24.01.2024, 18:02
Sieg über Ungarn
Frankreich hat bei der Handball-EM die Frage der Ehre nicht immer souverän, am Ende aber erfolgreich beantwortet: Mit dem 35:32 (20:18) über Ungarn nimmt der bereits für die nächste Runde qualifizierte Olympiasieger auch Vorrundengegner Deutschland mit ins Halbfinale, Ungarn spielt am Freitag um Platz 5 und Österreich darf auf die Olympiaqualifikation hoffen.
aus Köln berichtet Christian Stein
Ohne Kristof Palasics, der wegen einer Blinddarmentzündung operiert werden musste, lastete viel Druck bei Ungarn im letzten Spiel der Hauptrunde der Handball-EM gegen Frankreich auf Keeper Laszlo Bartucz. Der Torhüter von Tatabanya musste zwar noch den Auftakttreffer von Dika Mem schlucken, ermöglichte dann aber auch den guten Start der Magyaren zum 1:4 (3.).
Frankreich, das unter anderem auf den Einsatz von Samir Bellahcene und Nikola Karabatic verzichtete, hatte Anlaufschwierigkeiten. Ungarn hingegen wollte den Druck auf Deutschland hoch und die Hoffnung auf das Halbfinale am Leben halten.
Abschenken wollte Les Bleus die Partie aber nicht, das wurde nach dem 6:7 (8.) von Hugo Descat deutlich, einer von vier Spielern beim ungarischen Topklub Telekom Veszprem, deutlich. Das Duell gegen die Vereinskollegen sorgte für Motivation - Descat, Fabregas und Remili sollten sechs Treffer bis zur ersten Führung des Olympiasiegers (9:8) beisteuern und als Ludovic Fabregas zum 12:9 (14.) erhöhte, nahm Chema Rodriguez seine erste Auszeit.
Ungarn wechselte unter anderem im Tor: Palasics-Ersatz Arian Ando kam zu seinen ersten Einsatzminuten bei diesem Turnier. Doch auch der 24-Jährige konnte für keinen Umschwung sorgen, auf der Gegenseite hatten auch die nun schon fünf Paraden von Remi Desbonnet zum weiteren Absetzen auf 15:10 beigetragen.
Ungarns Abwehr agierte gegen den sprungstarken Rückraum der Franzosen insgesamt zu passiv, verteidigte zu nah an der Torraum-Linie. Zudem bestrafte Frankreich trotz erster personeller Wechsel den doppelten Spezialistenwechsel der Magyaren eiskalt und hielt den Kontrahenten bis zum 20:14 auf Abstand.
Ungarns spanischer Trainer Chema Rodriguez versuchte unter anderem mit der Einwechslung vob Egon Hanusz das Angriffsspiel zu beleben, der Stuttgarter verkürzte mit einem Doppelpack auf zwei Tore, mit einem 20:18 für Frankreich wurden die Seiten gewechselt.
Beide Mannschaften taten sich schwer nach dem Seitenwechsel den Rhythmus aufzunehmen, so war es bei einer Zeitstrafe gegen Kentin Mahe dann Mate Lekai, dem der Anschlusstreffer (34.) ins noch leere Tor gelingen sollte.
Frankreich agierte in der Offensive in Einzelaktionen, der Wechsel im Tor zu Charles Bolzinger sollte sich nicht auszahlen und Zoltan Szita gelang sogar der Ausgleich zum 20:20. Immerhin, Nicolas Tournat sollte die über zehn Minuten andauernde Torflaute von Les Bleus beenden und sein Team in der Vorlage halten.
Souverän wirkte das Spiel des Olympiasiegers allerdings nicht, auch der von Bolzinger gehaltene Siebenmeter gegen Lekai trug nicht wesentlich zur Beruhigung bei. Guillaume Gille haderte mit dem Offensivspiel seiner Mannschaft, auch wenn Tournat zum 23:12 (40.) netzte.
Auch defensiv offenbarte der Olympiasieger durchaus Abstimmungsschwächen und ließ deutliche Lücken zu. Die Chancen die Führung weiter auszubauen nutzte man nicht mit letzter Konsequenz, dennoch beruhigte das 26:23 (46.) von Ludovic Fabregas ein wenig die Nerven.
Ungarn kämpfte um den Anschluss, doch das Anspiel von Timothey N´Guessan auf Dylan Nahi zum 29:26 (53.) verdiente sich den Szenenapplaus des Publikums. Auch weil Nedim Remili, wenn auch im rechten Rückraum agierend, nun die Spielsteuerung übernahm, kehrte wieder Souveränität ins Spiel der Franzosen zurück - der Linkshänder netzte auch selbst zum 32:29 (57.).
Chema Rodriguez nahm seine letzte Auszeit. Aber Frankreich ließ sich den Sieg nicht mehr aus der Hand nehmen, mit dem 34:30 von Nicolas Tournat war die Entscheidung gefallen, auch wenn Ungarn noch einmal mit der offenen Deckung alles versuchte. Über das 35:32 jubelte aber vor allem Deutschland, der Gastgeber steht damit im Halbfinale.
Frankreich: Bolzinger (4 Paraden), Desbonnet (5 Paraden) - Remili 7, Mem 6, Tournat 4, Descat 3, Fabregas 3, Mahé 3, Y. Lenne 2, Nahi 2, L. Karabatic 1, N'Guessan 1, Porte 1, Prandi 1, Richardson 1, Konan
Ungarn: Ando (7 Paraden, davon 1 Siebenmeter), Bartucz (1 Parade) - Banhidi 5, Rosta 5/2, Ancsin 4, Fazekas 4, Bodo 3, Imre 3, Lekai 3/1, Hanusz 2, Boka 1, Ilic 1, Szita 1, Ligetvari, Sipos, Szöllösi
Schiedsrichter: Bojan Lah / David Sok (Slowenien)
Zuschauer: 19.750 (ausverkauft)
Strafminuten: 6 / 6
chs