigende sechs Treffer ausgebaut (27:21, 45.). Auch Späth - erstmals tauschte Heuberger in der Pause nicht den Torhüter - blieb ein Faktor.
Beim 29:22 - Keeper Späth traf ins leere Tore - war die Partie gefühlt gelaufen. Doch genau das war der Fehler, das DHB-Team fuhr den Motor komplett runter. Die Franzosen legten ihrerseits einen famosen 7:0-Lauf hin und sorgten spätestens beim 29:29 für einen kollektiven Schockzustand.
Heuberger nahm noch eine Auszeit, Sauter sich den nächsten Wurf - 30:29. Nun durften die Franzosen nach einem Timeout den letzten Angriff fahren, doch Späth nahm dem Rechtsaußen mit seiner 13. Parade einen freien Ball weg. Der direkte Freiwurf im Anschluss, die letzte Aktion des Spiels, krachte in die deutsche Mauer.
Das Viertelfinal-Ticket war damit gebucht, Titelverteidiger Frankreich kann die K.-o.-Runde angesichts von 0:4 Punkten schon nicht mehr erreichen. Zum Abschluss der Hauptrunde am Montagabend (20.30 Uhr) geht es gegen das in der zweiten Turnierphase ebenfalls noch ungeschlagene Kroatien. Wegen der um zwei Treffer besseren Tordifferenz würde dem DHB-Team bereits ein Remis zum Gruppensieg reichen.
Deutschland: Späth (1), Ludwig; Sauter (5), Fischer (5), Häseler (4), Uscins (4), Freihöfer (3/3), Lichtlein (3), Beneke (3), Kranzmann (1), Wilhelm (1), Heitkamp, Sajenev, Pregler, Seitz, Langhoff
Schiedsrichter: Sekundic/Jovandic (Serbien)
Zuschauer: 3022
msc