23.04.2022, 15:01
DHB-Pokal: Titelverteidiger verlangt dem THW wieder alles ab
Der THW Kiel hat das erste Finalticket beim Final Four in Hamburg gelöst: Welthandballer Niklas Landin lief beim 28:26 (12:12) gegen Titelverteidiger TBV Lemgo Lippe in der entscheidenden Phase heiß und vernagelte regelrecht seinen Kasten.
Aus Hamburg berichten André Dersewski und Maximilian Schmidt
Nach der überraschenden Halbfinal-Pleite vom vergangenen Juni, als der spätere Pokalsieger Lemgo trotz Sieben-Tore-Pausenrückstands noch gegen den THW gewann, hatten die Kieler beim letzten Final Four in Hamburg noch eine Rechnung offen.
Vor gewohnt stimmungsvoller Kulisse begannen die Kieler allerdings nervös und fanden weder in Angriff noch in Abwehr so recht ins Spiel. Vieles blieb Stückwerk beim THW, bei dem Superstar Sagosen zunächst vergeblich versuchte, die Partie an sich zu reißen. Vielmehr hielt Lemgo (ohne seinen Halb-Rechten Isaias Guardiola, der sich beim Aufwärmen verletzte) in einer Anfangsphase, in der sich kein Team absetzen konnte, couragiert dagegen und verbuchte durch Cederholm die erste Zwei-Tore-Führung (9:7, 21.). Die war wenig später allerdings wieder dahin, als Abwehrspezialist Wiencek einen Ball abfing und den Gegenstoß zum 9:9 erfolgreich lief.
Nun schlug die Stunde von TBV-Torhüter Zecher, der von der Bank kommend binnen weniger Minuten drei Bälle parierte, zwei davon gegen den am Kreis freistehenden Pekeler. Nach Guardiolas Tor lagen die Ostwestfalen erstmals mit drei Toren vorne (12:9, 26.), in der folgenden Auszeit stauchte THW-Coach Filip Jicha sein Team ordentlich zusammen. Was offenbar Wirkung zeigte: Bis zur Pause agierten die Kieler fokussierter, auch Welthandballer Landin steigerte sich. Der erste Treffer von Rechtsaußen Ekberg brachte den THW wieder heran, Zarabec besorgte den 12:12-Halbzeitstand.
Nach der Pause schien die Partie zunächst in Richtung THW zu kippen. Weinhold sorgte per Dreher für den ersten Zwei-Tore-Vorsprung der Kieler (14:12, 33.). Ekberg hätte wenig später sogar drei daraus machen können, scheiterte aber am Pfosten. So ließen sich die Lemgoer in der anfänglichen THW-Drangphase nach der Pause nicht abhängen (Zecher passte bei einem Duvnjak-Wurf von der Mittellinie auf) und glichen wenig später wieder aus (Suton zum 15:15, 39.). Nun war es wieder das enge Duell der ersten Hälfte, Lemgo wieder im Spiel. In einer packenden Schlussphase, in der die Magdeburger Fans Außenseiter TBV lautstark anfeuerten, ging es hin und her, ohne dass sich ein Team auf mehr als ein Tor absetzen konnte.
Beim Stand von 24:23 war Lemgo im Ballbesitz, die Wiederholung der Überraschung von 2021 lag in der Luft. Doch die Kieler Abwehr hielt stand und Wiencek traf nach Balleroberung zum 24:24 ins leere Tor (55.). Jicha nahm eine Auszeit, nach der Reinkind im Sieben-gegen-Sechs auf 25:24 stellte. Die entscheidenden Minuten brachen an - und wieder einmal trat Landin in den Mittelpunkt.
Zweimal parierte der Däne gegen Suton und Simak überragend. Ekberg (etwas glücklich nach Abpraller) und Sagosen, der acht Tore erzielte und zum Spieler des Spiels gekürt wurde, sorgten auf der anderen Seite für die Vorentscheidung. Der siebte Treffer von Lemgos bestem Torschützen Elisson (7), der sich im Spielverlauf ungewohnt viele Fahrkarten erlaubte, per Siebenmeter (3/3) blieb bedeutungslos. Am Ende eines packenden Duells setzte sich der favorisierte THW Kiel nach einem harten Stück Arbeit mit 28:26 durch und steht zum 15. Mal im Finale um den DHB-Pokal und greift dort am Sonntag (13.25 Uhr) nach seinem zwölften Pokalsieg.
Tore THW Kiel: Sagosen 8, Reinkind 5, Wiencek 5, Duvnjak 2, Ekberg 2, Zarabec 2, Dahmke 1, M. Landin 1, Pekeler 1, Weinhold 1
TBV Lemgo Lippe: Elisson 7/3, Suton 4, Zerbe 4, G. Guardiola Villaplana 3, Cederholm 2, Simak 2, Carlsbogard 1, Hutecek 1, Johannesson 1, Schagen 1
Schiedsrichter: Tobias Tönnies (Stendal)/Robert Schulze (Magdeburg)
Strafminuten: 4 / 2
Disqualifikation: - / -