18.01.2024, 19:37
Les Bleus wieder Tabellenführer
Frankreich untermauerte seine Favoritenrolle bei der Handball-EM: Im Spitzenspiel gegen Kroatien konnte Les Bleus sich am Ende mit 34:32 (18:18) durchsetzen. In Erinnerung bleibt die Partie aber auch durch den Rekord von Nikola Karabatic.
Aus Köln berichtet Christian Stein
Ohne Ivan Martinovic und den erkrankten Domagoj Duvnjak, dafür mit einer Vielzahl an Fans im Rücken konnte Kroatien mit Frankreich zum Auftakt der Hauptrunde der Handball-EM zunächst auf Augenhöhe agieren.
Vor allem Martinovic-Ersatz Luka Lovre Klarica überzeugte wie schon gegen Rumänien - sowohl aus der Distanz wie auch beim Durchbruch. Die ersten Paraden und zwei frühe Zeitstrafen sorgten dafür, dass sich Frankreich mit einem 3:5-Rückstand (9.) konfrontiert sah.
Insgesamt verlief die Partie recht temporeich, bei der Equipe Tricolore sollten vor allem Nikola Karabatic, der sich früh auf den Weg zum ewigen EM-Rekordschützen machte, und Dika Mem die Verantwortung an sich reißen und dafür sorgen, dass beim 9:8 (15.) das Spiel gedreht war - Goran Perkovac nahm die erste Auszeit.
Das Fehlen von Duvnjak machte sich bei Kroatien vor allem auch in der Defensive bemerkbar, vorne mühte sich Luka Cindric seine Erfahrung an seine Teamgefährten weiter zu geben und das Spiel zu dirigieren. Frankreich versuchte nach seiner Auszeit beim 13:11 (20.) mit der Einwechselung von Samir Bellahcene einen Impuls zu setzen. Auch Kroatien hatte mit Dominik Kuzmanovic einen neuen Mann zwischen die Pfosten beordert.
Auch wenn Luka Karabatic noch einmal auf drei Tore erhöhen sollte, Kroatien ließ sich nicht abschütteln und setzte nun auch mit Marin Jelinic und Mateo Maras wichtige Akzente und war beim 17:17 auf Augenhöhe und weil Dominik Kuzmanovic mit seiner fünften Parade auf eine Quote von 50% kam wurden beim 18:18 die Seiten gewechselt.
Mit der zweiten Halbzeit konnte dann auch Bellahcene seine Akzente setzen, Nikola Karabatic sollte hingegen mit dem 20:18 als Ewige Rekordtorschütze mit Gudjon Valur Sigurdsson gleichziehen und mit 5 Treffern in der Partie sein Torekonto im Rahmen einer Handball-EM auf 289 Tore ausbauen. Dass ausgerechnet der Treffer zum alleinigen Rekordschützen beim 26:22 ins leere kroatische Tor ging - eine Randnotiz.
Als Dylan Nahi zum 24:21 (41.) konterte, nahm Perkovac die zweite Auszeit. Frankreich musste wenig später auf Ludovic Fabregas verzichten, der Kreisläufer von Telekom Veszprem kassierte seine dritte Zeitstrafe - den anschließenden Siebenmeter konnte Bellahcene dann aber Mario Sostaric abknöpfen. Frankreich gewann immer mehr Kontrolle über müder werdende Kroaten.
Les Bleus konnte einfach auch hochklassiger wechseln, beispielsweise mit Kentin Mahe noch einmal frischen Wind bringen. Bei Kroatien blieb vor allem Kuzmanovic auf Weltklasseniveau - der junge Schlussmann vom RK Nexe Nasice hatte mit seiner Siebenmeterparade gegen Hugo Descat schon zehn Paraden auf der Habenseite und wies immer noch eine Fangquote von über 40% auf.
Das führte dazu, dass sein Team weiterhin auf etwas Zählbares hoffen konnte und sich zehn Minuten vor dem Ende auf beim 27:26 wieder auf ein Tor herangekämpft hatte. Die französische Festung, sie wurde wie schon im Spiel gegen Deutschland, vor allem durch die Defensive sichergestellt.
Ballgewinne blieben ein Schlüssel: Eine Zeitstrafe gegen Veron Nacinovic bestraften beispielsweise Dylan Nahi und Nedim Remili mit Kontern ins leere Tor zum 29:26 (53.). Die kroatische Volksseele kochte auf der Tribüne - auf Frankreichs Bank wurden Gegenstände von den Rängen geworfen, die eine kurzzeitige Unterbrechung und auch eine entsprechende Ermahnung durch den Hallensprecher zur Folge hatten.
Es blieb ein Krimi, auch weil Elohim Prandi (31:28) und Kentin Mahé (32:30) Nervenstärke bewiesen und auf der Gegenseite sich die Erfahrung von Igor Karacic auszahlte. Dennoch lief den Kroaten die Zeit weg, mit einem Pfeifkonzert wurde die merkliche Passivität der Franzosen in der Schlussminute begleitet. Der Ball kam dennoch zu Nicolas Tournat, der mit dem 34:32 vom Kreis für die Vorentscheidung sorgte.
Goran Perkovac nahm seine letzte Auszeit - ein schnelles Tor und eine offensive Deckung wären die einzige Option gewesen. Als aber Karacic den Ball nicht an Bellahcene vorbei brachte und die Rot-Weißen auch im Nachwurf verzogen, waren die Weichen gestellt: Mit dem 34:32-Sieg übernahm Frankreich die alleinige Führung in der Hauptrundengruppe.