14.01.2024, 17:55
Späte Erlösung gegen Montenegro
Island musste auch im zweiten EM-Spiel lange um den Sieg bangen. Am Ende siegten sie aber mit 31:30 (17:15) gegen Montenegro.
Aus München berichtet Sebastian Mühlenhof
Es war ein nervöser Auftakt von beiden Mannschaften. Nach drei vergebenen Angriffen kassierte Milos Vujovic eine Zeitstrafe, da er im Fallen unabsichtlich das Gesicht des Spagat machenden Viktor Hallgrimsson getroffen hatte. In Unterzahl erzielte dann Branko Vujovic aus spitzem Winkel in der dritten Minute den ersten Treffer.
Es war der Brustlöser für beide Teams. Odinn Rihardsson traf mit einem schönen Dreher erstmals für Island. Montenegro legte aber durch Treffer von Vuk Lazovic und Vuko Borozan weiter vor. Als Island nach einem Ballgewinn die Chance zur 4:3-Führung hatte, parierte Nebojsa Simic glänzend gegen Ellidi Vidarsson. So war es Branko Vujovic, der in der siebten Minute auf 4:3 stellte.
In der 10. Minute war es dann soweit. Nach einem Ballgewinn startete Island einen Tempogegenstoß und Elvar Jönsson hämmerte den Ball zum 5:4 in die rechte untere Ecke. Vidarsson legte dann wenig später nach, obwohl er beim Wurf von Lazovic gestört wurde - der Montenegriner musste daher für zwei Minuten auf die Bank. Nach dem nächsten Ballverlust und den Treffer von Bjarki Mar Elisson ins verwaiste Tor nahm Vlado Sola die erste Auszeit.
Borozan traf zwar in der Folge mit einem schönen Hüftwurf ins Tor, doch Vidarsson traf vom Anwurfkreis direkt ins verwaiste Tor der Osteuropäer. Doch selbst in Überzahl - Jönsson hatte eine Zeitstrafe bekommen - leistete sich Montenegro weiter haarsträubende Fehler. Zudem scheiterten sie nun auch immer häufiger an Hallgrimsson. So ging die nummerische Überlegenheit mit 2:1 an Island, die offensiv kaum zu stoppen waren und auf 10:6 stellten.
Doch als die Nordeuropäer einmal nicht konsequent agierten, war der Underdog plötzlich zur Stelle. Der wieder genesene Mirko Radovic und Milos Vujovic per Siebenmeter stellten auf 8:10. In der 20. Minute rief Snorri Steinn Gudjonsson sein Team beim Stand von 11:9 zur Auszeit, um sie neu einzustellen. Die Worten fruchteten, denn Omar Igni Magnusson traf prompt ins gegnerische Gehäuse. Da nun aber auch Montenegro wieder seine Chancen nutzte, blieb der Abstand zwischen den beiden Teams konstant.
Erst in der 26. Minute konnte Luka Radovic nach einem Steal den Abstand wieder verkürzen, er überwand Hallgrimsson zum 13:14. Zwar konnte Elvar Jönsson Sekunden später wieder auf zwei Töre erhöhen, aber Montenegro blieb dran. Für den Schlusspunkt der ersten Hälfte sorgte der Ex-Potsdamer Vasilije Kaludjerovic, der mit einem Hammer von knapp 125 km/h den 15:17-Halbzeitstand herstellte.
Nach der Pause musste Island einen kleinen Rückschlag hinnehmen. Vidarsson bekam nach einem Foul an Torschütze Kaludjerovic seine erste Zeitstrafe des Tages. Doch in Unterzahl trafen der zum Ende der ersten Hälfte eingewechselte Sigvaldi Gudjonsson ebenso wie Gisli Kristjansson, der sein erstes Turniertor erzielte, und erhöhten auf 19:16.
Diesen Drei-Tore-Vorsprung wusste Island in den kommenden Minuten zu halten, wenngleich Simic ihnen die Chance auf einen höheren Vorsprung mehrmals verbaute. Doch auf der anderen Seite war auch Björgvin Pall Gustavsson, der nach der Pause gekommen war, mehrmals zur Stelle und wurde dafür lautstark von den Fans gefeiert. Selbst der Routinier konnte aber nicht verhindern, dass Luka Radovic, Milos Vujovic und Kaludjerovic in der 40. Minute zum 21:21 ausglichen.
Magnusson durchbrach wenig später die knapp fünfminütige Torflaute. Palmarsson antwortete auf den vierten Treffer von Kaludjerovic, ehe Magnusson nach einer Gustavsson-Parade erhöhte. Als Magnusson per Siebenmeter das nächste Tor folgen ließ, brandete in der Olympiahalle lautstarker Jubel unter den rund 4.500 isländischen Fans aus. Doch in Unterzahl kam Montenegro dank Rekordspieler Nemanja Grbovic und Branko Vujovic wieder auf 24:25 heran.
Die Partie wog weiter hin und her. Beim Stand von 25:27 in der 50. Minute nahm Sola seine zweite Auszeit und stellte seine Mannschaft auf die Crunchtime ein. Grbovic stellte nach Wiederanpfiff auf 26:27, ehe dann auch Gudjonsson auf den Timeout-Buzzer drückte. Kein Wunder, war sein Team doch seit drei Minuten ohne eigenen Treffer und wirkte etwas ratlos gegen eine aggressive montenegrinische Deckung.
Es wurde allerdings nicht besser, denn erst parierte Simic gegen Magnusson, ehe diesem ein Stürmerfoul unterlief. Da aber Gustavsson zur Stelle war, blieb es zunächst bei der knappen Führung. Unter tosendem Jubel traf schließlich Magnusson, der in dieser Phase die Verantwortung übernahm. Radojica Cepic sorgte mit einem Doppelschlag dann aber für das 28:28 in der 56. Minute.
Simic war dann mit seiner zwölften Parade zur Stelle und auf der anderen Seite erzielte Grbovic die erste Führung für sein Team seit dem 4:3. Doch Gisli Kristjansson zog in seiner unnachahmlichen Weise in Richtung Tor und sorgte nicht nur für den Ausgleich, sondern auch eine Zeitstrafe für Cepic. Kaludjerovic traf dann nur auf das Lattenkreuz, sodass Elisson drei Minuten vor Schluss wieder die Führung erzielen konnte.
Borozan glich für seine Mannschaft wieder aus. Elisson verwarf in der zweiten Welle dann zwar aus guter Position, aber wegen eines Wechselfehlers von Luka Radovic blieb Island in Ballbesitz. In Überzahl konnte der Magdeburg-Regisseur Gisli Kristjansson dann auf 31:30 zu stellen. Sola nahm 46 Sekunde seine letzte Auszeit, in dessen Folge Borozan an Gustavsson scheiterte und somit das Remis verpasste.
Montenegro: Simic (12 Paraden), Matovic (n.e.) - Borozan 5, Kaludjerovic 4, Grbovic 4, Cepic 3, B. Vujovic 3, M. Radovic 3, L. Radovic 3, M. Vujovic 2/1, Cavor 2, Lazovic 1, Bakic, Bozovic, Vujacic, Andjelic
Island: Hallgrimsson (7 Paraden), Gustavsson (7 Paraden) - Magnusson 7/3, Vidarsson 6, Elisson 3, Palmarsson 3, Gudjonsson 3, G. Kristjansson 3, Jönsson 2, Rikhardsson 1, Valencia 1, V. Kristjánsson 1, Smarasson 1, Gislason, Arnarsson, Olafsson
Zuschauer: 12.128 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Vaidas Mazeika / Mindaugas Gatelis (Litauen)
Strafminuten: 12 / 8