22.01.2024, 19:40
Olympiasieger zu stark für Remis-Könige
Im sechsten Spiel bei dieser Handball-EM hat es Österreich erwischt: Das Team von Ales Pajovic kassierte nach einer starken kämpferischen Leistung am Ende ein 28:33 (16:15) gegen Frankreich. Der Olympiasieger buchte damit das Ticket für das Halbfinale, aber auch Österreich ist noch nicht aus dem Rennen.
Ohne den erkrankten Abwehrchef Lukas Herburger, dafür aber wieder mit Janko Bozovic konnte Österreich in das richtugnsweisende Duell gegen Olympiasieger Frankreich am vorletzten Spieltag der Hauptrunde der Handball-EM in Köln gehen und legte gleich furios los.
Les Bleus sah sich schnell mit einem 1:4 (5.) konfrontiert, obwohl Guillaume Gille eine namhafte Formation auf das Parkett geschickt hatte. Ales Pajovic setzte weitestgehend auf seinen Stamm, für die Deckung rückte Michael Miskovez anstelle von Herburger in den Innenblock und Bozovic durfte vorne wie hinten ran.
Das Kölner Publikum, das an den ersten beiden Turniertagen noch die Franzosen ausgepfiffen hatte, versuchte sich aufgrund der Tabellenkonstellation in lautstarker Klatschunterstützung für den Favoriten - eine Niederlage für Österreich und Gastgeber Deutschland könnte wieder aus eigener Kraft ins Halbfinale kommen.
» Wie kommt Deutschland ins Halbfinale der Handball-EM?
Und Frankreich kämpfte sich eindrucksvoll zurück: Nach der ersten Parade von Samir Bellahcene konnte Dika Mem das 5:6 (9.) setzen und die nächste Glanztat des Kieler Schlussmanns nutzte dann Nedim Remili zum 7:7 (12.). Die mögliche Chance zur Führung ließ aber Hugo Descat vom Siebenmeterstrich gegen den kurzzeitig eingewechselten Ralf-Patrick Häusle verstreichen. Der Linksaußen netzte dann aber im Konter nach langem Pass von Bellahcene zum 9:8 (15.).
Frankreich schaffte es die österreichische Deckung etwas nach hinten zu drängen, überzeugte mit viel Laufbereitschaft ohne Ball und kam so zu guten Chancen. Hinten schob man die Räume zu, die intensive Abwehrarbeit hatte aber auch frühe Zeitstrafen zur Folge.
Les Bleus gaben in der Folge das souverän wirkende 15:12 aus der Hand, auch weil der nun dauerhaft eingewechselte Häusle im ÖHB-Tor die ersten Bälle abwehrte. Ein 0:4-Lauf zwang Guillaume Gille zur Auszeit. Mehr als ein direkter Freiwurf sollte dem Favoriten nicht gelingen, mit einem 15:16 ging es in die Pause.
Die Franzosen nutzten dann aber die Pause, stellten sich besser auf das österreichische Angriffsspiel ein und konnten sich vorne vor allem auf Dika Mem und Ludovic Fabregas verlassen - bei Österreich machte sich das Fehlen von Lukas Herburger in der Deckung weiterhin bemerkbar. Beim 21:18 führte Frankreich mit drei Toren.
Patrick Häusle hielt aber schon seinen dritten Siebenmeter und Weber konnte mit dem 22:22 (14.) wieder egalisieren. Doch Frankreich blieb am Drücker: Die zehnte Parade von Bellahcene, die Übersicht von Nikola Karabatic im schnellen Umschaltspiel und die Abschlussstärke von Dylan Nahi zum 24:22 beruhigten aber wenig später wieder die Nerven des Favoriten.
Vor allem der Schlussmann des THW Kiel pushte sich, suchte auch den Support der deutschen Anhänger und war einmal mehr ein guter Rückhalt. Auch Kentin Mahe feierte nach seinem Treffer zum 26:23 mit den deutschen Fans. Elf Minuten vor dem Ende hatte der Favorit das Kommando übernommen.
Österreich bewies kämpferische Qualitäten wie schon in den vergangenen Partien, ließ die Köpfe nicht hängen und versuchte weiter sein Handball-Märchen zu schreiben. In den wichtigen Momenten spielte allerdings Frankreich seine Qualitäten aus: Die Angriffe wurden auf den Punkt zu Ende gespielt und so schaffte es der Favorit in der Vorlage zu bleiben. Ales Pajovic musste beim 28:26 (52.) seine Auszeit nehmen, um dem Spiel noch einmal eine Wende zu geben.
Doch dies sollte nicht gelingen: Bellahcene-Rufe schallten kurz darauf durch die Arena, nachdem der Kieler Schlussmann seinen dreizehnten Ball pariert hatte. Die Arena war auf Betriebstemperatur, als Nikola Karabatic dann zum 30:26 (56.) einnetzte und somit die erste Niederlage Österreichs immer wahrscheinlicher wurde. Als der mehrfache Welthandballer zum 32:28 stellte, war der sprichwörtliche Deckel auf der Partie, die mit einem 33:28 endete.
Frankreich hat das Ticket ins Halbfinale der Handball-EM somit sicher, den Gruppensieg allerdings noch nicht. Mit einem Sieg gegen Deutschland könnte Ungarn am letzten Spieltag Frankreich noch vom ersten Platz verdrängen, der dem Gruppensieger ein Duell mit Dänemark erspart. Österreich muss unterdessen nun selbst gegen Island gewinnen und auf Schützenhilfe hoffen.
» Hauptrunde I: Die Lage im Rennen um das Halbfinale der Handball-EM
Frankreich: Bellahcene (15 Paraden), Desbonnet; Fabregas 7, Mem 7, Descat 4/1, N. Karabatic 3, Mahé 3, Nahi 2, Remili 2, L. Karabatic 1, Kounkoud 1, Prandi 1, Richardson 1, Tournat 1, Konan, Y. Lenne
Österreich: Häusle (6/1 Paraden), Möstl (2 Paraden); Bilyk 6, Hutecek 6, R. Weber 5/3, J. Bozovic 4, Wagner 4, Frimmel 1, Nigg 1, Schweighofer 1, Belos, Damböck, Mahr, Miskovez, Mittendorfer, Zivkovic
Zuschauer: 19.750 (Köln, ausverkauft)
Schiedsrichter: Vaclav Horacek / Jiri Novotny (Tschechien)
Strafminuten: 4 / 8