29.07.2024, 12:31
Kroatiens Derbypleite sorgt für Spannung in deutscher Gruppe
Slowenien hat nach der Auftaktniederlage eine starke Reaktion gezeigt und das Derby gegen Kroatien für sich entschieden. Kroatien schien in der ersten Halbzeit noch zu stark, doch dann zündeten die Wechsel von Uros Zorman, am Ende stand ein verdientes 31:29 (13:13).
Das Derby wurde den hohen Erwartungen gerecht. Von Beginn an waren beide Angriffsreihen auf Betriebstemperatur - es ging zwar hart, aber auch fair zur Sache. Das Schiedsrichtergespann aus Nordmazedonien musste dennoch schon innerhalb der ersten fünf Minuten zwei Zeitstrafen verteilen.
Bei Kroatien war vor allem Tin Lucin vorne wie hinten ein wichtiger Faktor im kroatischen Spiel und an allen wichtigen Situationen beteiligt. Der Rückraumspieler erzielte sowohl den Auftakttreffer und verursachte dann einen Siebenmeter nach einem Foul an Blaz Blagotinsek, den aber Dominik Kuzmanovic entschärfen konnte.
Dean Bombac sollte dennoch nach einem verdeckten Schlagwurf, der zentral oben einschlug, den ersten Treffer zum 1:2 für Slowenien erzielen. Doch das slowenische Spiel war wie schon gegen Spanien zu fehlerbehaftet, ungenaue Pässe und Verlegenheitswürfe waren zu wenig gegen eine gut stehende kroatische Deckung.
Dagur Sigurdsson ließ Domagoj Duvnjak in der Abwehr verschnaufen, setzte den Routinier gegen die spanische 5:1-Abwehrformation der Slowenen gegen Rückraum Links dosiert ein. Der Kieler steuerte seine Auftakthandlungen von halbrechts, ließ Ivan Martinovic in den zentralen Rückraum gehen und rochierte dann lieber. Uros Zorman musste angesichts des frühen 1:5-Rückstands (12.) eine Auszeit nehmen.
Doch die verschobene Verteidigung gegen den linken Rückraum öffnete weiterehin Räume, in die vor allem dann Martinovic mit hohem Tempo ziehen konnte, wie beim 2:6. Kurze Aufregung in der 16. Minute dann beim Stand von 4:8: Matej Gaber sackte auf einmal am gegnerischen Torraum zusammen, hielt sich den Solar Plexus. Nach Ansicht der Schiedsrichter hatte aber Nikola Grahovac bei der Kontaktaufnahme kein strafwürdiges Foul begangen, Gaber musste so für drei Angriffe raus.
Uros Zorman rotierte personell weiter durch auf der Suche nach seiner besten Formation, immerhin konnten Borut Mackovsek mit einem feinen Dreher und auch Urban Lesjak mit der ersten Parade das zwischenzeitliche 7:9 (21.) ermöglichen. Auch Dagur Sigurdsson rotierte, doch der neue Rückraum mit Luka Lovre Klarica und Luka Cindric funktionierte nicht ganz so gut.
Sigurdsson musste wenig später auch noch eine doppelte Unterzahl hinnehmen, weil erst Sipic nach einem Zweikampf am Kreis seine zweite Hinausstellung kassierte und dann auch noch Veron Nacinovic ein Wechselfehler unterlief. Der Isländer nahm beim Stand von 10:12 seine Auszeit, doch Slowenien konnte sich weiter in Schlagdistanz bringen. Den möglichen Ausgleich verpasste man allerdings zunächst zweimal. Erst beim 13:13, nach einer starken Einzelaktion mit abschließendem Dreher von Aleks Vlah, war wieder alles offen.
Mit dem Wiederanpfiff sollte Slowenien erstmals in die Vorlage gehen, doch weil Vlah den Siebenmeter nicht an Kuzmanovic vorbeibrachte und auch Kodrin den Nachwurf nur an den Pfosten setzte, stellte Mario Sostaric wieder zum 15:16. Die Hypothek für die Kroaten war die zweite Zeitstrafe für Nacinovic, gleich zwei der drei Kreisläufer waren nun doppelt vorbelastet.
Kroatien versuchte es nun auch wieder mit seiner gefürchteten 5:1-Formation, mit Domagoj Duvnjak auf der Spitze. Die hatte schon die Auftaktniederlage gegen Japan verhindert und aus einem Sechs-Tore-Rückstand einen hauchdünnen Sieg gemacht. Die letzten 20 Minuten musste man auf Veron Nacinovic verzichten, der im Angriff Abwehrspieler Blaz Janc beim Versuch der Sperre im Gesicht traf - Rot nach der dritten Zeitstrafe für den künftigen Kieler.
Zwischendurch wieder mit zwei Treffern zurück und trotz einer zwischenzeitlichen Zeitstrafe für Aleks Vlah war Slowenien nun besser im Spiel. Mit Jure Dolenec hatte man nun auch den Siebenmeterschützen gefunden, der vereinslose Routinier traf zum 21:21 (45.) und nachdem Cindric verpasste, konnte Kodrin wieder das Zorman-Team nach vorne werfen.
Der ins Tor zurückgekehrte Klemen Ferlin war nun auch beim Siebenmeter gegen Mario Sostaric zur Stelle und auf der Gegenseite stellte Dolenec von der Linie zum 23:21. Es war nun ein echter Krimi, in dem aber die Slowenen das Momentum auf ihrer Seite hatten. Symbolisch der Wurf von Lucin, den Ferlin an den Pfosten lenkte und der dann von hinten durch die Beine des Erlanger Keepers eben wieder in den Torraum rollte. Sloweniens Keeper hatte nun binnen kürzester Zeit fünf Paraden gesammelt, vorne tankte sich Vlah zweimal durch die Deckung zum 25:21 (50.) durch.
Dagur Sigurdsson nahm wenig später eine Auszeit, wollte zunächst noch einen normalen Angriff sehen, um dann auf das Spiel mit dem siebten Feldspieler umzuswitchen. Teil 1 gelang, mit weiten Kreuzbewegungen im Rückraum schaffte man die Lücke für Marin Sipic am Kreis zum 25:23 (53.). Slowenien suchte vor allem die Durchbrüche gegen den doppelt vorbelasteten Kreisläufer, aber auch in seinen Angriffen. Als Blaz Janc dann noch einmal zum 28:24 (55.) konterte, stellten die Kroaten nun nach Sigurdssons letzter Auszeit endgültig auf das 7:6 um.
Hinten rückte für die letzten Minuten noch einmal Matej Mandic zwischen die Pfosten - der mit 206 Zentimeter größte Spieler des Turniers - gemeinsam mit dem Ungarn Bence Banhidi. Aber beim Torhüterduell setzte Klemen Ferlin weiter die Akzente, hielt gegen Srna und ermöglichte das vorentscheidende 30:25 drei Minuten vor dem Ende. Kroatien bewies mit Blick auf die Tordifferenz noch einmal Moral, konnte aber nur noch verkürzen. Der Sieg ging mit 31:29 an Slowenien.
Slowenien: Ferlin (8 Paraden), Lesjak (5. P.); Janc 8, Vlah 8, Novak 3, Mackovsek 3, Kodrin 3, Gaber 2, Dolenec 2, Bombac 2, Blagotinsek, Cehte, Jovicic, Zarabec
Kroatien: Kuzmanovic (10 Paraden), Mandic; Sostaric 5, Srna 5, Martinovic 5, Lucin 4, Duvnjak 3, Nacinovic 3, Cindric 2, Grahovac 1, Sipic 1, Mihic, Klarica, Sarac
Schiedsrichter: Nachevski / Nikolov (MKD)
Strafminuten: 10/16
Siebenmeter: 2/4 ; 2/3
Disqualifikation: Nacinovic (39., 3. Zeitstrafe) / -
chs