31.07.2024, 12:34
Erste Niederlage bei Olympia
Nach zwei Siegen muss Deutschland bei den Olympischen Spiele seine erste Niederlage einstecken: Beim 26:31 (13:15) gegen Kroatien, gegen das es bereits in der Qualifikation in Hannover eine Niederlage gesetzt hatte, fehlten über weite Strecke die Mittel in der Offensive. Aus einem 5:4 wurde ein 5:7 - in der Folge lief die DHB-Auswahl vergeblich dem Rückstand hinterher.
Bundestrainer Alfred Gislason vertraute auf die bewährte Startaufstellung - vor Andreas Wolff agierten Lukas Mertens, Julian Köster, Renars Uscins, Christoph Steinert und Johannes Golla. Lediglich eine Änderung gab es: Luca Witzke begann anstelle von Juri Knorr. Bei Kroatien führte Domagoj Duvnjak die Regie, der Deutschland im Interview vor zwei Tagen die "bessere Form" bescheinigt hatte.
Heute erwischte jedoch Kroatien den besseren Start in die Partie und ging mit 3:1 (5.) in Führung. Auch Torwart Dominik Kuzmanovic, der die deutsche Auswahl im Januar bei der Europameisterschaft zur Verzweiflung getrieben hatte, hatte mit seinen zwei Paraden daran seinen Anteil. Doch auch Wolff konnte sich in dieser Anfangsphase auszeichnen. Vorne sorgte Uscins mit einem Doppelpack für die erste Führung (4:5, 12.).
Gegen die hart zupackende Defensive der Kroaten tat sich die deutsche Auswahl in den folgenden Minuten jedoch schwer; Witzke und Co. fanden kein Durchkommen. Nach einem Schlagwurf des Spielmachers ging Kroatien in den Gegenstoß. Mit einem 3:0-Lauf eroberten die Kroaten die Führung zurück und Gislason zog beim 5:7 aus deutscher Sicht die Auszeit (15.).
Der Bundestrainer stellte personell um und brachte Knorr sowie Marko Grgic in die Partie. Es ging jedoch selten so schnell und einfach wie in der 19. Spielminute, als Wolff hinten parierte und der Ball mit Tempo nach vorne gebracht werden konnte, wo Golla frei vom Kreis den Anschluss herstellen konnte (7:8, 20.).
Auch Kroatien wechselte nun; Luka Cindric übernahm die Spielmacherposition von Duvnjak. Ivan Martinovic erhöhte von der Siebenmeterlinie auf 9:7 (20.) für seine Mannschaft; der dafür eingewechselte Matej Mandic hatte Deutschland kurz zuvor seinen Strafwurf abgewehrt. Nach einer weiteren Parade von Kuzmanovic, der zurückgekehrt war, war es erneut Martinovic, der den Spielstand auf 10:7 (21.) stellte.
Die kroatische Defensive hatte den deutschen Rückraum gut im Griff und ließ ihm quasi keinen Raum. Entsprechen wurde wiederholt Golla gesucht, der auf 9:11 (23.) verkürzte. Erst nach einer Zeitstrafe gegen Zvonimir Srna, der Knorr im Gesicht erwischt hatte, bot sich Platz - und Uscins brach zum 10:12 (26.) durch.
Wolff wehrte kurz darauf einen Siebenmeter von Martinovic ab und Golla erzielte mit seinem fünften Treffer an diesem Tag den Anschluss (11:12, 27.), doch Kroatien hatte immer wieder passende Antwort parat. So nahm das Team von Ex-Bundestrainer Dagur Sigurdsson nach seiner vielleicht stärksten Halbzeit in diesem Turnier einen Zwei-Tore-Vorsprung mit in die Kabine; es stand 13:15 aus deutscher Sicht, da Knorr mit der Halbzeitsirene noch hatte verkürzen können.
Der erste Treffer nach Wiederanpfiff ging auf das Konto von Golla, der erneut zum Anschluss traf (14:15, 31.). Kroatien kam aus seiner Abwehr heraus jedoch weiterhin immer wieder ins Tempospiel und setzte sich wieder ab (14:17, 34.); gerade Martinovic bekam man nicht in den Griff. Gislason versuchte, mit dem siebten Feldspieler einen neuen Impuls zu setzen, doch das ging schief. Nach zwei Gegentreffern ins leere Tor betrug der Rückstand erstmals fünf Tore (15:20, 39.).
Nach 45 Minuten lag Deutschland nach einem Treffer von Witzke weiterhin mit 18:22 zurück. Gislason verzichtete inzwischen wieder auf den zusätzlichen Feldspieler, doch seine Mannschaft fand kein Mittel, um die kroatische Defensive zu überwinden. Das Team von Sigurdsson verteidigte im Zentrum ebenso kompakt wie kompromisslos. So boten sich keine Lücken und die vereinzelten Würfe aus der Distanz, die sich die deutsche Auswahl ohne Kontakt nahm, waren Beute von Kuzmanovic.
Die Fans spürten, dass die deutsche Auswahl in diesem Spiel schwamm. "Kämpfen, Deutschland, kämpfen", forderte die Tribüne hinter dem deutschen Tor. Mit zumindest kleinem Erfolg: Der eingewechselte David Späth wehrte einen Ball ab und vorne traf der zur Pause eingewechselte Rune Dahmke zum 20:24 (49.). Kroatien hatte jedoch erneut die Antwort parat (21:26, 53.)
Deutschland versuchte es mit einer offensiveren Abwehr mit Köster auf der Spitze; auch Kroatien agierte inzwischen mit dem vorgezogenen Duvnjak. Während die Kroaten ihre Angriffe jedoch ruhig aufbauten und Zeit von der Uhr nahmen, lief dem DHB-Team selbige davon - zumal Kroatien immer wieder Nadelstiche setzte. Das 30:25 von Lovro Mihic besiegelte die deutsche Niederlage.
Kroatien: Kumanovic (12 Paraden), Mandic (1/1 Parade); Martinovic 9/1, Sostaric 5/2, Duvnjak 5, Cindric 5, Mihic 4, Srna 1, Sipic 1, Nacinovic 1, Klarica, Sarac, Lucin, Grahovac
Deutschland: Wolff (8/1 Paraden), Späth; Golla 8, Uscins 4, Witzke 3, Dahmke 3, Köster 2, Knorr 2, Heymann 1, Häfner 1, Steinert 1, Grgic 1/1, Mertens, Kohlbacher
Zuschauer: 5774
Schiedsrichter: Horacek / Novotny (CZE)
Siebenmeter: 3/4 ; 1/2
Strafminuten: 10 / 0
Disqualifikation: Srna (49., dritte Zeitstrafe)
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