18.01.2018 14:01 Uhr - Europameisterschaft - Daniel Genings - handball-world.com
Lars, Marcus, ihr habt bislang zwei Spiele leiten dürfen. Wie ist bislang der erste Eindruck von der EM in Kroatien?
Marcus Helbig:
Es hat riesen Spaß gemacht, gleich den Gastgeber zu pfeifen, Kroatien gegen Serbien. Das war eine wunderschöne Ansetzung für uns. Wir haben uns sehr gefreut über die Ansetzung und sind auch denke ich sehr gut uns Turnier reingekommen.
Ihr habt Weltmeisterschaften, Olympia und Bundesliga gepfiffen. Was ist für Euch der besondere Reiz einer Europameisterschaft?
Lars Geipel:
Zum einen muss man sagen, dass eine EM von der Leistungsdichte her sicherlich das beste Turnier ist, was man haben kann, weil man im Endeffekt nur starke Mannschaften hat. Die zweite Geschichte, die man auch erwähnen muss, ist ein Turnier natürlich immer etwas besonderes, weil du dich drei Wochen nur auf Handball fokussierst und nichts drum herum hast. Und das ist sicherlich ein großer Unterschied zur Bundesliga.
Marcus Helbig:
Das sehe ich genau so wie Lars. Es ist schön, die deutsche Fahne als Schiedsrichter vertreten zu dürfen. Das ist für uns auch eine große Ehre, uns wird ja auch nichts geschenkt. Es ist immer schön, wenn man sich für so ein Turnier qualifizieren kann und dabei sein kann. Das macht riesig Spaß mit den anderen Schiedsrichtern diese Turniere zu erleben und es ist einfach eine schöne Zeit für uns.
Bleibt überhaupt Zeit, neben dem Handball etwas anders zu machen? Kroatien bietet da sicherlich ja Möglichkeiten.
Lars Geipel:
Ich glaube im Sommer ist Kroatien attraktiver als im Winter, aber ansonsten fokussierst du dich total auf Handball. Du hast praktisch jeden Tag Spiele, die du schaust, die du analysierst. Dann pfeifst du ja auch selbst, du machst selbst jeden Tag Sport und hast noch Training und Meetings, in denen du die Spiele nochmal analysierst. Touristisch bleibt da vergleichsweise wenig bis gar nichts übrig. Klar geht man auch mal mit anderen Schiedsrichterkollegen einen Kaffee trinken, aber das ist jetzt nicht so, dass wir permanent rumreisen und uns das schöne Land anschauen.
Also Land und Leute nimmt man am Rande gerne mit, aber es gibt nun nicht einen Tag, in dem man sich mal ein Museum anschaut oder dergleichen?
Marcus Helbig:
Bisher haben wir noch nichts gemacht, der Fokus liegt ganz klar auf Handball. Sport in der früh, Video, Auswertung, Meeting und dann geht es auch schon in die Halle.
Lars Geipel:
Deswegen sind wir ja auch hier und nicht, um uns das Land anzugucken. Wir sind für den Handball hier.
Sicherlich wünscht ihr euch noch mehr Einsätze als Schiedsrichter. Aber je mehr es werden, desto geringer ist die Chance, dass Deutschland noch im Turnier ist...
Lars Geipel:
Hier sind zwölf sehr gute Schiedsrichter-Paare und jeder will und kann natürlich auch so viele Spiele wie möglich pfeifen. Letztendlich ist unser Ziel, so gut wie möglich abzuschneiden, jedes Spiel möglichst fehlerfrei und möglichst ohne Aufregung über die Bühne zu bekommen und alles andere kann man nicht beeinflussen, das liegt nicht in unserer Hand. Wir können nur so gut wie möglich sein und dann schauen wir, was am Ende dabei rauskommt.
Aber insgeheim freut man sich dann, wenn Deutschland das Spiel gewinnt und die nächste Runde erreicht?
Marcus Helbig:
Absolut. Wir gucken die deutschen Spiele zusammen und jubeln auch für die Mannschaft und das ist ja auch ganz normal.
Lars Geipel:
Der entscheidende Punkt ist ja auch, dass die Mannschaft im Zentrum des Interesses steht und für die Sportart ist es an sich gut, je weiter das Team kommt. Letztendlich ist es für uns als Schiedsrichter ja auch schöner und besser, weil dann auch mehr Zuschauer in die Halle kommen, das Interesse viel größer ist und dann macht es auch viel,viel mehr Spaß, Schiedsrichter in der Bundesliga zu sein, das ist klar.
Beim Spiel der Franzosen gegen Weißrussland seid ihr als Reservegespann hier in Porec vor Ort. Was sind eure Aufgaben während des Spiels?
Marcus Helbig:
Pro Spiel ist immer ein Reservegespann nominiert. Wir haben die ehrenvolle Aufgabe, bestimmte Szenen per Video mitzuschneiden bzw. für das Meeting zusammenzustellen. Und diese Sequenzen werden dann am Folgetag um 10 Uhr beim Meeting ausgewertet. Da schauen wir uns zusammen mit den Delegierten und den Schiedsrichtern diese Szenen an.
Beim Tennis durch das Hawk-Eye und in der Fußball-Bundesliga wird mit Hilfe des Videobeweises versucht, Szenen im Spiel besser beurteilen zu können. Auch im Handball gibt es den Videobeweis. Könnt ihr unseren Lesern einmal erklären, wann dieser zum Einsatz kommt, wer darüber entscheidet, diesen zu beantragen und wie der Ablauf, das Prozedere dann ist?
Lars Geipel:
Grundsätzlich ist es so, dass der Videobeweis hier bei dieser Europameisterschaft nicht auf einzelne, ganz bestimmte Szenen beschränkt ist, sondern die Schiedsrichter können auf eigene Wahrnehmung den Videobeweis anfordern und nur die Schiedsrichter. Die einzige Ausnahme ist ein Wechselfehler, dann kann es auch der Delegierte machen. Ansonsten dürfen sich diese Situationen auch nur die Schiedsrichter anschauen und im Endeffekt entscheiden. Wichtig, natürlich klar, dass es nur in ganz, ganz spielentscheidenden Situationen sein kann, wie jetzt zum Beispiel am Montagabend beim Spiel Deutschland gegen Slowenien, wenn es darum geht, eine Situation zu entscheiden, die die letzten 30 Sekunden betrifft, ist es jetzt eine rote oder eine blaue Karte. Also wirklich nur in ganz wenigen, spielentscheidenden Situationen.
Wie läuft so etwas ab, wie wird so etwas vorbereitet? Wie signalisiert man, dass man gerne nachsehen möchte? Und welche Szenen werden dort gezeigt?
Marcus Helbig:
Das Zeichen ist ähnlich wie beim Fußball, dass wir so ein Viereck anzeigen, das bedeutet ja, dass wir beide uns vorher auch abgesprochen haben, dass die Situation für uns nicht eindeutig war, um eine Entscheidung zu treffen. Dann ist der Weg von uns beiden zum Bildschirm. Dort haben wir die Möglichkeit, die Szene zurückzuspulen und können sie uns beliebig oft anschauen. Danach treffen wir gemeinsam eine Entscheidung und werden diese auf dem Spielfeld auch anzeigen.
Lars Geipel:
Es gibt viele verschiedene Kamerapositionen, die in der Halle verteilt sind. Man hat nicht nur das Fernsehbild, sondern es gibt Kameras von allen Position und das kann man dann einspielen lassen. Und damit hat man praktisch immer eine gute Sicht auf das, was passiert ist.
Vor ein paar Jahren gab es Headsets für die Schiedsrichter, nun kommt immer mehr Videotechnik als Unterstützung. Wie ist Eure Meinung zu technischen Hilfsmitteln? Eher Angenehm oder manchmal auch störend?
Marcus Helbig:
Da spreche ich jetzt für uns beide. Für uns ist das absolut ein Hilfsmittel. Ohne Headset kann ich mir es zum Beispiel gar nicht mehr vorstellen, zu pfeifen. Es ist schon wichtig, dass man sich im Spiel viel abspricht, das man miteinander kommuniziert und auch der Videobeweis hilft dem Sport beziehungsweise den Entscheidungen. Wenn Entscheidungen nicht klar sind oder wenn wir sie nicht gesehen haben und den Videobeweis nutzen können und dann die richtige Entscheidung treffen, das ist der wichtigste Punkt, dann hilft es der Sportart sehr.
Lars Geipel:
Sie sind eine große Unterstützung, weil es den Sport im Endeffekt gerechter macht. Und es hilft gerade den Schiedsrichtern, spielentscheidende Fehler zu vermeiden.
Vielen herzlichen Dank und weiterhin viel Erfolg für Euch im Turnier!
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