23.04.2022, 17:43
Bundesliga-Spitzenreiter lässt kaum Spannung aufkommen
Das Final Four, das im nächsten Jahr von Hamburg nach Köln umzieht, bekommt sein verdientes, großes Finale zum Abschluss: Der SC Magdeburg, der sein Semifinale gegen Außenseiter Erlangen mit 30:22 (17:13) gewann, trifft am Sonntag auf den THW Kiel.
Aus Hamburg berichten André Dersewski und Maximilian Schmidt
Nach dem packenden ersten Halbfinale, in dem Rekordpokalsieger THW Kiel (elf Pokale) den amtierenden Titelverteidiger TBV Lemgo Lippe mit 28:26 niedergerungen hatte, stand der 30. Debütant beim seit 1994 in Hamburg ausgetragenen Final Four in den Startlöchern. Der HC Erlangen, der im Pokal unter anderem die SG Flensburg-Handewitt in der zweiten Runde ausgeschaltet hatte, war gegen Bundesliga-Spitzenreiter Magdeburg krasser Außenseiter. Und verlor letztlich auch deutlich.
Der SCM, dessen Fans schon während des ersten Halbfinals phasenweise akustisch dominiert hatten, begann vor 12.800 Zuschauern mit seinem typischen Highspeed-Handball. Doch die Erlanger hielten hervorragend dagegen, gingen den Dauerspurt mit. Besonders von der Wucht aus dem Rückraum der Mittelfranken wirkte Magdeburg überrascht. Entscheidungsspieler Jeppsson und Metzner fanden immer wieder Lücken aus der zweiten Reihe (7:7).
Coach Raul Alonso, der in Hamburg auch auf die zuletzt angeschlagenen Steinert (im Sommer aus Magdeburg nach Erlangen zurückgekehrt) und Överby (wechselt nach der Saison zum THW Kiel) zurückgreifen konnte, hatte sein Team gut eingestellt. Doch während sich beim HCE Konzentrationsfehler einschlichen, drückte der SCM gnadenlos aufs Gaspedal. Dank eines 3:0-Laufs und des nötigen Spielglücks führte der Bundesliga-Spitzenreiter zur Pause mit 17:13.
Direkt nach dem Seitenwechsel hatte der SCM die Chance, vorentscheidend davonzuziehen, ließ aber zu viele klare Möglichkeiten liegen - Erlangens Keeper Ziemer leistete seinen Beitrag dazu. Beim 21:15 in der 38. Minute zweifelten dann allerdings nur noch die wenigsten am Finaleinzug der Magdeburger. Spielmacher Kristjansson (fünf Tore), von den Magdeburger Fans bereits während des Spiels frenetisch mit "Gisli"-Sprechchören gefeiert, zog die Fäden - und wurde später auch zum Spieler des Spiels gewählt. Mehr Tore warf nur Linkshänder Magnusson (6), für den Underdog machte Jeppsson genauso viele Treffer.
Die Mittelfranken kämpften bei ihrer Hamburg-Premiere tapfer, mussten sich der Qualität des Favoriten aber beugen. Mit Anbruch der Schlussviertelstunde war der Vorsprung auf sieben Tore angewachsen (24:17). SCM-Keeper Green (elf Paraden) nahm zusätzlich einige Bälle weg, ohne vollends glänzen zu müssen. Trainer Bennet Wiegert verteilte die Kraft über die gesamte Spielzeit auf viele Schultern, wohlwissend, dass tags darauf ein anderes Kaliber warten würde. Durch den souveränen 30:22-Erfolg machte Magdeburg schließlich das Traumfinale perfekt.
Im Endspiel trifft der Traditionsklub aus Sachsen-Anhalt am Sonntag (13.25 Uhr, LIVE! bei kicker) auf den THW Kiel. Den letzten Ligavergleich am 26. März verlor der SCM in eigener Halle mit 25:30. Die Bundesliga führt Wiegerts Mannschaft mit sechs Punkten vor den "Zebras" an. Geschichten hält diese Begegnung am Sonntag genügend bereit.
Tore SC Magdeburg: O. I. Magnusson 6/3, G. T. Kristjansson 5, Mertens 4, O'Sullivan 3, Smits 3, Musche 2, Saugstrup 2, Ph. Weber 2, M. Damgaard 1, Gullerud 1, Hornke 1
HC Erlangen: Jeppsson 6/2, Metzner 5, Fäth 3, Zechel 3, Sellin 2, S. Firnhaber 1, Olsson 1, Steinert 1
Schiedsrichter: Adrian Kinzel (Bochum)/Sebastian Grobe (Bochum)
Zuschauer: 12.800
Strafminuten: 6 / 10
Disqualifikation: - / -