15.01.2023, 21:10
Selbstkritischer Spielmacher sammelt elf Assists
Die deutsche Nationalmannschaft steht bei der Handball-WM nach zwei Siegen bereits in der Hauptrunde. Besonders Spielmacher Juri Knorr gewährte Einblick in sein Gefühlsleben.
Zweites Spiel, zweiter Sieg, zum zweiten Mal in entscheidenden Momenten die Nerven behalten. Nach 60 intensiven Minuten gegen Serbien fasste es DHB-Kapitän Johannes Golla treffend zusammen. "Wir sind leider in der Abwehr ein bisschen zu viel geschwommen von Anfang an", haderte der Kreisläufer der SG Flensburg-Handewitt mit 33 Gegentoren. "Dafür haben wir heute über 60 Minuten ein super Angriffsspiel gezeigt." Die 34 Treffer reichten letztlich für eine optimale Ausgangslage mit Blick auf das bereits gelöste Ticket für die Hauptrunde.
Alfred Gislason präsentierte sich in der ARD als "sehr glücklicher Bundestrainer". Auch der Isländer sah die Abwehr "nicht so, wie wir sie zuletzt gesehen haben". Wodurch auch die Torhüterleistung "eine Dreiviertelstunde gelitten" habe. Doch sein Team bestand in Kattowitz die zweite Reifeprüfung. Und beeindruckte besonders im Angriff, was auch Gislason so sah: "Da sind wir sehr weit."
Im Fokus stand wie schon im Auftaktspiel der Jüngste im Team: Juri Knorr. Diesmal machte der 22-Jährige zwar "nur" vier Tore, steuerte allerdings auch elf Assists bei. "Juri leitet das Spiel sehr gut, sehr erwachsen", lobte Gislason: "Als wäre er schon über 30 Jahre alt." Einen Großteil der Tore über den Kreis (Golla sechs, Kohlbacher vier) bereitete Knorr vor.
In einer wichtigen Phase der zweiten Hälfte brachte Gislason bewusst Kohlbacher, mit dem Knorr auch im Verein hervorragend harmoniert. Ein kluger Schachzug. Das DHB-Team habe da "die Spielweise der Rhein-Neckar Löwen kopiert". "Wenn 'Kohli' den Ball bekommt, ist es unglaublich schwer, ihn zu halten. Da musst du ihm einen Laster auf den Rücken kleben, dass er sich nicht reindreht", scherzte Gislason.
Beim TV-Interview wirkte Knorr abgekämpft, gegen Ende hätten ihn ein wenig die Kräfte verlassen. Doch das deutsche Top-Talent übernahm immer wieder Verantwortung, ließ sich auch von Fehlwürfen und -pässen nicht aus der Ruhe bringen. "Es war heute ein Auf und Ab", erklärte Knorr selbstkritisch zu seiner eigenen Leistung. Er habe sich "heute mehr auf die Spielsteuerung konzentrieren" wollen. Gegen Katar hatte Knorr noch acht Treffer erzielt.
"In der Schlussphase habe ich es ein bisschen übertrieben mit den Kreisanspielen", befand Knorr. Diese "unglaublich teuren Fehler" hatte Gislason nach dem 30:31 im Vorbereitungsspiel gegen Island offen angeprangert. Nach dem Erreichen der Hauptrunde falle "ein Druck von mir ab", so Knorr. "Es wurde relativ viel geschrieben, auch zu meiner Person", gestand Knorr offen ein: "Das lässt mich auch nicht immer so ganz kalt."
Neben Gislason attestierte ihm allerdings auch Kapitän Golla ein "super Spiel". Ein solches hatte ohne jeden Zweifel Lukas Mertens hingelegt. Der Linksaußen vom SC Magdeburg erzielte sieben Treffer bei sieben Versuchen. Angesichts der großen deutschen Fanschar in Kattowitz sprach der 26-Jährige von einem "Riesenspaß": "Das kann gerne so weitergehen." Am Dienstag (18 Uhr) wartet zum Abschluss der Vorrunde Algerien.
msc