15.12.2023, 19:30
Reistad nicht zu stoppen:
Norwegen steht im Endspiel der Handball-WM der Frauen und kann weiter von der Titelverteidigung träumen. In einer dramatischen Partie setzte sich der Rekordeuropameister nach Verlängerung mit 29:28 (23:23, 9:14) gegen Dänemark durch. Bei den Gastgeberinnen überragte Torhüterin Althea Reinhardt, die auch als "Player of the match" geehrt wurde, bei Norwegen kam Henny Reistad am Ende auf 15/5 Tore aus 17 Würfen.
Es knisterte von Anfang an im skandinavischen Derby: In einer ausverkauften Arena von Herning sollten die Gastgeberinnen den besseren Start erwischen und immer wieder aus der Nahdistanz treffen. Kreisläuferin Kathrine Heindahl schloss den guten Start mit ihrem dritten Treffer zum 5:1 (7.) ab und erzwang die erste Auszeit des Titelverteidigers.
Dänemark war nun vermehrt zu den Würfen aus den Rückraum gezwungen, suchte aber auch immer wieder die Tiefe mit Durchbrüchen. Die Däninnen schafften es den Gegner auf Abstand zu halten, konnten sich trotz Unterzahl sogar auf fünf Tore (10:5) lösen. Norwegen zeigte überraschend Nerven, unter anderem verpassten Nora Mørk und Stine Skogrand jeweils einen Siebenmeter und Stine Oftedal verpasste den langen Wurf ins verwaiste dänische Tor.
Der Rekordeuropameister fand keine Wege durch das dänische Abwehrbollwerk, auch Torhüterin Althea Reinhardt war in wichtigen Momenten zur Stelle. Thorir Hergeirsson reagierte mit dem Wechsel im Tor auf der anderen Seite zu Silje Solberg, die schon im Viertelfinale als "Player of the Match" ausgezeichnet wurde.
Und dieser Schachzug sollte sich auszahlen: Die Torhüterin vernagelte in den Schlussminuten ihr Gehäuse, hielt einen Siebenmeter von Emma Friis und war der Rückhalt, dass der Abstand bis zum 14:9 zur Pause nicht weiter anwuchs.
Die Abwehrreihen sollten den Beginn des zweiten Spielabschnitts dominieren, Norwegen nahm den Däninnen, die aufgrund einer Verletzung nun auf Heindahl verzichten musste, auch die Tore aus der Nahdistanz weg. Mit der siebten Feldspielerin und zwei Kreisläuferinnen versuchte Dänemark seine Durchschlagskraft zu erhöhen.
Das Momentum schien aber zu Norwegen gewechselt zu sein. Der Weltmeister sollte aber den möglichen Anschlusstreffer mehrfach verpassen. Immer wieder war Althea Reinhardt in den entscheidenden Momenten zur Stelle. Nachdem aber Henny Reistad aber im Siebenmeterduell gegen Sandra Toft dreizehn Minuten vor dem Ende auf ein Tor verkürzte, nahm Jesper Jensen beim 18:17 seine Auszeit.
Die Hausherrinnen steigerten wieder ihre Durchschlagskraft, Norwegen aber bestrafte das Risiko mit der zusätzlichen Feldspielerin durch einfache Gegentore. Die Partie war längst ein umkämpfter Krimi, Norwegen stand vor dem Ausgleich - aber Rheinhardt war gegen Camilla Herrem zur Stelle, stand mit ihrer dreizehnten Parade bei rund 40 % gehaltener Bälle.
Im Gegenzug konnte Kristina Jørgensen wieder auf zwei Tore erhöhen. Norwegen gab sich aber noch nicht geschlagen: Skogrand von Rechtsaußen und Herrem wurde im Gegenstoß von Burgaard gefoult, so konnte Henny Reistad mit dem 22:22 gut zwei Minuten vor dem Ende wieder alles auf Anfang stellen.
Jede Aktion konnte nun entscheidend sein, so auch das missglückte Anspiel von Jørgensen an den Kreis zu Rikke Iversen. Auf der Gegenseite traf Sanna Solberg-Isaksen von Linksaußen zur Gästeführung. Jesper Jensen nahm seine finale Auszeit und über Trine Østergaard erkämpfte sich Dänemark dann den Siebenmeter mit dem Jørgensen die Verlängerung erzwang.
Auch in dieser prägten dann wieder die Abwehrreihen das Geschehen auf dem Parkett, es dauerte rund dreieinhalb Minuten ehe Reistad mit einem Siebenmeter den ersten Treffer der Verlängerung setzen konnte. Danach nahm die Partie aber wieder Fahrt auf, mit dem Pausenpfiff sollte Rikke Iversen zum 25:25 ausgleichen.
Reistad war bei Norwegen unterdessen weiterhin die entscheidende Kraft - mit dem ersten Gegenstoßtor der Partie erzielte sie das 26:25 für Norwegen und hielt ihr Team mit zwei weiteren Treffern zum 28:27 auch weiterhin in der Vorlage. Dänemark hatte aber immer wieder den Ausgleich geschafft, und hoffte auf diesen auch jetzt - zumal die Gastgeberinnen auch noch fast bis zum Ende der ersten Verlängerung in Überzahl agierten.
Der finale Angriff der Däninnen wurde aber zunächst von Problemen mit der Hallenuhr unterbrochen. Simone Petersen holte dann aber den Siebenmeter heraus, Jørgensen traf zum Ausgleich. Doch zwanzig Sekunden blieben nun Norwegen noch für die Entscheidung. Und einmal mehr war es Reistad, die den Ball zum 29:28-Endstand in die Maschen zimmerte und so Norwegen in ein weiteres Finale warf.
Dänemark - Norwegen 28:29 (23:23, 14:9) n. V.
Dänemark:
Toft, Reinhardt
S. Iversen, Elver, Hansen 5, Heindahl 4, Haugsted 1, Aagot, Jørgensen 7/4, Østergaard, Burgaard 4, Petersen, Højlund 3, Friis 3/1, R. Iversen 1, Scaglione
Norwegen:
Lunde, Solberg
Aardahl 1, Skogrand 1, Mørk 3/3, Oftedal 5, Brattset, Breistøl, Ingstad, Bakkerud, Novak, Herrem 2, Solberg-Isaksen 1, Reistad 15/7, Hovden, Deila 1
Schiedsrichter: Amar Konjicanin / Dino Konjicanin (BIH)
Strafminuten: 10/8
Zuschauer: 12.136
Christian Stein