29.01.2023, 22:32
Rekordweltmeister geht in Stockholm leer aus
Das hat es noch nie gegeben: Dänemark hat sich bei der Handball-WM zum dritten Mal in Folge zum Titelträger gekrönt. In einem packenden Finale fand Rekordweltmeister Frankreich beim 29:34 (15:16) nach der Pause kein Mittel gegen Rasmus Lauge.
Der "Super-Sonntag" in Stockholm hatte bereits vor dem Highlight am Abend packende Spiele geboten: Den deutschen 28:24-Sieg über Norwegen, das 36:35 der Ägypter gegen Ungarn sowie das furiose Comeback der Spanier gegen Schweden (39:36) im Spiel um Bronze. Das Endspiel zwischen dem Rekordweltmeister und dem Titelverteidiger sollte in puncto Qualität und Tempo aber nochmal neue Maßstäbe setzen.
Den deutlich besseren Start erwischte Dänemark, das früh 4:1 in Führung ging. WM-Senkrechtstarter Simon Pytlick erzielte alleine drei dieser Tore - bei drei Versuchen. Frankreich musste mit diesem Finale erst warm werden, traf nach fast fünf Minuten erstmals ins Schwarze. Das lag auch an Welthandballer Niklas Landin, der sich im Tor glänzend einführte. Weil auf der Gegenseite Vincent Gerard, im Halbfinale noch einer der Matchwinner, keine Hand an den Ball bekam, nahm Guillaume Gille bereits nach sieben Minuten seine erste Auszeit.
Anschließend drückten "Les Experts" endgültig das Gaspedal durch und verkürzten über enormes Tempospiel auf 5:8. In dieser Phase war es aber Füchse-Linkshänder Mathias Gidsel, der die Partie immer mehr an sich riss (12:7, 16.). Gille musste etwas ändern und brachte zwischen den Pfosten Deutschland-Bezwinger Remi Desbonnet, der allerdings auch nur bedingt besser als Gerard ins Spiel fand.
Frankreich wurde aber in der Abwehr stärker, profitierte von überhasteten Abschlüssen Pytlicks und war angeführt von Spielgestalter Nedim Remili zur Pause nur noch einen einzigen Treffer hinten (15:16).
Nach dem Seitenwechsel schaffte es Dänemark, den Fluss der Franzosen etwas zu hemmen. Den blassen Mikkel Hansen ersetzte der zu Turnierstart angeschlagene Rasmus Lauge, führte stark Regie und die Dänen zu einer erneuten Drei-Tore-Führung (21:18, 38.).
"Les Experts" ließen allerdings nicht abreißen, hatten in der Schlussviertelstunde wieder Kontakt hergestellt (24:25). Daran änderte auch der Torwart-Wechsel von Landin auf Kevin Möller (noch) nichts. Für die letzten Minuten brachte Dänemarks Coach Nikolaj Jacobsen im Rückraum Flensburgs Mads Mensah Larsen, der mit einem fulminanten Doppelschlag aus dem Rückraum für Entlastung sorgte.
Der X-Faktor war aber Antreiber Lauge, der von Frankreich gar nicht mehr einzufangen war. Beim 31:27 erzielte der ehemalige Bundesliga-Profi (2013 bis 2015 in Kiel, 2015 bis 2019 in Flensburg) seinen neunten Treffer im zehnten Versuch - zur Pause hatte er erst zwei auf dem Konto. Wenig später markierte Lauge auch noch sein zehntes Tor und stieg damit in einen elitären Kreis auf: Der 31-Jährige war erst der sechste Profi, dem in einem WM-Finale mindestens zehn Treffer glückten.
Möller klaute noch zwei, drei freie Würfe, durch die der Titelverteidiger nicht mehr zu stoppen war. 34:29 lautete der Endstand. Dänemark ist damit die erste Handball-Nation, die drei WM-Titel in Folge gewann. Bei Frankreich geht das Warten auf den siebten Titel (letztmals 2017) weiter. "Es ist fantastisch, das geschafft zu haben, was vor uns noch niemand geschafft hat", erklärte Jacobsen nach dem 28. ungeschlagenen WM-Spiel in Folge: "Ich bin super stolz auf meine Jungs."
Frankreich: Desbonnet, Gerard - Remili 6, Mem 5, Richardson 4/4, Fabregas 3, Prandi 3, Tournat 3, Y. Lenne 2, Lagarde 1, Mahé 1/1, Nahi 1, Grebille, L. Karabatic, N. Karabatic, Porte
Dänemark: N. Landin, K. Möller - Lauge 10, Pytlick 9, Gidsel 6, Kirkelökke 2, Larsen 2, Saugstrup 2, Hald 1, M. Hansen 1/1, E. M. Jakobsen 1, A Plogv Hansen, Holm, Jörgensen, M. Landin, Möllgaard
Schiedsrichter: Gjorgji Nachevski (Nordmazedonien)/Slave Nikolov (Nordmazedonien)
Zuschauer: 23.050
Strafminuten: 6 / 8
Disqualifikation: - / -
msc