08.08.2024, 19:04
Hatadou Sako wird zur Matchwinnerin
Frankreich steht im Finale der Olympischen Spiele. Das Team um Torhüterin Hatadou Sako rang Schweden in der Verlängerung mit 31:28 (25:25, 10:12) nieder.
Schweden eröffnete die Partie mit einem Steal: Jamina Roberts fing einen Ball der Französinnen ab und traf per Gegenstoß zur Führung, doch Tamara Horacek glich umgehend aus (1:1, 2.). Das Tore in diesem Spiel zunächst Mangelware blieben, lag nicht an den vereinzelten Fehlern, die sich beide Mannschaften erlaubten, sondern in erster Linie an zwei überragenden Torhüterinnen.
Sowohl Frankreichs Laura Glauser als auch die Schwedin Johanna Bundsen brillierten mit sehenswerten Paraden von mehreren hochkarätigen Chancen. So stand es lange unentschieden und erst nach über fünf gänzlichen torlosen Minuten konnte Alicia Toublanc von Außen die erste Führung des Gastgebers erzielen. Nach dem 3:2 (11.) drückte Tomas Axner sofort den Buzzer und nahm die Auszeit.
Bis zum 4:4 (14.) blieb das Spiel eng, dann konnte sich Schweden mit einem 3:0-Lauf erstmals absetzen (7:4, 18.) und nun war es Oliver Krumbholz, der die Auszeit nahm. Der französische Coach hatte zuvor seinen Rückraum durchgewechselt, nun kamen Kapitänin Estelle Nze Minko und Laura Flippes zurück. Es blieb vorerst jedoch weiterhin das Spiel der Torhüterinnen, deren Leistung wahrlich beeindruckend war.
Erst parierte Glauser einen Siebenmeter (20.), dann wehrte Bundsen auf der Gegenseite erst den Durchbruch von Horacek und den Nachwuchs von Lucie Granier ab. Nun hatte Schweden wieder die Chance, doch Glauser nahm Kristin Thorleifsdottir Wurf und Nachwurf ab - und die Fans erhoben sich von ihren Sitzen. Dank ihrer Torhüterin kam Frankreich zum Anschluss (7:7, 24.).
Schweden konnte jedoch die Überzahl nutzen, als die Französinnen die dritte Zeitstrafe in dieser Partie kassierten und gingen wieder in Führung. Emma Lindqvist traf bei angezeigtem Zeitspiel durch die Deckung zum 11:9 (29.). Schweden hätte erhöhen können, doch Glauser parierte gegen Nathalie Hagman. Nze Minko konnte einen Ballgewinn zum Anschluss nutzen (11:10, 30.), doch Schweden konterte in den verbleibenden zehn Sekunden und ging mit einem Zwei-Tore-Vorsprung in die Kabine.
Auch im zweiten Durchgang standen die Torhüterinnen im Fokus. Die eingewechselte Hatadou Sako wehrte innerhalb von sechs Minuten zwei Siebenmeter ab, doch auch Bundsen konnte mit einem spektakulär parierten Heber glänzen - und die extra eingewechselte Evelina Eriksson wehrte ebenfalls einen Siebenmeter ab. Auch den zweiten Strafwurf hatte sie zunächst, doch Horacek verwandelte den Nachwurf: 15:13 in der 37. Spielminute.
Es war ein mitreißender Schlagabtausch, den sich die beiden Mannschaften in diesem Halbfinale lieferten. Frankreich hatte defensiv jedoch nicht so viel Zugriff wie die Schweden. Mit ihrem dritten Treffer erhöhte Tyra Axner auf 19:16 (43.) und nach einem französischen Ballverlust im Gegenstoß legte Roberts sogar das 20:16 (44.) nach. Krumbholz reagierte mit einer Auszeit.
Die Schwedinnen hatten sich ihren Vorsprung mit einer konzentrierten Leistung verdient. Sie standen hinten kompakt und rissen vorne immer wieder Lücken in die Abwehr - in dieser Phase vermehrt über den Kreis. Linn Blohm erzielte das 22:19 (50.). Frankreich war jedoch von Einstellung und Körpersprache voll da und kämpfte verbissen. So war Sako nach einer Siebenmeter-Entscheidung bis zum gegnerischen Neun-Meter-Kreis gestürmt, um das Anhalten der Spielzeit zu fordern.
Um in der Schlussphase einen neuen Impuls zu setzen, griff Tomas Axner auf den "Doppel-Halben" zurück; seine Erfolgstaktik aus dem Viertelfinale. Frankreich ließ sich davon jedoch nicht überraschen. Sako parierte und die Halle stand auf - und setzte sich auch nicht wieder. Es war ein unglaublicher Druck aus dem Publikum, die Anfeuerungen verschwammen zu einer Wand aus purem Lärm.
Schweden ließ sich davon offensichtlich beeindrucken und verlor seine Linie. Horacek sorgte mit dem 22:22 (54.) für den ersten Ausgleich im 2. Durchgang und Axner nahm sich einen unvorbereiteten Wurf aus dem Rückraum. So hatte Frankreich auf einmal die Chance zur Führung, konnte diese jedoch nicht nutzen. Jeder Angriff der Schweden wurde nun von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet, doch nach dem Treffer von Thorleifsdottir war der Sieg in Reichweite.
Krumbholz zog die Auszeit und setzte alles auf eine Karte: Für die letzten 43 Sekunden brachte er die siebten Feldspielerin. Sein Team suchte den Abschluss, Horacek übernahm die Verantwortung und glich aus. Schweden hatte noch einmal die Chance, zurückzuschlagen, bekam jedoch keinen vernünftigen Ball auf das Tor. So ging es in die Verlängerung.
Dort wurde Torhüterin Sako, die bereits im 2. Durchgang starke Aktionen gezeigt hatte, zur Matchwinnerin. Nach einer Parade holte Chloe Valentini einen Siebenmeter heraus; das 26:25 (62.) war die erste Führung Frankreichs seit der 13. Minute. Axner brachte erneut den "Doppel-Halben", bezahlte das jedoch teuer: Nze Minko traf zum 28:26 (64.) ins leere Tor und Sako parierte gegen Blohm.
Mit einem Drei-Tore-Vorsprung (29:26) ging es in die zweite Halbzeit der Verlängerung. Thorleifsdottier stieß Meline Nocandy in der Luft, die Rückraumspielerin knallte auf den Boden. Die deutschen Schiedsrichterinnen Tanja Kuttler und Maike Merz griffen auf den Videobeweis zurück und entschieden auf eine Hinausstellung. 18 Sekunden später gab es die nächste Zeitstrafe, weil Hagman den Pass auf Außen mit dem Fuß unterband.
Die doppelte Unterzahl über mehr als anderthalb Minuten gepaart mit dem Rückstand brach Schweden das Genick. Zwar konnte Bundsen noch einen Wurf von Valentini parieren, doch mit dem 30:26 (66.) machte Horacek alles klar. Sako nahm Schweden noch einen Siebenmeter ab und am Ende zog Frankreich mit einem 31:28 ins Halbfinale ein.
Schweden: Bundsen (16 Paraden), Eriksson (2/2 Paraden); Hagman 6/1, Roberts 5, Blohm 4, Thorleifsdottir 4, Axner 3, Lindqvist 2, Koppang 1, Hansson 1, Carlson 1, Löfqvist 1, Strömberg, Lundström
Frankreich: Glauser (12/1 Paraden), Sako (8 Paraden); Horacek 8/3, Nze Minko 7, Nocandy 4, Toublanc 3/2, Valentini 3, Flippes 3, Kanor 1, Granier 1, Grandveau 1, C. Lassource, Foppa, Bouktit
Schiedsrichterinnen: Kuttler / Merz (GER)
Strafminuten: 6/10
Siebenmeter: 2/6 ; 5/7
jun