15.01.2024, 18:37
Jakub Skrzyniarz steht Färinger Traum im Weg:
Polen verabschiedet sich mit einem 32:28 (15:15)-Sieg über die Färöer von der Handball-EM. Die Kraft des Underdogs reichte trotz der erneut fantastischen Fan-Unterstützung nicht für ein zweites Wunder.
Aus Berlin berichtet Julia Nikoleit
Während das Ausscheiden der Polen bereits vor dem Spiel schon feststand, hatten die Färöer zumindest noch eine rechnerische Chance. Sollte der Außenseiter gewinnen und im Anschlussspiel Norwegen gegen Slowenien verlieren, könnten die Färinger weiterkommen, falls sie zugleich die 14-Tore-Differenz im Torverhältnis aus Norwegen ausgleichen könnten. Für die Polen war es hingegen die letzte Chance, das Turnier zumindest annähernd versöhnlich zu beenden.
In den ersten zehn Spielminuten lieferten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch - mal legten die Polen vor, dann wieder die Färinger. Bei dem Team aus dem Nordatlantik war Elias Ellefsen á Skipagøtu erneut Dreh- und Angelpunk im Offensivspiel. Das 7:6 (10.) war bereits der fünfte Treffer des Spielmachers.
Anders als gegen Norwegen verzichtete Färöer-Trainer Peter Bredsdorff-Larsen auf den dauerhaften Einsatz des siebten Feldspielers. Lediglich in eigener Überzahl griff er auf das taktische Mittel zurück. Nach einer Zeitstrafe gegen á Skipagøtu agierte seine Mannschaft in Unterzahl, überstand diese jedoch unbeschadet - und der Regisseur netzte nach seiner Rückkehr auf das Feld umgehend zum 9:8 (16.) ein.
Nach dem erneuten Ausgleich der Polen stellte Bredsdorff-Larsen um und griff doch auf den siebten Feldspieler zurück. Es blieb jedoch weiterhin eng, da Jakub Skrzyniarz im polnischen Tor mehrere Paraden für sich verbuchen konnte. Obwohl auch Pauli Jacobsen den ein oder anderen Ball hatte abwehren konnte, lag der Torwartvorteil bei den Polen.
So gelang es dem bislang noch sieglosen polnischen Team, den ersten Zwei-Tore-Vorsprung der Färinger (11:9, 19.) in eine eigene Führung zu drehen: Szymon Sicko netzte zum 11:12 (23.) ein. Das Team von den Inseln konterte seinerseits, sodass das Spiel wieder ausgeglichen war (13:13, 25.).
Kurz darauf hatte auch Polen nach einem Fehlpass von á Skipagøtu die Chance, auf zwei Tore zu stellen, doch der lange Ball aufs leere Tor trudelte gegen den Pfosten. Vor der Pause standen noch einmal die Torhüter im Blickpunkt: Erst fischte Skrzyniarz weg, dann parierte der eingewechselte Nicolas Satchwell. Hakun West av Teigum sorgte im Gegenzug für den 15:15-Halbzeitstand.
Die Färöer hatten in diesen ersten 30 Minuten an ihre Energieleistung angeknüpft, allerdings kamen sie noch nicht an ihre Leistung gegen Norwegen heran. Die Polen erarbeiteten sich besser die Chancen und hatten in Skrzyniarz den stärkeren Torwart auf ihrer Seite. Für Unruhe hatten die verhältnismäßigen vielen Zeitstrafen - vier Hinausstellungen pro Team im ersten Durchgang - gesorgt, obwohl es kein übermäßiges hartes Spiel war.
Das erste Tor nach Wiederanpfiff ging auf das Konto von av Teigum, der seine Mannschaft per Siebenmeter in Front brachte (16:15, 32.). Sicko hatte jedoch postwendend die Antwort parat; es war bereits der sechste Treffer des Rückraumspielers in diesem Spiel.
Im Vergleich zum Coup gegen Norwegen fehlte jedoch die letzte Spannung in der Defensive bei den Färöern, das dritte Spiel auf EM-Niveau in kürzester Zeit schienen seinen Tribut zu fordern: Polen kam vergleichsweise leicht zu Toren aus dem aufgebauten Angriff. Hinzu kamen einfache Fehler im Angriff: Nach einem Fehlpass von á Skipagøtu traf Jakub Szsyko zum 22:20 (43.) ins leere Tor.
Die Färinger kamen in den folgenden Minuten zwar immer wieder zum Ausgleich wie zum 25:25 (49.) durch av Teigum, konnten jedoch selbst nicht die Führung übernehmen. Hinzu kam die Verletzung von Satchwell, der bei einer Parade unglücklich mit dem linken Fuß umknickte und das Feld auf beiden Seiten gestützt verlassen musste.
Nach dem 28:26 (53.) durch Piotr Jedraszczyk nahm Bredsdorff-Larsen die Auszeit. Sein Team brachte den Ball nach einem spektakulären Doppel-Kempa im Tor unter, es schien ein Weckruf - doch die Schiedsrichter entschieden auf abgestanden (54.). Die Anhänger quittierten das mit einem Pfeifkonzert.
In der Schlussphase hielten die Färinger den Anschluss, es gelang ihnen aber nicht mehr der Partie die Wende zu geben. Nach dem 29:28 (57.) durch av Teigum fehlte das letzte Quäntchen - war gegen Norwegen noch eine fulminante Aufholjagd gelungen, so gelang es nun nicht mehr entscheidenden Druck aufzubauen. Polen blieb hingegen cool und nutzte seine Chancen. Jedraszczyk sorgte mit dem Treffer für die Vorentscheidung auf dem Weg zum 32:28-Erfolg.
Polen: Kornecki, Skrzyniarz (10 Paraden) - Sicko 10/1, Syprzak 9/3, Jedraszczyk 6, Daszek 3, Czaplinski 1, M. Gebala 1, Pietrasik 1, Szyszko 1, Bis, Kosmala, Olejniczak, Paterek, Przytula, Urbaniak
Färöer: Jacobsen (3 Paraden), Satchwell (3 Paraden) - West av Teigum 10/8, E. Ellefsen a Skipagötu 9, Berg Hansen 2, Mittun 2, Poulsen 2, Horn Rasmussen 1, Hoydal Hildarson 1, Mortensen 1, Gunnarsson Djurhuus, Johansen, Krogh, Mikkelsen, Mikkjalsson, Nordberg
Schiedsrichter: Andreu Marin Lorente / Ignacio Garcia Serradilla (Spanien)
Zuschauer: 13.321
Strafminuten: 14 / 10
jun