19.05.2022, 22:35
Deutscher Rekordmeister fährt nach Köln
Dem packenden Viertelfinal-Hinspiel folgte ein dramatisches Rückspiel: Der THW Kiel hat mit einem 33:32 (17:19) gegen Paris Saint-Germain das Halbfinale der Champions League erreicht. Erinnerungen an 2020 werden wach.
Nach dem durchaus bemerkenswerten 30:30-Remis im Hinspiel waren die Hoffnungen in Kiel groß, dass der THW das Halbfinal-Ticket würde lösen können. Und tatsächlich darf der deutsche Rekordmeister beim Finalturnier in Köln am 18. und 19. Juni vom nächsten großen Wurf nach 2020 träumen. Nach hochdramatischen 60 Minuten.
In der ersten Halbzeit hatte es noch nicht wirklich nach einem deutschen Halbfinalisten ausgesehen. PSG, das unter anderem mit Nikola Karabatic (fünf Versuche, fünf Tore) startete, ließ die Muskeln spielen. Mehreren Drei-Tore-Rückständen sah sich der THW ausgesetzt - unter anderem einem 1:4 (6.), 3:6 (11.) und 11:14 (21.). Kiels Cheftrainer Filip Jicha, der dieses taktische Mittel mitunter im DHB-Pokalfinale gegen den SC Magdeburg erfolgreich praktizieren hatte lassen, setzte früh auf den siebten Feldspieler.
Großes Problem des deutschen Rekordmeisters vor der Pause war allerdings, dass Keeper Niklas Landin so gar nicht ins Spiel finden wollte. Jicha sah sich gezwungen, zwischenzeitlich auf Vertreter Dario Quenstedt zu setzen. Nach 30 Minuten hatte Welthandballer Landin eine für ihn miserable Fangquote von nur acht (!) Prozent vorzuweisen (eine Parade). Zum Vergleich: Frankreichs Nationalkeeper Vincent Gerard unterstützte sein Team mit acht Paraden (32 Prozent Fangquote).
Zu allem Überfluss verloren die Kieler nach 24 Minuten auch noch Kreisläufer und Abwehrspezialist Hendrik Pekeler, der nicht mehr aufs Parkett zurückkehren sollte. Mit 17:19 gingen die Norddeutschen in die Pause. Im Kieler Hexenkessel kämpften sich die Hausherren vor 10.285 Zuschauern aber immer mehr rein ins Spiel und gingen beim 21:20 nach 37 Minuten durch Superstar Sander Sagosen erstmals in Führung.
Kurz darauf kochte die Stimmung so richtig hoch, als Linkshänder Harald Reinkind in Unterzahl das 24:21 für den THW erzielte (41.). Davon unbeeindruckt kämpfte sich das Pariser Starensemble in der Schlussviertelstunde aber zurück ins Spiel, immer wieder führten die Gastgeber nur noch mit einem Tor.
Verlass war neben Linksaußen Magnus Landin (sieben Tore bei sieben Versuchen) auch auf dessen Bruder Niklas, der sich zwischen den Pfosten nach dem Seitenwechsel deutlich steigerte. Beim Stand von 33:32 bekam PSG noch einmal den Ball, nach einer Auszeit scheiterte Mittelmann Luc Steins aber mit einem unplatzierten Schlagwurf an Landin. Anschließend kannte der Kieler Jubel keine Grenzen.
Zum Final Four nach Köln reisen außer dem THW auch noch der polnische Spitzenklub Kielce um Ex-Kieler Andreas Wolff, Ungarns Schwergewicht Veszprem und Titelverteidiger Barcelona, das am Donnerstag die SG Flensburg-Handewitt ausgebremst hatte.
Tore für den THW: Magnus Landin (7), Reinkind (6), Wiencek (6), Zarabec (4), Sagosen (3), Ehrig (2), Duvnjak (2), Weinhold (1), Dahmke (1), Pekeler (1)
Tore für PSG: Remili (8), Syprzak (6), Nikola Karabatic (5), Grebille (3), Prandi (3), Steins (2), Luka Karabatic (2), Kounkoud (1), Sole (1)
Zuschauer: 10.285
msc