16.01.2023, 10:27
Die Handball-Kolumne von Füchse-Boss Bob Hanning
Deutschland hat bei der Handball-WM vorzeitig die Hauptrunde erreicht. In seiner kicker-Kolumne versprüht Bob Hanning Optimismus, sieht viele Lichtblicke und zeigt sich besonders von Juri Knorr beeindruckt.
Herzlich Willkommen im Viertelfinale! Mir ist natürlich schon bewusst, dass wir zum Abschluss der Vorrunde noch gegen Algerien und dann die Hauptrunde spielen müssen. Da warten dann Mannschaften wie Norwegen und die Niederlande. Trotzdem haben wir heute den Grundstein für alles was kommt gelegt.
Man kann natürlich trotzdem den Finger in die ein oder andere Wunde legen. Gerade in der ersten Halbzeit hat uns die Konsequenz im Mittelblock gefehlt. Wir waren regelrecht gezwungen, unser Abwehrsystem zu wechseln. Die 3:2:1 hat uns zumindest geholfen, mit einer Führung in die Pause zu gehen. Andererseits war auch die Abwehr der Serben alles andere als sattelfest. Ihnen fehlt unser angeschlagener Berliner Keeper Dejan Milosavljev natürlich enorm. Sobald er zurückkehrt, wird ihnen das wieder mehr Stabilität verleihen.
Damit genug der Kritik. Ich fand, dass es heute auch wieder ganz viele Lichtblicke gab. Unser Angriffsspiel war sehr facettenreich, hatte eine gute Geschwindigkeit und kontinuierlich starke Passentscheidungen. In der Verwertung unserer Chancen waren Linksaußen Lukas Mertens und beide Kreisläufer allererste Sahne. Christoph Steinert hat zudem gezeigt, dass er Kai Häfner im rechten Rückraum gut entlasten kann. Joel Birlehm hat heute unterstrichen, warum die Wahl für ihn eine gute war.
Ansonsten gefällt mir die Mentalität der deutschen Nationalmannschaft - vor allem die von Juri Knorr. Natürlich kann man in der Schlussphase mit dem einen oder anderen Pass an den Kreis noch länger warten. Aber was ich viel entscheidender finde, ist, wie er immer den Ball fordert und auch in der Auszeit klar signalisiert: Gebt mir den Ball, ich mach das schon. Das imponiert mir sehr. Sein großes Entwicklungspotenzial ist unbestritten.
Im Vorrundenfinale gegen Algerien müssen wir versuchen, noch mehr Spieler aus unserem Kader in unser System zu kriegen. Es folgen danach relativ schnell drei Hauptrundenspiele - wir müssen die Kräfte auf noch mehr Schultern verteilen, um sportlich erfolgreich sein zu können.
Bob Hanning (54) hat die Füchse Berlin von der 2. Liga bis in die Champions League geführt, den DHB in acht Jahren als Vizepräsident auf links gedreht und einen Spiegel-Bestseller (Hanning. Macht. Handball.) geschrieben. In seiner Kolumne analysiert er für den kicker die Geschehnisse rund um Nationalmannschaft und Bundesliga.