02.07.2023, 19:29
DHB-Team gewinnt dritten WM-Titel
Die deutsche Nationalmannschaft hat die U-21-Handball-Weltmeisterschaft im eigenen Land gewonnen. In Berlin dominierte die DHB-Auswahl im Finale die Ungarn mit 30:23 (14:11). Aus einem starken Kollektiv ragte Keeper David Späth heraus.
Am Sonntagabend wurde in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle der neue U-21-Weltmeister gesucht. Und es hätte keine bessere Paarung vor 8235 Zuschauern geben können: Die einzigen beiden verlustpunktfreien Mannschaften bei der WM-Endrunde - in Deutschland und Griechenland ausgetragen - trafen aufeinander. Sowohl Deutschland als auch Ungarn hatten bis dato einen bärenstarken Eindruck hinterlassen. Eine Frage, die sich im Vorfeld auch stellte: Wer hat die größeren Kraftreserven? Es war das achte Spiel in nur zwölf Tagen.
Trainer Martin Heuberger baute auf seine gewohnte erste Sechs, die David Späth zwischen den Pfosten tatkräftig unterstützen sollte. Die Ungarn stellten das DHB-Team mit der erwarteten 5:1-Deckung vor eine neue, bei dieser WM seltene Herausforderung. Weil die ersten Minuten die Abwehrreihen und Torhüter prägten, brach Füchse-Linksaußen Tim Freihöfer den Bann eben per Siebenmeter (1:0, 3.). Die Ungarn aber ließen sich vom Start weg nicht von der beeindruckenden Kulisse in Berlin verunsichern. Beim 5:4 hatten sie sogar erstmals die Führung übernommen (13.).
Mit zu vielen ausgelassenen Chancen - eine Schwäche, die sich aus deutscher Sicht durchs Turnier zog - bremste sich die DHB-Auswahl oft selbst aus. Hinten aber stand Löwen-Keeper Späth seinem starken Gegenüber Kristof Palasics in nichts nach. Beide hatten bis zur Pause sechs Paraden angehäuft, Späth hatte einzig die etwas bessere Fangquote (35 zu 30).
Im Angriff lief so langsam der deutsche Spielmacher Nils Lichtlein heiß und bereitete den Ungarn mit starken Eins-gegen-eins-Aktionen sowie Schlagwürfen ordentlich Kopfschmerzen. Als Rechtsaußen Mathis Häseler vom VfL Gummersbach einen Konter vollstreckte, führte Deutschland erstmals mit zwei Toren. Ungarn zog sofort die Option einer Auszeit (9:7, 21.).
Im rechten Rückraum gab Heuberger seinem Kapitän Renars Uscins eine Pause, woraufhin Elias Scholtes seine Chance nutzte. Emotionales Highlight: Kurz vor der Pausensirene jagte der Linkshänder vom Bergischen HC einen Schlagwurf über Ungarns Abwehr mit voller Wucht ins Eck (14:11), das Publikum in der Hauptstadt tobte.
Nach dem Seitenwechsel waren es mit Matthes Langhoff (Füchse Berlin) und Scholtes zwei Spieler, die im Turnierverlauf nur Nebenrollen eingenommen hatten und nun das Zepter mehr und mehr an sich rissen. Beim 18:13 erzielte Scholtes bereits seinen vierten Treffer, nur Sekunden später führte die DHB-Auswahl bereits mit sechs Toren (19:13, 38.).
Anschließend kam aber ein Bruch ins deutsche Spiel, der an die Leistungsdellen gegen Kroatien und Frankreich erinnerte. Abwehrspezialist Justus Fischer sah zudem binnen kürzester Zeit zwei Zwei-Minuten-Strafen. Ungarn war plötzlich wieder auf drei Tore dran.
Doch der alles überragende Spieler dieser Partie zog den Magyaren kurz darauf endgültig den Zahn: Späth, der den Löwen in diesem Jahr den DHB-Pokal fast im Alleingang gewonnen hatte, wuchs komplett über sich hinaus. Seine elf Paraden bei 38 Prozent Fangquote nach 48 Minuten machten den Unterschied. Am Ende waren es gar 16 Paraden bei einer Quote von 42 Prozent, die Hälfte aller Würfe aus sechs Metern hatte Späth den Ungarn abgenommen.
Beim 27:20 von Uscins, der mit einem tollen Sprungwurf den längsten Ungarn im Mittelblock übersprang, war eine Vorentscheidung gefallen (52.). Am Ende stand ein hochverdienter 30:23-Erfolg. Der achte Sieg im achten Spiel.
Für Deutschland ist es der dritte Weltmeistertitel in dieser Altersklasse nach 2009 und 2011 - alle drei Goldmedaillen wurden unter der Leitung von Heuberger errungen. Es war ein herausragender Start in das vom DHB ausgerufene "Jahrzehnt des Handballs". Schon im kommenden Januar steigt die Männer-Europameisterschaft in Deutschland.
Deutschland: Späth, Ludwig; Scholtes (6), Fischer (6), Uscins (4), Freihöfer (3/1), Lichtlein (3), Langhoff (3), Häseler (2), Kranzmann (2/1), Heitkamp (1), Sauter, Seitz, Pregler, Wilhelm, Beneke
Schiedsrichter: Sosa/Lemes (Uruguay)
Zuschauer: 8235 (ausverkauft)
msc