23.01.2022, 20:46
Nachrücker Wagner kann nur ganz kurz helfen
Die deutsche Nationalmannschaft hat bei der Handball-EM das Halbfinale verpasst, mit Blick auf die Umstände aber bemerkenswerte Auftritte abgeliefert. Bundestrainer Alfred Gislason äußerte sich nach dem Schweden-Spiel besorgt über Hendrik Wagner.
Mit Anbruch der Schlussviertelstunde bahnte sich ein Herzschlagfinale an, doch dann "hat uns ein bisschen die Kraft gefehlt", sah nicht nur Nachrücker Paul Drux. "Wir können uns nicht so viel vorwerfen", erklärte der Rückraumspieler der Füchse Berlin in der ARD. Gislason stimmte da ein, der Isländer hatte 45 Minuten lang von seiner Mannschaft in Abwehr und Angriff ein "richtig gutes Spiel" gesehen.
Einen klaren Kritikpunkt hatte der Trainer-Fuchs dennoch ausgemacht. "Das hat mich tierisch geärgert", sagte Gislason über vier hergeschenkte Bälle in der erste Welle: "Da stehen wir lange sehr gut in der Abwehr, gewinnen den Ball und schmeißen ihn direkt in die schwedischen Hände." Da sei "unglaublich bitter und raubt uns diese Arbeit". Alles in allem sei er dennoch "sehr zufrieden" mit seinen Schützlingen, das hatte er schon die gesamte Hauptrunde betont.
Der große Trumpf des Vizeweltmeisters? "Die Schweden bringen das Spiel durch ihre Bank nach Hause", so Gislason, der seinerseits nur bedingt durchtauschen konnte. Shootingstar Julian Köster, mit vier Toren bester Werfer, sei "irgendwann ausgelaugt" gewesen, bei Drux "das gleiche".
Ein Spieler stimmte Gislason allerdings regelrecht besorgt. Zweitliga-Profi Wagner (Eulen Ludwigshafen) war für Julius Kühn, den ersten infizierten Deutschen bei der EM, nachnominiert worden, hatte sich dann aber direkt selbst angesteckt. Für das vorletzte Hauptrundenspiel war der baldige Wetzlarer in den 16er-Kader berufen worden. Nach einer "eingehenden internistischen und kardiologischen Untersuchung", wie der DHB vor Anpfiff klarstellte.
Wagner kam Mitte der ersten Hälfte ins Spiel, machte auch direkt ein Tor, wurde dann aber schnell wieder ausgewechselt. "Nach drei Angriffen kriegt er keine Luft mehr", erklärte Gislason hinterher. Beim Aufwärmen habe der Isländer mehrmals Wagner gefragt, doch dieser habe sich "topfit" gefühlt. Im Spiel sei es eben aber doch etwas anderes, so Gislason.
Der DHB hatte vor Anpfiff erklärt, mit dem Rücktransport der infizierten Spieler und Betreuer begonnen zu haben. "Noch jemanden reinzukriegen ist ausgeschlossen", sagte Gislason mit Blick auf seinen Kader: "Durch die Erfahrung mit Hendrik ist das eh Quatsch, das hat keinen Sinn. Nach drei, vier Minuten merkte er schon den Virus."
msc