13.01.2024, 19:43
Portugal auf Kurs Hauptrunde
Mit dem zweiten Sieg hat Portugal den Einzug in die Hauptrunde der Handball-EM so gut wie sicher. Beim 30:27(13:7)-Sieg über Tschechien ist besonders Martim Costa in Torlaune.
Aus München berichtet Sebastian Mühlenhof
Es war ein denkbar unglücklicher Auftakt für Portugal: Mit dem ersten Wurf der Partie scheiterte Francisco Costa an Tomas Mrkva und in der Abwehr kassierte Luis Frade direkt die erste Zeitstrafe. Während Diogo Rema Marques den folgenden Siebenmeter noch halten konnte, traf Jakub Hrsta nach einem Ballgewinn dann aber in das verwaiste portugiesische Tor.
Martim Costa erlöste im folgenden Angriff dann aber sein Team und Leonel Fernandes ließ in der 5. Minute die 2:1-Führung folgen. Mit einem Hammer ins kurze, obere Ecke setzte auf der Gegenseite Matej Klima eine erste Duftmarke. Dennoch war es ein durchwachsener Auftakt auf beiden Seiten. Nach der erneuten Führung von Pedro Portela ließ Portugal zwei Chancen liegen, um die Führung auszubauen. Klima konnte so in der zehnten Minute zum 3:3 ausgleichen.
Der Profi des SC DHfK Leipzig lief nun heiß und glich mit seinem Treffern drei und vier die nächsten Führungen der Portugiesen aus. Als Klima nur den Pfosten traf, holte Jakbu Sterba einen Strafwurf raus. Doch Rema Marques war auch diesmal zur Stelle und entschärfte den Wurf von Vojtech Patzel. Im Gegenzug ging Portugal dank eines Treffers von Martim Costa beim 7:5 erstmals mit zwei Toren in Front.
Der ältere der beiden Costa-Brüder ließ kurz darauf sein viertes Tor folgen, während die Tschechen in diese Phase leichtfertig den Ball hergaben. Als Portela auf 9:5 stellte, nahm Xavier Sabate in der 19. Minute die erste Auszeit der Partie.
Da im Anschluss Rema Marques erneut parierte, konnte Joaquim Nazare auf 10:5 erhöhen. Nach einem weiteren Nazare-Treffer erlöste Stanislav Kasparek die zahlreichen tschechischen Fans schließlich, zehn Minuten hatten sie auf diesen sechsten Treffer gewartet.
Wirklich besser lief es für Tschechien allerdings auch im Anschluss nicht. Miguel Martins und Martim Costa erhöhten auf 13:6. Tomas Piroch verkürzte dann und als der inzwischen eingewechselte Martin Galia erstmals parierte, hatte Hrstka die Chance, per Strafwurf den nächsten Treffer zu erzielen.
Doch der fast schon übermächtige Rema Marques parierte nicht nur diesen Strafwurf, sondern auch im folgenden Angriff den von Dominik Solak. Da der Abwehrspezialist den portugiesischen Keeper am Kopf traf, gab es nach dem Videobeweis die Rote Karte für ihn. Beide Teams konnten in der letzten Spielminute nicht mehr treffen, sodass es beim 13:7-Halbzeitstand blieb.
Mit viel Schwung starteten beide Teams in die zweite Hälfte. Tomas Babak, Tomas Piroch und wieder Babak verkürzten zunächst, doch Francisco Costa per Siebenmeter, Martim Costa und Nazare konnten sofort antworten. Einen Piroch-Fehlwurf nutzte Gilberto Duarte, um mit seinem ersten Treffer auf 17:10 zu stellen. Dabei waren erst etwas mehr als drei Minuten gespielt.
Schwungvoll ging es auch in der Folge weiter: Portugal hatte dabei immer eine Antwort auf einen tschechischen Treffer parat. Martin Costa traf beim 20:13 dabei bereits zum achten Mal. Nach einer Zeitstrafe gegen Alexandre Cavalcanti in der 39. Minute konnte der Underdog dann allerdings verkürzen. Babak per Strafwurf, dem ersten verwandelten des Tages, und Piroch schmolzen den Abstand auf fünf Tore, eine Auszeit von Portugals Trainer Paulo Pereira war die Folge.
Nazare beendete mit Wiederanpfiff die kurze Torflaute der Portugiesen, ehe Klima mit seinem fünften Treffer konterte. Der Abstand blieb auch in der Folge relativ konstant bei sechs oder sieben Toren. Das lag auch an Gustavo Capdeville, der ein ums andere Mal zur Stelle war. Daher nahm Sabate beim Stand von 17:24 für sein Team in der 48. Minute die Auszeit.
Im folgenden Angriff kochten kurz die Emotionen hoch, doch das deutsche Schiedsrichter-Gespann Robert Schulze/Tobias Tönnies löste die Situation schnell auf.
Nun übernahm Klima wieder Verantwortung. Er traf zum sechsten Mal, ehe im nächsten Angriff Vojtech Patzel von der Siebenmeter-Linie scheiterte. Jakub Sterba nutzte das in Unterzahl verwaiste Tor der Portugiesen, um den Abstand weiter zu verringern. Tschechien hoffte.
Und als Piroch in der 53. Minute auf vier Tore verkürte, wachte auch die Olympiahalle nochmal auf. Lautstarke Pfiffe waren bei den Angriffen der Portugiesen nun zu vernehmen. Antonio Areia störten diese aber nicht, er erhöhte per Strafwurf wieder auf fünf Tore, ehe Sterba ebenfalls vom Strich wieder verkürzte. Nach einer Auszeit von Portugal traf erneut Areia aus spitzem Winkel, doch Piroch konterte zum 26:22.
Es ging weiter schnell hin und her, die Tschechien agierten mittlerweile mit einer offensiven Abwehr, die Zeit lief für Portugal. Und der Favorit behauptete den Ball und den Vorsprung. Nach einer Parade von Tomas Mrkva konnte Matej Havran zwar noch einmal verkürzen, doch die letzte Minute war bereits angebrochen - Fabio Silva und Jakub Sterba sorgten in ihr noch für den 30:27-Endstand.
Mit 4:0 Punkten hat Portugal den Einzug in die Hauptrunde bereits sicher, wenn Dänemark am heutigen Abend seiner Favoritenrolle gegen Griechenland gerecht wird. Bei einer dänischen Niederlage gibt es mit Blick auf einen möglichen Dreiervergleich vor dem abschließenden Duell gegen die Dänen noch ein Fragezeichen. Tschechien muss hingegen auf einen Erfolg der Griechen hoffen, um sich noch eine minimale theoretische Chance zu erhalten.
» Tabellen der Handball-EM
Tschechien: Mrkva (acht Paraden), Galia (zwei Paraden) - Klima 8, Piroch 6, Sterba 4, Reichl 2, Babak 2, Hrstka 1, V. Patzel 1, Kasparek 1, Havran 1, J. Patzel, Trkovsky, Solak, Zeman, Reznicky
Portugal: Rema Marques (sieben Paraden, davon drei Siebenmeter), Capdeville (fünf Paraden, davon ein Siebenmeter) - M. Costa 11, Nazare 4, Areia 3, Portela 2, Martins 2, F. Costa 2, F. Silva 2, Duarte 1, Fernandes 1, Cavalcanti 1, Salvador 1, R. Silva, Oliveira, Frade
Zuschauer: 12.128 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Robert Schulze/Tobias Tönnies (Deutschland)
Strafminuten: 4 / 12
Disqualifikation: Solak (30./Kopftreffer) / -