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    Europameisterschaft

    28.01.2024, 19:47

    Entscheidung fällt erst in der Verlängerung

    Frankreich schlägt Dänemark und ist Handball-Europameister

    Frankreich ist Handball-Europameister: In einem spannenden Finale setzte sich der Olympiasieger mit 33:31 (27:27, 14:14) nach Verlängerung gegen Weltmeister Dänemark durch und feiert - nach 2006, 2010 und 2014 - den vierten Titelgewinn bei einer Handball-EM in seiner Historie. Beste Schützen waren Ludovic Fabregas mit acht Toren für Dänemark und Mikkel Hansen mit neun sowie Mathias Gidsel mit sieben Treffern bei Dänemark.

    Mikkel Hansen
    Neun Treffer von Mikkel Hansen reichten Dänemark nicht. Ingrid Anderson-Jensen

    Aus Köln berichtet Julia Nikoleit

    Olympiasieger Frankreich begann das Finale der Handball-EM gegen Dänemark wie zuletzt mit Samir Bellahcene zwischen den Pfosten. Im Angriff agierten Dylan Nahi, Nikola Karabatic, Nedim Remili, Dika Mem, Yannis Lenne und Ludovic Fabregas; in der Defensive kam Luka Karabatic für Remili.

    Bei Weltmeister Dänemark erhielt Emil Nielsen den Vorzug vor Niklas Landin. Emil Jakobsen, Simon Pytlick, Mikkel Hansen, Mathias Gidsel, Niclas Kirkelökke und Magnus Saugstrup. Nikolai Jaccbsen ließ zudem mit zwei Angriff-Abwehr-Wechseln agieren; Rasmus Lauge und Simon Hald kamen für Hansen und Pytlick.

    Der erste Treffer im Finale ging auf das Konto von Hugo Descart, der Emil Nielsen per Siebenmeter überwand (1:0, 2.). Es entwickelte sich zunächst eine ausgeglichene Partie (3:3, 6.), in der Emil Nielsen nach dem ersten Gegentor bereits früh mehrere Paraden für sich verbuchen konnte. Nach zwölf Minuten wehrte er bereits den fünften Ball ab.

    Frankreich geht in Führung

    Dass die Dänen dennoch in Rückstand gerieten (4:6, 12.) war den einfachen Fehlern in der Offensive geschuldet. In doppelter Unterzahl spielte Hansen einen zu lockeren Pass, den Nahi abfing und per Gegenstoß verwertete. Nach einem Fehlwurf von Jakobsen und einem weiteren Ballverlust, der zudem in einer Zeitstrafe für Gidsel mündete, stellte Descat erstmals auf zwei Tore.

    Die Dänen konnten sich jedoch auch in der Folge auf Nielsen verlassen und auch die Defensivformation stand besser. Die Franzosen verschleppten das Tempo in ihren Angriffen extrem, was der Weltmeister jedoch zu verteidigen wusste - und nach einem Ballgewinn durch Zeitspiel des Olympiasiegers traf Saugstrup zum 9:6 (17.). Mit einem 5:0-Lauf hatte Dänemark die Führung übernommen.

    Mit einem parierten Siebenmeter nahm Nielsen den Franzosen eine weitere Großchance ab, doch Hansen scheiterte vorne zweimal innerhalb weniger Minuten an Bellahcene, der zuvor noch keine Akzente hatte setzen können. Der Olympiasieger nahm diese Vorlage dankbar an und kam durch Lenne seinerseits mit einem 3:0-Lauf zum Ausgleich (9:9, 22.). Jacobsen nahm die Auszeit und brachte Lauge im Angriff für Hansen.

    Auch die Franzosen hatten bereits gewechselt; Kentin Mahe und Elohim Prandi waren neu in die Partie gekommen. In den verbleibenden Minuten bis zur Pause konnte keine der beiden Mannschaften einen Vorteil erringen. Bellahcene nahm Jaobsen einen Gegenstoß ab (28.), doch Hansen sorgte per Siebenmeter für den Ausgleich, sodass es beim Stand von 14:14 in die Kabine ging.

    Dänemark legt nach Wiederanpfiff vor

    Dänemark konnte sich nach Wiederanpfiff weiterhin auf Nielsen verlassen und ließ vorne den Ball gut laufen. Zwei Siebenmeter von Hansen und der fünfte Treffer von Gidsel, der nebenbei die Torjägerkrone jagte, bescherten dem Weltmeister einen 17:14 (35.)-Vorsprung. Bei Frankreich dauerte es hingegen fünfeinhalb Minuten, bis Fabregas für den ersten Torerfolg im zweiten Durchgang sorgen konnte.

    Nach einem Stürmerfoul von Mads Mensah, der kurz vor der Pause eingewechselt worden war, hatte Frankreich die Chance zum Anschluss, doch das weiterhin langsame Aufbauspiel quittierte das Publikum zunehmend mit Pfiffen. Der Olympiasieger brachte Lenne zum Wurf, doch Nielsen parierte gegen den Rechtsaußen.

    Dänemark behauptete seinen Vorsprung in den folgenden Minuten. Ein Faktor war der unermüdliche Gidsel, der sich vorne aufrieb. Erst traf er selbst (21:19, 47.), dann zog er einen Angriff den Siebenmeter, den Hansen sicherte verwandelte. Frankreich seinerseits ließ den Ball geduldig laufen und spielte Nahi oder Lenne auf den Außenpositionen frei.

    Eine enge Crunchtime

    Da Dänemark in den folgenden Minuten vorne mehrere Chancen vergab, kam Frankreich zum Ausgleich (24:24, 54.). Jacobsen brachte Niklas Landin, zog nach dem 24:25 (55.) durch Mahe die Auszeit und setzte auf den siebten Feldspieler. Es war die "alte Garde" der Dänen, die nun Verantwortung übernahm. Landin parierte hinten, Hansen hämmerte den Ball vorne erst zum Ausgleich und dann zum 26:25 (57.) in die Maschen.

    Die Dänen überstanden in dieser Phase selbst eine Zeitstrafe gegen Kirkelökke und hatten nach einem Pfostentreffer der Franzosen die Chance, für die Vorentscheidung zu sorgen. Jacobsen zog die Auszeit, doch Frankreich verteidigte erfolgreich und kam vorne zum Ausgleich (27:27, 60.).

    Dänemark blieben noch 31 Sekunden, allerdings konnte der Weltmeister sich keine Torchance mehr erarbeiten. Gidsel holte noch einen Freiwurf, doch Mem blockte den Ball von Hansen. So ging es in die Verlängerung. 

    Dänemark zeigt Nerven

    In der Verlängerung blieb Jacobsen dem siebten Feldspieler treu. Mit Erfolg: Der freigespielte Kirkelökke brachte den Weltmeister in Front, doch Frankreich glich aus.

    Es war nun ein purer Abnutzungskampf mit langen Angriffen auf beiden Seiten. Die Franzosen verteidigten das Sieben gegen Sechs der Dänen sehr gut, auf der anderen Seite stemmten sich die Dänen gegen die physisch starken Franzosen. Nach fünf Minuten war das Spiel beim 29:29 weiterhin ausgeglichen.

    In der zweiten Hälfte der Verlängerung brachte Mem die Franzosen mit einem Doppelschlag in Front (31:29, 67.) - es waren seine ersten beiden Tore in diesem Spiel. Eine Parade von Bellahcene und ein Ballverlust machten es den Dänen, die Nerven zu zeigen schienen, schwer, doch der Weltmeister steckte noch nicht auf und kam durch Hansen noch einmal zum Anschluss (31:30, 68.).

    Prandi sorgte mit einem Gewaltwurf dreißig Sekunden vor dem Ende jedoch für die Entscheidung, Dänemark verlor beim Anwurf Zeit und als Mathias Gidsel dann den Anschlusstreffer setzte, waren nur noch sieben Sekunden auf der Uhr. Dänemark stellte eine Wurffalle, Yanis Lenne nutzte den Platz und sorgte mit der Sirene für den 33:31-Endstand.

    Frankreich - Dänemark 33:31 n.V. (14:14,27:27)

    Frankreich: Bellahcene (9 Paraden), Desbonnet; Fabregas 8, Remili 5, Y. Lenne 4, Nahi 4, Prandi 4, Mahé 3/3, Descat 2/2, Mem 2, Tournat 1, L. Karabatic, N. Karabatic, Konan, Kounkoud, N`Guessan

    Dänemark: N. Landin (3 Paraden), Nielsen (15/1 Paraden); Hansen 9/7, Gidsel 8, Pytlick 5, Kirkelökke 3, E. M. Jakobsen 2, Saugstrup Jensen 2, M. Damgaard 1, M. Landin 1, Hald, Jörgensen, Larsen, Lauge Schmidt, Lindberg, Möllgaard Jensen

    Zuschauer: 19.750 (Köln, ausverkauft)
    Schiedsrichter: Andreu Marin Lorente / Ignacio Garcia Serradilla (Spanien)
    Strafminuten: 8 / 6

    jun