09.08.2024, 12:12
Der große Triumph 2016
Wenn es um historische Spiele gegen Spanien geht, dann kommt man um das historische EM-Finale 2016 nicht vorbei. Der Spielbericht von damals erzählt von der Mentalität, die Deutschland auch durch die Olympischen Spiele trägt.
Die Spanier mit ihrer letzten Chance auf einen Titel für diese Spielergeneration, die Deutschen mit der Möglichkeit auf den ersten einer seit kaum einem Jahr neu formierten jungen Mannschaft. Das war die Ausgangsposition für den Titelkampf 2016. Die Trumpfkarte Abwehr, die die spanische Selección auf ihrer Seite glaubte, lag dabei zunächst beim deutschen Team, das zwei frühe Ballgewinne feierte.
Arpad Sterbik parierte zwar bei der Chance zum 2:0 gegen Steffen Fäth, aber Andreas Wolff agierte eben überragend. Nach vier Minuten schickte Steffen Fäth den spanischen Abwehrchef Gedeon Guardiola mit einer frühen Zeitstrafe vom Feld. Es war früh Feuer im Duell.
Arpad Sterbin schien auf spanischer Seite der Fels in der Brandung zu sein. Mit grandiosen Reflexen hielt er seinen Kasten bei vier Würfen in Serie sauber. Das galt derweil auch für Andreas Wolff, der schließlich nach fast sechs Minuten und insgesamt acht Fehlversuchen beider Teams die Vorlage für Kai Häfners 2:0-Treffer lieferte.
Die deutsche Sieben profitierte auch im weiteren Verlauf davon, dass Arpad Sterbik offenbar wenig Videomaterial von Kai Häfner gehabt hatte. Auch das 2:1 und das 3:1 gingen auf das Konto des Burgdorfers. Mit dem Konter zur Zwei-Tore-Führung erzwang er nach acht Minuten die erste Auszeit der Spanier. Die deutsche Defensive agierte völlig souverän.
Dagur Sigurdsson schien für das achte Spiel binnen 15 Tagen Ersatzakkus besorgt zu haben. Spanien wirkte vergleichsweise müde, bewegte sich langsam. Bis auf 5:1 ging der Lauf, zehn Minuten waren da gespielt. In der anschließenden Unterzahl erzielte Raul Entrerrios das erste Feldtor für Spanien. Im Positionsangriff gelang Joan Canellas, der diesmal von Beginn an auf der Platte stand, nur ein Verzweiflungswurf.
Letztlich machte das deutsche Team in der frühen Phase genau das, was Rafael Baena befürchtet hatte: Mit einer starken Abwehr und einem virtuosen Angriff, Rune Dahmke im Doppelstoßen zum 7:2, drückte es dem Finale entspannt seinen Stempel auf, feierte jede Aktion.
Die erste Rückschlage kamen: Erik Schmidt wurde nach 16 Minuten zum zweiten Mal hinausgestellt. Steffen Fäth wurden beim Wurf Schritte abgepfiffen und Kai Häfner übertrat beim Gegenstoß. Die Spanier kamen besser ins Spiel, erzielten zwei Treffer und konnten in der Defensive Fabian Wiede beschäftigen. Dann prallte Victor Tomas beim Absprung mit Rune Dahmke zusammen. Der junge Linksaußen konnte weitermachen.
Danach verfehlte das gefühlt siebte Anspiel für Spaniens Top-Kreisläufer Julen Aginagalde sein Ziel. Steffen Fäth stellte auf 8:4. Tomas warf Wolff zwar aufs Suspensorium, aber Reichmann scheiterte vom Strich an Sterbik, vergoldete den Moment nicht.
Spanien rollte den Rückstand zunehmend auf. Alex Dujshebaev traf nach 23 Minuten zum 8:5, die deutsche Sieben hatte binnen neun Minuten nur einmal getroffen. Antonio Garcia lief sich fest, ermöglichte Deutschland den nächsten Angriff, aber Fabian Wiede verlor den Ball. Im Angriff gelang beiden Teams wenig, da die Abwehr auf beiden Seiten überragte.
Nach 26 Minuten lag Spanien dabei nach einer strittigen Zeitstrafe erneut in Überzahl. Eduardo Gurbindo scheiterte frei an Wolff. Schließlich fasste sich Martin Strobel ein Herz, sein 9:5-Treffer bedeutete nach 29 Minuten auch die zweite Zeitstrafe gegen Gedeon Guardiola. Julius Kühn erzielte noch das 10:6.
So ging es mit einem Vier-Tore-Vorsprung in den zweiten Durchgang, die deutschen Abwehrspieler hatten bisher nur sechs Gegentreffer zugelassen. In Überzahl setzte Tobias Reichmann den elften Torerfolg für seine Farben. Antonio Garcia scheiterte im Gegenzug an Wolff. Wieder vollzählig empfing Spanien Deutschland mit einer offensiven Abwehr: Cristian Ugalde störte vorgezogen bei 15 Metern.
Reichmann scheiterte zwar anschließend erneut beim Strafwurf, aber Hendrik Pekeler brachte das Spielgerät im Gegenstoß zum 12:6 unter, da sich Andreas Wolff weiterhin in brillanter Form zeigte. Victor Tomas netzte zwar zum 12:7, aber Dahmke lief Ugaldes folgenden Konter ab.
Die deutsche Sieben überzeugte weiterhin als Team, feierte die guten Aktionen gemeinsam und setzte sich nach Missglücktem zusammen dafür ein, das möglichst schnell auszubügeln. So stand auch nach 38 Minuten beim Stand von 14:8 eine Sechs-Tore-Führung zu Buche. Der anschließende Fehlwurf von Valero Rivera beim Strafwurf wurde von den deutschen Fans frenetisch bejubelt.
Kurz darauf verwarf auch Joan Canellas von der Markierung. Stimmungsmäßig war es ein Heimspiel für die deutsche Mannschaft, auch wenn auch ihr längst nicht alles gelang. Spanien schien indes mit der Einwechslung Rafael Baenas zu punkten, er scheiterte jedoch nach 42 Minuten frei an Andreas Wolff.
Zehn Paraden gingen inzwischen auf das Konto des Wetzlarers. Mit 53 Prozent abgewehrter Würfe dominierte er Arpad Sterbik ohnehin längst. Spaniens Nationaltrainer Manolo Cadenas schien derweil beim Stand von 16:9 (44.) den Schlüssel zur Wende gefunden zu haben und forderte eine Auszeit.
Dagur Sigurdsson hatte sich ebenfalls etwas überlegt und ließ Johannes Sellin Entrerrios aus dem Spiel nehmen. Nach 47 Minuten kassierte der Melsunger dabei eine Zeitstrafe. Kai Häfner sorgte für die 18:11-Führung. Wo nur noch elf Minuten zu spielen waren, rückten die Medaillen für Deutschland immer näher. Die Spanier versuchten über Strafwürfe weiterhin im Spiel zu bleiben.
Johannes Sellin beendete nun beim 19:12 das deutsche Siebenmeter-Problem. Die Zeit verrann jetzt, neun Minuten vor Schluss, zugunsten der Deutschen Sieben. Nach den folgenden Treffern von Hendrik Pekeler und Rune Dahmke zum 21:13 hatten allmählich alle in der Tauron-Arena verstanden, dass Deutschland der neue Europameister sein würde.
Spanien hatte im Angriff zu keinem Zeitpunkt den Zugriff auf das Spiel erhalten. Auch in Unterzahl hatte die deutsche Sieben kühlen Kopf behalten und tat dies auch am Ende, als Spanien in 3:3-Formation deckte. Kai Häfners 23:15-Treffer nach 57 Minuten entschied das Spiel. Deutschland gewinnt ein unglaubliches Finale mit 24:17 (10:6).
Felix Buß, Wieland Berkholz