07.08.2024, 11:24
Ägypten kann Linkshänder-Verletzungen nicht kompensieren
Spanien hat das Halbfinale bei den Olympischen Spielen erreicht. In einem intensiven Duell kämpften sich die Iberer nach einem Vier-Tore-Rückstand erst in die Verlängerung und setzten sich dann am Ende mit 29:28 (25:25, 8:12) gegen Ägypten durch. Im Halbfinale warten entweder Frankreich oder Deutschland, die um 13.30 Uhr gegeneinander spielen.
Beide Teams benötigten am frühen Vormittag zu Beginn der Partie ein wenig Anlaufzeit, dafür waren die Torhüter Gonzalo Perez de Vargas und Mohamed Aly hellwach und zeigten jeweils schnell die ersten drei Paraden. Spaniens Schlussmann nahm sogar Yahia Omar einen Siebenmeter ab, erst nach fast sieben Minuten setzte Yehia Elderaa den Auftakttreffer. Bei Spanien holte Ian Tarrafeta den Siebenmeter heraus, mit dem Aleix Gomez seine Farben auf die Anzeigetafel brachte.
Der Bann war gebrochen, beide Teams suchten die Tore aus der Nahdistanz, ob über Durchbrüche oder Anspiele an den Kreis. Im Mittelmeerderby sollte Spaniens Abwehr aber eine Trumpfkarte sein, drei schnelle Kontertore brachten beim 5:4 (14.) die erste Führung ein.
Ägypten musste erst auf Yahia Omar, wenig später auf Mohab Abdelhak verzichten. Die Verletzung, die sich Abdelhak im Spiel gegen Norwegen zugezogen hatte, schien wieder aufgebrochen zu sein. Auch Omar war langsam zur Auswechselbank gegangen und musste behandelt werden. Ägypten musste fortan mit drei Rechtshändern im Rückraum spielen.
Aber Ägypten zeigte, dass man eine gute Deckung und ein schnelles Umschaltspiel beherrscht und übernahm die Kontrolle. Bei einem 6:8-Rückstand war Spaniens Coach Jordi Ribera nicht vollends zufrieden mit seiner Mannschaft und justierte sowohl personell wie strukturell nach. Jorge Maqueda kam für die Abwehr, defensiv rückte Kauldi Odriozola zudem auf die Spitze einer 5:1-Formation. Vorne sollten die beiden Dujshebaev-Brüder und Agustin Casado für mehr Durchschlagskraft sorgen.
Eine entscheidende Wende brachte die Umstellung aber nicht, zwar kam Ägypten geschwächt durch zwei Zeitstrafen - eine kassierte Ahmed Adel Mesilhy nach einem Gesichtstreffer gegen Perez de Vargas - nur noch zu einem Treffer, die Führung hielt aber. Juan Carlos Pastor gab seiner Mannschaft in einer Auszeit noch einmal weitere Hilfsmittel an die Hand, mit drei Toren der Nordafrikaner in Serie - zwei durch Siebenmeter - ging Spanien mit einem 8:12 in die Halbzeit.
Spaniens Probleme im Positionsspiel bleiben auch nach dem Wechsel bestehen. Ägypten hingegen musste ab und an Rückschläge in Unterzahl hinnehmen, da spanische Würfe ihren Weg ins verwaiste ägyptische Tor fanden. Der Spielstand aber pendelte sich bei zwei (11:13) bis vier Toren (12:16) Rückstand zunächst ein. Ägypten spielte seine Angriffe diszipliniert aus, die tschechischen Schiedsrichter fielen auch nicht auf angetäuschte Offensivfouls der spanischen Deckung herein. Jordi Ribera musste beim 16:20 (46.) seine Auszeit nehmen.
Die Iberer setzten nun auf ihre spielstarken Individualisten - Alex Dujshebaev ging vorneweg, unterstützt von Ian Tarrefeta und Agustin Casado. Auf der Gegenseite waren es zwei Fehlwürfe von Ahmed Hesham, der 24-Jährige aus Montpellier scheiterte einmal an Perez de Vargas und traf einmal nur den Pfosten, die das Spiel beim 21:22 (53.) wieder öffneten und Juan Carlos Pastor zu seiner zweiten Auszeit zwangen.
Spanien war um den Ausgleich bemüht, nutzte dafür auch den siebten Feldspieler. Daniel Fernandez holte den Siebenmeter heraus, den Aleix Gomez letztlich zum 24:24 gegen Karim Hendawy verwandelte . Die Iberer hatten nun auch noch den Vorteil einer Überzahl, da auch Mohamad Sanad für seine Abwehr im Raum hinausgestellt wurde.
Auf der Gegenseite spielte Yehia Elderaa seine Klasse aus, der Rückraumspieler aus Veszprem drehte sich um Jorge Maqueda herum, prellte dabei sogar noch und war nur auf Kosten eines Siebenmeters zu halten. Sein Bruder Seif Elderaa verwandelte den Strafwurf sicher, doch Ian Tarrafeta egalisierte zum 25:25. Juan Carlos Pastor nahm seine letzte Auszeit, besprach den finalen Angriff der regulären Spielzeit bei zwölf verbleibenden Sekunden. Yehia Elderaa scheiterte an Perez de Vargas, der lange Wurf des zukünftigen Kielers war aber einfache Beute für Mohamed Aly.
In der Verlängerung legte Spanien legte, Casado tankte sich auf der Halbposition erfolgreich durch. Bei Ägypten machte sich das Spiel ohne Linkshänder im Rückraum immer mehr bemerkbar, zumal auch kaum die Rechtsaußen in das Spiel eingebunden wurden.
So konnte Spanien das Deckungszentrum schließen, dennoch gelang Hesham der Ausgleich. Das Spiel über die Flügel sollte für Spanien auch den Unterschied ausmachen, Aleix Gomez brachte mit seinem Treffer zum 27:26 sein Team in Stellung, schaffte so eine knappe Führung zum Seitenwechsel.
Nachdem Ahmed Hesham egalisiert hatte, holte Alex Dujshebaev eine Zeitstrafe gegen Ali Zein heraus und Aleix Gomez nutzte den Platz zur Führung. Ägypten mühte sich, auch Agustin Casado erwischte beim Versuch der Abwehr von Ahmed Adel eine Zeitstrafe, die das Passivwarnzeichen aufhob.
Die Nordafrikaner ignorierten aber ihre Außenspieler auch in Überzahl, dennoch konnte Yehia Elderaa wieder egalisieren. Alex Dujshebaev erkämpfte sich mit einem Durchbruch auf halbrechts den Siebenmeter, den Gomez sicher verwandelte. Auf der Gegenseite scheiterte Seif Elderaa an Perez de Vargas und auch die abschließenden Bemühungen der Ägypter blieben erfolglos.
Spanien: Perez de Vargas (17/2 Paraden), Corrales; A. Gomez 9/4, Tarrafeta 6, Casado 4, A. Dujshebaev 3, Odriozola 2, Fernandez 2, Serdio 1, D. Dujshebaev 1, Rodriguez 1, M,aqueda, Garciandia, Sanchez-Migallon
Ägypten: Aly (12 Paraden), Hendawy; Y. Elderaa 8, S. Elderaa 6/2, Hesham 5, Adel 3, Sanad 3, El Wakil 1, Omar, Abdou, Tarek, El Masry, Abdelhak, Zein
Schiedsrichter: Horacek / Novotny (CZE)
Strafminuten: 4/10
Siebenmeter: 4/4 ; 3/5
chs