27.07.2024, 15:36
Ivan Martinovic mit dem Buzzerbeater
Kroatien hat den Kopf gerade noch einmal aus der Schlinge gezogen und eine drohende Auftaktpleite vermieden. Gegen Japan lag das Team von Dagur Sigurdsson sogar zeitweise mit sechs Treffern zurück, eine Abwehrumstellung und der Einsatz des siebten Feldspielers drehten im Schlussdrittel aber die Partie.
Japan setzte im Spiel gegen die Kroaten auf eine offensive Abwehrformation und auch viel Tempo. Angeführt von Spielmacher Kosuke Yasuhira, dem keine Nachwirkungen seiner Verletzung aus dem Testspiel gegen Deutschland anzumerken waren, zeigte das Team von Carlos Ortega eine beeindruckende Leistung.
Beide Teams wurden übrigens von Dagur Sigurdsson nach Olympia geführt, der nach der erfolgreichen Qualifikation mit Japan nach Kroatien gewechselt war und sich mit seinem neuen Team in Hannover das Ticket sicherte. Es entwickelte sich ein Kampf mit offenem Visier und wechselnden Führungen.
Japan konnte die ersten beiden Treffer setzen, auch weil Ivan Martinovic mit dem ersten Wurf an Japans Schlussmann Takumi Nakamura scheiterte. Der von Melsungen zu den Rhein-Neckar Löwen gewechselte Linkshänder drückte aber dem Spiel danach seinen Stempel auf, traf selbst wie beim 2:2, glänzte mit einem Steal vor dem 3:2 von Mario Sostaric und bereitete auch das 4:2 des künftigen Kielers Veron Nacinovic vor.
Nach sechs Minuten schien Kroatien das Spiel unter Kontrolle gebracht zu haben. Aber es war ein "Run and Gun", ein Spiel in dem Tore am Fließband fielen und die Torhüter zunächst kaum Akzente setzen konnte.
Ortega versuchte mit dem Wechsel zu Daisuke Okamoto einen Akzent zu setzen, Dagur Sigurdsson setzte vorerst weiter auf Matej Mandic - mit 206 Zentimetern einer der beiden längsten Spieler bei diesem Turnier und 34 Zentimeter größer als Japans Spielmacher Yasuhira, der in Überzahl den Ausgleich zum 6:6 (10.) mit einem Wurf ins leere Tor erzielte.
Japan legte ab dem 9:10 (18.) wieder vor, mit der vierten Parade von Mandic konnte aber Luka Cindric dann zum 12:11 wieder in Vorlage werfen. Die Führung wechselte aber umgehend wieder als Naoki Fujisaka mit einem Konter wieder Japan beim 12:13 (24.) in Front brachte, nahm Dagur Sigurdsson seine erste Auszeit.
Nach der Unterbrechung spielte dann aber Japan wie im Rausch und Kroatien verkrampfte bei der Methode Brechstange. Weil Sostaric, Sipic und Cindric an Okamoto scheiterten, Sipic zudem ein Fehler unterlief und auch Zvonimir Srna nur den Pfosten traf, stellte Japan auf fünf Tore Unterschied. Shuichi Yoshida hatte sogar die Chance weiter zu erhöhen, setzte aber den Heber gegen Mandic an die Latte. Kroatien nahm ein 13:18 in die Kabine.
Mit Dominik Kuzmanovic machte sich Kroatien an die Mission Aufholjagd, der Neu-Gummersbacher sprintete unter anderem in einen Konterpass der Japaner, hielt auch einen Siebenmeter von Hiroki Motoki. Nur machten seine Vorderleute aus diesen Aktionen zu wenig, mit einem Schlagwurf netzte Domagoj Duvnjak zum 15:18 (35.).
Japan gelang es selbst in Unterzahl, Adam Yuki Baig musste nach einem Gesichtstreffer auf die Strafbank, sich die Fünf-Tore-Führung wieder Dagur Sigurdsson setzte nach seiner Auszeit beim 17:22 (43.) nun auf den siebten Feldspieler mit zwei Kreisläufern, um dem Rückraum mehr Kraft zur Entfaltung zu geben. Aber Tokuda sollte gleich mit einem Steal ins leere Tor auf sechs Tore erhöhen.
Entscheidend war beim Stand von 17:23 dann aber die Abwehrarbeit von Domagoj Duvnjak, der nun weit vorgezogen agierte. Das grenzte die Räume von Japan spürbar ein, veranlasste die Asiaten zu risikoreichen Pässen und ermöglichte den Kroaten einfache Gegenstoßtore. Carlos Ortega musste nach vier kroatischen Treffer in Serie beim 21:23 (47.) seine Auszeit nehmen.
Kroatien suchte in der Offensive nun zudem vermehrt das Spiel über die Flügel mit Lovro Mihic und Mario Sostaric, glich so auch zum 24:24 (50.) aus und legte den Führungstreffer nach. Das Momentum lag nun ganz klar bei den Kroaten, die sich im Abschluss die Sicherheit geholt hatten und die vor allem defensiv weiter mit viel Laufarbeit die Räume dicht machten.
Kosuke Yasuhira versuchte seine Teamkollegen aufzurichten und tatsächlich gelang Fujisaka beim 25:26 (54.) noch einmal der Führungswechsel. Nach Yasuhiras Pfostentreffer legte Kroatien wieder vor und hatte sogar die Chance auf eine Zwei-Tore-Führung. Die ließ aber Cindric bei seinem Wurf gegen das Torgebälk liegen und Yoshidi setzte auf der Gegenseite den Wurf ins leere Tor zum 28:28 (57.).
Die Spannung war greifbar: Dagur Sigurdsson nahm zwei Minuten vor dem Ende seine finale Auszeit und Zvonimir Srna sollte den dringend benötigten Akzent aus dem Rückraum setzen. Japan aber erkämpfte sich einen Siebenmeter, mit dem Yasuhira die kroatische Führung erneut ausglich.
Japan hoffte weiter auf die Überraschung: Den nächsten Wurf setzte Martinovic neben das Tor und 35 Sekunden vor dem Ende hatte Japan die letzte Auszeit und die Chance auf den Führungstreffer. Aber der Außenseiter scheiterte gleich zweimal - erst Motoki und dann Yoshida im Nachwurf. Kroatien blieben noch siebzehn Sekunden und die nutzte dann Martinovic mit der Sirene zum Siegtreffer zum 30:29-Endstand.
Kroatien: Kuzmanovic (5/1 Paraden), M. Mandic (4 Paraden); Sostaric 6, Mihic 4, Martinovic 4/1, Duvnjak 3, Srna 3, Sipic 3, Nacinovic 3, Cindric 2, Lucin 2, Klarica, Sarac, Grahovac
Japan: Nakamura (1 Parade), Okamoto (9/1 Paraden); Yasuhira 10/2, Fujisaka 5, Yoshida 4, Motoki 3, Tokuda 2, Watanabe 2, Sakurai 1, Tamakawa 1, Yoshino 1, Sugioka, Baig, Takano
Schiedsrichter: Jörum / Kleven (NOR)
Strafminuten: 6/8
Siebenmeter: 1/2 ; 2/4
chs