17.03.2024, 15:45
Nervenschlacht mit Happy End
Deutschland und Österreich lieferten sich in der Qualifikation in Hannover ein Endspiel um einen Platz im Handball-Turnier bei Olympia 2024. In einem packenden Schlagabtausch behielt das DHB-Team die Nerven, verteidigte die Führung und jubelte nach 34:31 (18:15) Erfolg über das Ticket nach Paris.
aus Hannover berichten Merle Klingenberg und Christian Ciemalla
"Das Spiel gegen Österreich ist und bleibt ein Endspiel", erklärte Bundestrainer Alfred Gislason vor dem Anwurf die Ausgangslage für Deutschland vor dem Abschluss der Qualifikation für das Handball-Turnier bei Olympia 2024. Der Sieger würde nach Paris reisen, bei einem Remis würde Deutschland aufgrund der mehr erzielten Turniertreffer jubeln - die Tordifferenz war gleich, beide stehen nach den Siegen gegen Algerien und den Niederlagen gegen Kroatien bei +9.
Die Bedeutung der Partie war von der ersten Minute an spürbar, die ersten Aktionen setzte dabei Österreich: Zwei Ballgewinne in der aggressiven Deckung sowie Treffer von Mykola Bylik und Sebastian Frimmel sorgten aus deutscher Sicht für ein schnelles 0:2. Mit dem ersten Tor von Julian Köster platzte bei der DHB-Auswahl dann aber der Knoten: Andreas Wolff parierte einen freien Wurf, Juri Knorr erzielte den Ausgleich und Julian Köster legte nach einer erfolgreichen Abwehraktion den Führungstreffer nach - die Halle hatte Betriebstemperatur.
Mit einem Siebenmeter zum 4:2 baute Lukas Zerbe den deutschen Lauf auf vier Tore aus - doch nach einem erfolgreichen Versuch von Boris Zivkovic stabilisierte sich Österreich wieder. Am Abstand änderte sich in den nächsten Minuten wenig: Nach einem Gegenstoß von Marian Michalczik führte Deutschland beim 7:4 mit drei Toren, nach einem Doppelschlag durch Robert Weber und Mykola Bilyk bot sich dann aber Österreich die Chance auf den Ausgleich - den Andreas Wolff verhinderte.
Wolff sorgte für ein Plus zwischen den Pfosten für Deutschland - bei Österreich stand hingegen lange die Null bei den Paraden, auch weil Deutschland im Gegensatz zu den vorherigen Spielen diesmal seine Chancen effektiv nutzte. Ein Treffer von Renars Uscins hielt dabei auch einer Videoüberprüfung stand und ein von Lukas Mertens für Renars Uscins aufgelegter Kempa begeisterte die ZAG Arena.
Österreich hielt aber den Anschluss, auch die ersten Zeitstrafen brachten die Begegnung nicht aus dem Korridor von ein bis drei Toren Vorsprung für Deutschland. Mit einem Doppelschlag zogen die Deutschen wieder auf 13:10 davon, Österreich rückte nach einer Auszeit mit Hilfe des siebten Feldspielers wieder auf ein Tor heran und Deutschland setzte sich beim 15:12 erneut auf drei Tore ab - einmal mehr hatte Renars Uscins seine Klasse im Eins-gegen-Eins gezeigt.
Deutschland schien das Heft in die Hand zu bekommen: Johannes Golla beantwortete den nächsten Treffer des ÖHB-Teams mit einem direkt verwandelten Anwurf in das verwaiste Tor und zwei Uscins-Treffer später stand ein 18:13 auf der Anzeigetafel. Doch Österreich meldete sich zurück: Der eingewechselte Leon Bergmann war mehrfach zur Stelle und so war die Partie beim 18:15 zur Pause nach Treffern von Hutecek und Wagner wieder zurück im Drei-Tore-Korridor.
Nach Wiederbeginn setzte Österreich den ersten Treffer durch Janko Bozovic, doch das DHB-Team beantwortete die Gegentore jeweils umgehend. Beim 20:18 bot sich den Gästen allerdings die Chance auf ein Tor zu verkürzen, doch statt des Anschlusstreffers gab es einen Gegenstoß, den Lukas Zerbe zum 23:20 nutzte. In der Deckung kassierte Deutschland zwar eine Zeitstrafe, aber mit einer Parade des eingewechselten David Späth war dann nicht nur die Halle, sondern auch das Momentum vollends auf der Seite der Hausherren.
Julian Köster traf in Unterzahl, David Späth war mit einer weiteren Parade zur Stelle und der kurz zurückgekehrte Andreas Wolff blieb Sieger in einem Siebenmeter-Duell. Der Ball landete zwar im Seitenaus, doch Julian Köster erkämpfte ihn wenig später zurück und legte das 23:19 nach. Die Aggressivität blieb ein Faktor: Lukas Zerbe traf im Nachfassen, Nils Lichtlein störte erfolgreich einen Gegenstoß der Österreicher und feierte mit der Bank den Ballgewinn. Das 26:21 von Sebastian Heymann und die nächste Glanztat von David Späth ließen die Halle kochen.
Österreich ließ sich vom erneuten Fünf-Tore-Abstand aber nicht entmutigen - mit dem zwischen die Pfosten zurückgekehrten Constantin Möstl gelang ein Doppelschlag, beim 26:23 war die deutsche Führung wieder bei den gewohnten drei Toren angelangt. Sebastian Frimmel schien das ÖHB-Team sogar auf zwei Tore herangebracht zu haben, doch sein Treffer von Außen wurde als abgestanden abgepfiffen.
Deutschland hatte zuvor einen Siebenmeter vergeben, die steigende Nervosität angesichts der anbrechenden Crunch-Time war zehn Minuten vor Spielende greifbar - jede Aktion schien bereits zu dieser frühen Phase vorentscheidenden Charakter zu haben.
Die deutsche Auswahl zeigte sich dabei nervenstark, wie beim 28:25 durch einen Siebenmeter von Christoph Steinert oder dem 29:26 durch einen weiteren Treffer des erneut glänzend aufspielenden Renars Uscins. Österreich hielt aber den Anschluss, beim Stand von 29:27 nahm Alfred Gislason kurz vor dem Anbruch der letzten fünf Minuten seine Auszeit, Christoph Steinert verwandelte danach einen Strafwurf und mit dem achten Treffer des starken Julian Köster war die Tür in Richtung Paris aufgestoßen.
Österreich gab nicht auf, verkürzte wieder auf zwei Treffer und ging zu einer offenen Deckung über. Alfred Gislason nahm die Auszeit - wohl wissend, dass Deutschland auch ein Remis reichen würde. Sein Team verlor danach zwar den Ball, erkämpfte diesen aber in der Defensive zurück und stellte mit dem Treffern von Juri Knorr die Weichen zum 34:31-Erfolg und zur Olympia-Feier mit den Fans in der Arena.
Österreich: Möstl (4/1 Paraden), Bergmann (7 Paraden); Bozovic 7, Bilyk 5, Frimmel 5/1, Wagner 5, Hutecek 5, Weber 3, Zivkovic 1, Mahr, Herburger, Schweighofer, Mittendorfer, Damböck, Nigg, Miskovez
Deutschland: Späth (3 Paraden), Wolff (9/1 Paraden); Uscins 8, Köster 8, Zerbe 7/1, Knorr 3, Mertens 2, Steinert 2/2, Golla 1, Heymann 1, Michalczik 1, Kohlbacher 1, Lichtlein, Semper, Dahmke, Kastening
Schiedsrichter: Mads Hansen / Jesper Madsen (DEN)
Zuschauer: 10099
Siebenmeter: 1/2 ; 3/4
Strafminuten: 6/6