07.01.2023, 19:10
Bundestrainer beim Jüngsten mit Lob und Tadel
Die erste von zwei Generalproben für die Handball-WM 2023 hat die deutsche Nationalmannschaft in den Sand gesetzt. Kritik übte der Bundestrainer Alfred Gislason deswegen auch am jüngsten Spieler im Kader.
"Die Standortbestimmung haben wir bekommen", sagte Gislason am ZDF-Mikrofon, um seine Analyse zur 30:31-Niederlage gegen Island einzuleiten. Der Isländer, der erstmals als Bundestrainer auf seine Landsleute traf, wirkte zerknirscht. Auch wenn es noch kein WM-Spiel war, wurmte ihn die unnötige Niederlage vor 8872 Zuschauern in der ausverkauften Bremer Arena.
Seine DHB-Auswahl habe über weite Strecken des Spiels "sehr gut gedeckt". Alles andere als eine einfache Aufgabe gegen WM-Geheimfavorit Island: "Es gibt kaum eine Mannschaft, die in der ersten Sechs bessere Eins-gegen-eins-Spieler hat." Gislason muss es wissen. Doch der Europameister von 2016, der keine 20 Minuten vor dem Ende noch mit sechs Toren geführt hatte, verschenkte nicht nur nach Meinung des Bundestrainers ein "eigentlich gewonnenes Spiel".
Nach 40 Minuten experimentierte Gislason deutlich mehr. "Da kommt ein bisschen ein Bruch rein", erklärte der 63-Jährige: "Man hat gesehen, dass der erste Anzug gut sitzt, der zweite aber nicht." Chancen seien in der Folge weiter gut herausgespielt worden, allerdings wurden diese reihenweise ausgelassen. Das Trio Philipp Weber (Rückraum links), Juri Knorr (Rückraum Mitte) und Kai Häfner (Rückraum rechts), das die Partie begonnen hatte, habe grundsätzlich "besser zusammengespielt" als die neue Konstellation.
Doch insbesondere Knorr, mit 22 Jahren jüngster Profi im Kader, wollte Gislason noch ein paar Worte mit auf den Weg geben. Der Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen, der bislang eine fantastische Bundesliga-Saison spielt, erzielte sechs Tore gegen Island und führte lange bemerkenswert Regie. "Knorr macht ein sehr gutes Spiel - 40 Minuten lang", stellte Gislason klar, um hinterherzuschicken: "Aber er macht unglaublich teure Fehler im Angriff. Er macht sehr, sehr viele technische Fehler in der Schlussphase."
Gislason war hin- und hergerissen ob der Leistung seines wahrscheinlich größten Talents im Kader. "Klar ist er unser jüngster Spieler, macht bis dahin ja auch ein Riesenspiel - aber das war schon ziemlich teuer", wiederholte der Isländer. ZDF-Experte Sven-Sören Christophersen, der selbst über 100 Länderspiele machte, hob die positiven Aspekte in Knorrs Spiel hervor. Die Form des auch beim FC Barcelona ausgebildeten Mittelmanns spiele eine "zentrale Rolle, wenn wir bei der WM erfolgreich sein wollen".
Schon am Sonntag (15.30 Uhr) hat nicht nur Knorr die Möglichkeit es besser zu machen. Dann wartet das "Rückspiel" gegen Island vor über 10.000 Fans in Hannover. Richtig ernst wird es für das DHB-Team erst am nächsten Freitag (18 Uhr, LIVE! bei kicker), wenn das erste WM-Spiel gegen Katar angepfiffen wird.
msc