17.01.2023, 22:05
Handball-WM, 3. Spieltag
Dank einer furiosen Aufholjagd zog Norwegen mit makelloser Weste in die WM-Hauptrunde ein. Durch das 27:26 (13:17) gegen die Niederländer erfüllten die Skandinavier auch Alfred Gislason einen Wunsch.
Im letzten Spiel der Gruppe F war die Arena in Krakau fest in niederländischer Hand. Mit einer breiten Spielanlage im Angriff und einer soliden Deckung prägten die Niederlande dabei in der ersten Halbzeit weitgehend die Partie und lagen zur Pause zu Recht mit 17:13 vorne. In der zweiten Spielhälfte schien es dann das Spiel der Norweger zu werden, die beim 20:20 (41.) ausglichen. Die Begegnung wurde allerdings erst in der Schlussphase entschieden. Bester Werfer bei den Niederländern war Magedeburgs Kay Smits, der wie Norwegens erfolgreichster Schütze Sander Sagosen auf sieben Treffer kam.
Der Reihe nach: Das Spiel zwischen den Niederlanden und Norwegen begann mit einer Zeitstrafe, da Dani Baijens den norwegischen Torhüter Torbjörn Bergerud beim Abschluss den Ball an den Kopf geknallt hatte. Norwegen machte aus der Überzahl allerdings nichts. Nach dem ersten Abtasten war es Oranje-Kreisläufer Samir Benghanem, der auf mit 4:2 stellte (4.). Die Niederlande hatten ihre Abwehr im Griff, auch wenn Kiels Kreisläufer Petter Överby zweimal traf, und brachten Keeper Bart Ravensbergen ins Spiel.
Da seine Spieler vor der gut organisierten gegnerischen Abwehr ideenlos wirkten und die eigene löchrig war, buzzerte Norwegens Trainer Jonas Wille nach zehn Minuten zur ersten Auszeit. Sagosen wurde danach erstmals in Wurfdistanz gebracht. Anschließend wuchs der Rückstand allerdings auf drei Tore an. Würfe gegen den Pfosten oder solche, die zur Beute des starken Ravensbergen wurden, pflasterten den steinigen Weg Norwegens ins Spiel. Oranje spulte hingegen seinen Matchplan ab.
Nach 24 Minuten hatten die Niederlande ihren Vorsprung über 11:7 (17.) auf 15:9 ausgebaut. Die dicke Überraschung lag in der Luft. Doch Coach Wille nahm die zweite Auszeit für Norwegen. Mit Wirkung: Norwegen hatte danach endlich mehr Tiefe im Angriff. Göran Johannessen setzte drei wichtige Treffer für den Glauben an die Trendwende. Dennoch ging es mit einer 17:13-Führung für Oranje in die Kabine.
Keeper Ravensbergen führte zu Beginn der zweiten Hälfte mit zwei Paraden seinen Sahnetag fort. Die Norweger hielten sich jedoch in dieser Phase sehr gut an ihren Matchplan. Eine kompaktere Abwehr verleitete den Gegner zu Fehlern und im Abschluss zeigte sich die Wille-Sieben vielseitiger, mit mehr Tempo und vor allem zielsicher.
Nach 40 Minuten war die Spannung zurück und blieb bis zum Ende erhalten: Erneut war es Rechtsaußen Kevin Gulliksen, der beim 20:20 nach einem Steal konterte. Nach O'Sullivans Führungstreffer beim 22:21 (44.) und einer Olsson-Auszeit blieben die Niederländer im Spiel und glichen beim 23:23 (52.) aus. Ein Sieger war erst auszumachen, als die Niederlande bei 25:27-Rückstand in der Schlussminute einen Kempa vermasselten.
Durch den knappen Sieg erfüllten die Norweger Bundestrainer Alfred Gislason einen Wunsch. Dieser hatte nach dem deutschen Kantersieg über Algerien (37:21) im ZDF deutlich gemacht, dass er lieber zuerst gegen die Niederländer und erst zum Abschluss der Hauptrunde auf Norwegen treffen würde. Und so kommt es: Niederlande trifft am Samstag (18 Uhr) in Kattowitz auf die DHB-Auswahl, Norwegen dann am Montag (15.30 Uhr).
Niederlande: Ravensbergen, A. Versteijnen - Smits 7/3, Benghanem 6, L. Steins 5, Boomhouwer 3, Versteijnen 2, Baijens 1, Schagen 1, Stavast 1, Adams, Jansen, Kooijman, Schoenaker, Sluijters, Ten Velde
Norwegen: Bergerud, Säveras - Sagosen 7/1, Barthold 4, Johannessen 4, Gulliksen 3, O'Sullivan 2, Reinkind 2, Röd 2, Överby 2, Gullerud 1, Aga Eck, Björnsen, Blonz, Thorsteinsen Toft, Överjordet
Schiedsrichter: Matija Gubica (Kroatien)/Boris Milosevic (Kroatien)
Zuschauer: 2750
Strafminuten: 6 / -
Disqualifikation: - / -