vor 15 Stunden
Stimmungsbild nach dem 26:26 in Wien
Die deutschen Handballer kamen nach einer 24:20-Führung (50.) am Donnerstag in Wien gegen Österreich in der EM-Qualifikation nicht über ein 26:26 hinaus und teilten sich die Punkte. Es war kein gutes Spiel, das die Sieben von Alfred Gislason dem Kampf der Hausherren entgegenstellte. Einige Gründe für das Remis wurden benannt.
"Wir waren kämpferisch da, hatten uns viel vorgenommen und haben leider nur einen Punkt mitgenommen", fasste Luca Witzke den insgesamt enttäuschenden Auftritt der deutschen Handballer in der EM-Qualifikation am Donnerstag gegen Österreich in Wien prägnant zusammen.
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"15 Sekunden vor Schluss haben wir den Ball und können das runterspielen, kriegen sogar noch eine Wurfchance", trauerte Julian Köster dem zweiten Punkt hinterher, der der DHB-Auswahl nun auf der Habenseite fehlt. Marko Grgic vergab diese letzte Chance auf Zählbares mit der Sirene und das Spiel endete 26:26 unentschieden.
Zehn Minuten zuvor hatte die DHB-Auswahl eine 24:20-Führung innegehabt. "Da war fast klar, dass wir die zwei Punkte mitnehmen", meinte Köster nach dem Spiel. Dann folgte jedoch eine Auszeit der Österreicher und ein weiteres Sieben-gegen-sechs, mit dem die Hausherren den Rückstand binnen kurzem wettmachten - und am Ende einen Punkt gewannen.
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"Wir müssen das Ding vorher fertig machen, fangen dann aber an, Möstl heißzuschießen. Er nimmt uns einen nach dem anderen weg", kommentierte Köster. Ein weiterer Faktor war die Steffl Arena in Wien. Wegen ihrer speziellen Dachkonstruktion kann sich ein extrem lauter Hexenkessel entwickeln.
Und genau das passierte in der Schlussphase. Selbst einige Zeit nach dem Abpfiff verstand man am Spielfeldrand sein eigenes Wort nicht, so sehr hat dieses Unentschieden Österreichs Handballfans euphorisiert.
"Die Enttäuschung ist recht groß, weil wir einfach an uns selbst scheitern", meinte DHB-Kapitän Johannes Golla und hob unter anderem die zwei von Constantin Möstl parierten Siebenmeter hervor.
"Dann ist es natürlich extrem schwer, gegen so eine Kulisse das Sieben-gegen-sechs so zu verteidigen, dass man dann am Ende gewinnt. Es ist extrem bitter, denn wir kriegen kurz vor Schluss den Ausgleichstreffer und haben dennoch die Chance auf den Sieg. Das ist doof gelaufen."
Die Ausfälle wollte der DHB-Kapitän nicht kommentieren und auch nicht für das Remis heranziehen. "Dazu kann ich nichts sagen. Ich finde, dass wir in dieser Konstellation super gekämpft haben. Wir haben dennoch 16 Spieler, die auf Top-Niveau sind. Das ist keine Ausrede für uns."
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Vielmehr sei die Verwertung der Chancen kritisch gewesen, meinte auch Golla. "Die ersten 15 Minuten waren wir richtig schlecht, dann kommen wir ins Spiel und machen es am Ende wieder richtig schlecht. Das bricht uns das Genick."
In vielen Phasen, insbesondere zu Beginn und am Ende, fehlte der DHB-Auswahl in der Abwehr die Kompaktheit - besonders gegen Wagner am Kreis - und die Effizienz im Angriff. Auch die Körpersprache, etwa als der Vorsprung nach dem 24:20 all zu schnell in die Binsen ging, war in wichtigen Situationen wenig Hoffnung stiftend. Dennoch war am Ende die Chance auf zwei Punkte da.
"Wir führen die ganze Zeit und müssen das Spiel auch gewinnen, aber letztlich haben wir das Unentschieden verdient, weil wir selber ziemlich viele Fehler machen", gab Bundestrainer Alfred Gislason zu Protokoll. "Wenn beide etatmäßigen Linkshänder im Rückraum ausfallen, ist das eine Sache, aber Österreich hat auch Ausfälle", wollte auch er das nicht gelten lassen. "Da fehlt Niko Bilyk, ein extrem wichtiger Spieler."
Auf beiden Seiten fehlten Leute aus der ersten Garde, doch spielte sich neu ins Rampenlicht: Miro Schluroff. "Es war ein sehr starkes Debüt", lobte VfL-Kamerad Julian Köster.
"Ich weiß ja, was er kann. Ich spiele jeden Tag mit ihm zusammen. Mich freut es unglaublich, dass Alfred ihn nominiert hat. Ich glaube, man hat auch schon gesehen, dass das gerechtfertigt ist", so Köster.
Der Bundestrainer sah immerhin eine "sehr gute erste Halbzeit" von DHB-Debütant Miro Schluroff. "Nach der Pause ist er nicht mehr so gut ins Spiel gekommen", fügte Alfred Gislason an.
Nun hat die DHB-Auswahl nicht einmal 48 Stunden Zeit, um die Wunden zu lecken, denn am Samstag um 16:30 Uhr folgt schon das nächste Qualifikationsspiel in Hannover - wieder gegen Österreich.
"Darauf freuen wir uns. Das ist natürlich nicht optimal für den Körper, aber es ist schön, dass man es schnell besser machen kann", sagte Golla. "Wir müssen besser spielen und unsere Chancen besser nutzen", forderte der Bundestrainer - um das Ziel der EM-Qualifikation als Gruppenerster im Auge zu behalten.
Felix Buß