20.01.2022, 19:23
Spanien gewinnt direktes Duell hochverdient
Die geschwächte deutsche Handball-Nationalmannschaft hat ihr erstes Hauptrundenspiel auch in der Höhe verdient mit 23:29 (12:14) gegen Spanien verloren. Der Titelverteidiger war schlichtweg eine Nummer zu groß.
Die Vorbereitung aufs erste Hauptrundenspiel war einmal mehr überstrahlt vom Thema Corona. Zumindest aber auch in einem Punkt ausnahmsweise positiver Natur: Christoph Steinert, kurz zuvor noch positiv getestet, durfte überraschend in den Kader aufrücken - musste aber zu Fuß zur Halle kommen.
Mit Titelverteidiger Spanien wartete zum Auftakt der zweiten Turnierphase ein anderes Kaliber aufs geschwächte DHB-Team, das in der ersten Hälfte aber bemerkenswert gut mithielt. Speziell der schon beim 30:23 gegen Polen überragende Julian Köster kam exzellent rein. Zwei Tore und ein tolles Anspiel auf Kreisläufer Patrick Wiencek waren seine ersten Arbeitsnachweise. In der Abwehr agierte die deutsche Mannschaft gegen den wurfstarken spanischen Rückraum zu passiv. Auch das typische spanische Spiel über den Kreis bereitete dem Team von Bundestrainer Alfred Gislason Probleme.
Doch Johannes Bitter kam zwischen den Pfosten immer besser ins Spiel, vorne fand die DHB-Auswahl vermehrt den Weg über den Kreis. Fabian Wiede, zuvor ohne EM-Minute, fand mit einem Traumpass exemplarisch Einläufer Simon Ernst. Beim Stand von 11:10 nach 21 Minuten dürfte so mancher deutscher Fan schon zu träumen begonnen haben. Doch mit zunehmender Spieldauer schlichen sich immer mehr Fehler im Spiel des Europameisters von 2016 ein. Doch die Iberer ließen zu viele davon ungenutzt, sodass es zur Pause aus deutscher Sicht "nur" 12:14 stand.
Nach dem Seitenwechsel ging es dann allerdings schnell dahin, die DHB-Auswahl war mittlerweile über 15 (!) Minuten ohne eigenes Tor. Die deutsche Mannschaft warf viel zu viele Bälle weg. Die Würfe, die aufs Tor kamen, entschärfte Barcelonas Keeper Gonzalo Perez de Vargas (16 Paraden, über 40 Prozent Fangquote) teils spektakulär. Beim Stand von 20:14 für den Titelverteidiger war nach 43 Minuten eine Art Vorentscheidung gefallen.
Während das neu zusammengewürfelte DHB-Team kaum Mittel fand, um Abwehr und Keeper der Iberer zu überwinden, strotzte Spanien vor Selbstvertrauen. Bei den Spaniern gelang praktisch alles, von Gislasons Schützlingen sammelte einzig Linksaußen Patrick Zieker vom TVB Stuttgart Argumente für noch mehr Spielzeit. Wenn noch etwas ging, dann über die Außen oder Kreisläufer Johannes Golla. Am Ende stand ein hochverdienter 29:23-Erfolg für die Spanier, die damit im Turnierverlauf weiter verlustpunktfrei bleiben und schon jetzt hervorragende Karten aufs Halbfinale haben.
Viel Zeit zu verschnaufen bleibt nicht: Im zweiten, enorm wichtigen Hauptrundenspiel trifft die deutsche Mannschaft, mit nun 2:2 Punkten, am Freitag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) auf Norwegen, die Spanier bekommen es bereits ab 15.30 Uhr mit Russland zu tun.
Deutschland: Bitter (HSV Hamburg), Rebmann (Frisch Auf Göppingen) - Golla (SG Flensburg-Handewitt) 4, Zieker (TVB Stuttgart) 4, Köster (VfL Gummersbach) 3, Reichmann (MT Melsungen) 2/2, Stutzke (Bergischer HC) 2, Weber (SC Magdeburg) 2, Wiencek (THW Kiel) 2, Dahmke (THW Kiel) 1, Ernst (SC DHfK Leipzig) 1, Wiede (Füchse Berlin) 1, Zerbe (TBV Lemgo Lippe) 1
Spanien: Perez De Vargas - Maqueda 6, Casado 5, Solé 5, Figueras 4, Gomez Abello 4/2, Garcia 3, Gurbindo 1, Marquez Coloma 1
Schiedsrichter: Charlotte Bonaventura (Frankreich)/Julie Bonaventura (Frankreich)
Zuschauer: 1683
Strafminuten: 2 / -
Disqualifikation: - / -
msc