07.08.2024, 23:32
Norwegen findet über 60 Minuten nicht ins Spiel
Slowenien darf von einer Olympia-Medaille träumen. Das Team von Uros Zorman kontrollierte im Viertelfinale gegen Norwegen 60 Minuten das Spiel und feierte einen verdienten 33:28 (16:12)-Erfolg.
Klemen Ferlin kehrte nach seinem verletzungsbedingten Ausfall in den Kader zurück und kam mit zwei Paraden direkt gut rein. Seine Vorderleute verloren die beiden dadurch gewonnen Bälle jedoch wieder, sodass Alexandre Blonz die Norweger in Front bringen konnte (1:0, 2.). Der Linksaußen legte wenig später auch das 4:3 (7.) nach.
Das sollte jedoch die letzte Führung der Skandinavier gewesen sein, denn nun übernahm Slowenien die Kontrolle. Das Team von Uros Zorman stellte eine überragende Defensive, an der sich die über weite Strecken ratlosen Norwegen die Zähne ausbissen. Lediglich Blonz schien die Abwehr plus Ferlin überwinden zu können. Als Jonas Wille nach dem 10:7 (16.) durch Aleks Vlah die Auszeit nahm, gingen vier der sieben Treffer auf das Konto von Blonz.
Norwegen seinerseits hatte defensiv keinen Zugriff und vor allem keine Torwartleistung. Wille hatte mit Torbjörn Bergerud begonnen, dann Kristian Saeveraas ins Spiel gebracht und noch vor der Pause wieder zurückgewechselt: Ohne Erfolg. Hinzu kamen einfache Fehler in der Defensive, was den sehr kontrollierten Slowenen in die Hände spielte. Nachdem Ferlin Blonz einen Siebenmeter abgenommen hatte, erhöhte Vlah auf 14:10 (26.).
Die Defensive war das Prunkstück der Slowenen. Sie agierten extrem kompakt und bissig und warfen sich mit vollem Einsatz in jede Aktion. Als Petter Överby nach einer schnellen Mitte mit Ball im Neun-Meter-Kreis auftauchten, stoppten vier Slowenen den Norweger mit aller Macht und erzwangen den Freiwurf. Norwegen versuchte es mit dem siebten Feldspieler, doch auch das blieb erfolglos. Zur Halbzeit lag Slowenien mit 16:12 in Führung.
Nach Wiederanpfiff agierte Norwegen aufgrund der Zeitstrafe gegen Reinkind kurz vor der Pause noch in Unterzahl und Slowenien erhöhte erstmals auf fünf Tore (17:12, 31.). Und auch, wenn Norwegen immer wieder um ein oder zwei Tore verkürzen konnte (21:18, 42.), spielte Slowenien ruhig weiter und setzte immer wieder die entscheidenden Aktionen. Das 24:20 (45.) war bereits der elfte Treffer von Vlah gegen die zu passiven Norweger.
Selbst eine direkte rote Karte gegen Dean Bombac, der Bergerud bei einem Siebenmeter am Kopf getroffen hatte (46.), brachte die Slowenen nicht aus dem Konzept. Den Anschlusstreffer zum 24:22 (47.) durch Sander Sagosen konterte Janc cool mit einem eigenen Treffer (25:22, 48.). Und als Jure Dolenec von der Siebenmeterlinie das 26:23 (49.) erzielte, sprang Bombac von seinem Sitzplatz hinter dem slowenischen Tor auf und riss die Arme hoch.
Mit ihrer ganzen Körpersprache vermittelten die Slowenen, dass sie diesen Sieg wollten - und sie fighteten mit allem, was sie hatten. Miha Zarabec schnitt Kristian Björnsen im Gegenstoß kurz vor dem Tor den Laufweg ab, drängte ihn regelgerecht nach Außen ab und griff sich schließlich im Zweikampf den Ball, den er hochriss - das Publikum quittierte den Einsatz mit Applaus, einen Freiwurf für Norwegen gab es korrekterweise dennoch.
Die Norweger fanden jedoch weiterhin gegen Lösung gegen die slowenische Defensive um den Mittelblock Blaz Blagotinsek/Borut Mackovsek. Zudem erlaubten sich die Skandinavier genau jene einfachen Fehler, die Slowenien in diesem Spiel eben nicht machte. Als Zorman beim 30:26 (58.) die Auszeit nahm, war der Sieg nahezu perfekt, der nächste Treffer von Tilman Kodrin besiegelte den Halbfinaleinzug endgültig.
Und nicht einmal jetzt, wo das Spiel entschieden war, lief es für Norwegen. Sie gingen zwar mit einem letzten Aufbäumen noch in die Manndeckung und fingen tatsächlich einen Ball ab, doch der lange Wurf auf das verwaiste Tor der Slowenen landete neben dem Pfosten. Christian O’Sullivan richtete den Blick verzweifelt zur Decke. Und auch Tobasi Gröndahl traf kurz vor Schluss nur die Latte und versetzte der Bande einen frustrierten Tritt. Die letzten Sekunden tropften von der Uhr und mit dem Schlusssignal begann der Freudentaumel der Slowenen.
Norwegen: Saeveraas (1 Parade), Bergerud (9/2 Paraden); Blonz 7/1, Björnsen 4, Gröndahl 4/2, Setterblom 4, Sagosen 3, Gullerud 2, Överby 1, O´Sullivan 1, Reinkind 1, Lyse 1, Aga, Barthold
Slowenien: Ferlin (9/1 Paraden), Lesjak (1 Parade); Vlah 11/1, Janc 9, Blagotinsek 3, Kodrin 3, Dolenec 2/1, Bombac 2, Mackovsek 2, Zarabec 1, Jovicic, Gaber, Horzen, Novak
Schiedsrichter: Garcia / Marin Lorente (ESP)
Strafminuten: 8/6
Siebenmeter: 1/2 ; 2/4
Disqualifikation: - / Bombac (47., Gesichtstreffer bei Siebenmeter)
jun